Unweit des Stadions Mineirão, in dem die deutsche Nationalmannschaft ein mögliches Halbfinale austragen würde, stürzte eine im Bau befindliche Brücke ein und begrub Fahrzeuge unter sich. Mindestens zwei Menschen starben.

Belo Horizonte. Beim Einsturz einer noch nicht fertiggestellten Straßenbrücke im brasilianischen WM-Ort Belo Horizonte sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen und nach Behördenangaben 19 Menschen verletzt worden. Tonnenschwere Betonbauteile begruben am Donnerstag zwei Lkw, ein Auto und teilweise einen Bus unter sich. Präsidentin Dilma Rousseff bot den Kommunalbehörden staatliche Hilfe an.

„Die Baufirma hat uns mitgeteilt, dass niemand in den Lkw war, aber wir haben zur Zeit noch keinen Zugang zu den Fahrzeugen“, berichtete Feuerwehrhauptmann Edgard Estevo in einem Live-Interview des TV-Senders Globo. Unklar war zunächst, ob in dem Auto zum Zeitpunkt des Einsturzes Menschen waren. Die Straße unterhalb der Brücke sei für den Verkehr ganz normal freigeben gewesen. Am Unfallort waren 14 Feuerwehrwagen, ein Helikopter und zahlreiche Krankenwagen im Einsatz.

Oberste Priorität hatte zunächst die Bergung der Fahrzeuge aus den Trümmern, um festzustellen, ob es möglicherweise weitere Opfer gebe, sagte Estevo.

Am Unfallort bot sich den 14 angerückten Feuerwehrmannschaften ein Bild des Grauens. Neben zwei offenbar unbemannten Baulastwagen wurde auch ein Kleinwagen von der tonnenschweren Last völlig zerquetscht. Wieviele Insassen sich in dem Pkw befanden, war zunächst unklar. In dem plattgedrückten Wrack dürfte kaum jemand überlebt haben. Aus dem Bus wurden nach Feuerwehrangaben 13 Opfer Insassen unversehrt geborgen, die Fahrerin kam ums Leben.

Am Ort des Unfalls bot sich ein Bild der Zerstörung. Das blanke Entsetzen stand den Menschen, die vor der Brücke noch rechtzeitig zum Halten kamen oder weit genug weg waren, ins Gesicht geschrieben. In den Bussen vor der Brücke schrien die Menschen aus Panik.

„Es war wie ein Erdbeben, der Boden hat gewaltig gewackelt“, sagte ein Augenzeuge dem Fernsehsender Globo. „Ich hörte einen ohrenbetäubenden Lärm und sah die Brücke in sich zusammenstürzen.“

Omnibus eingequetscht

Viele stiegen fassungslos aus den Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln, hielten sich die Hände vors Gesicht und schüttelten den Kopf. Aus den umliegenden Häusern strömten Schaulustige herbei, binnen weniger Minuten kreisten mehrere Hubschrauber über dem Unglücksort, der nur etwa fünf Kilometer vom WM-Stadion Mineirão in Belo Horizonte entfernt ist. Dort würde die deutsche Nationalmannschaft im Falle eines Sieges gegen Frankreich am kommenden Dienstag ihr WM-Halbfinale austragen.

Die Brückenkonstruktion an der Avenida Pedro I war plötzlich aus völlig ungeklärter Ursache eingestürzt. Es hätte zu einer noch größeren Tragödie kommen können. Vom Omnibus wurde nur der vordere Teil des Fahrzeuges völlig eingequetscht. Die Passagiere im hinteren Teil des Busses konnten das Fahrzeug verlassen. Einige erlitten Verletzungen. „Das hat sich wie eine Explosion angehört. Es war ein riesiger Krach und sehr viel Staub“, berichtete ein Anwohner.

Brücke war Teil der milliardenteuren Ausbauarbeiten

Die Avenida Pedro I ist die Hauptstraße, die vom Flughafen Confins in die Stadt führt. Vor allem in der Nachmittagszeit und in den Abendstunden ist die Straße vielbefahren. Sie führt stadtauswärts auch zum WM-Camp der argentinischen Nationalmannschaft, die in anderer Richtung am Abend Richtung Airport aufbrechen wollte. Die Menschen in den umliegenden Häusern wurden evakuiert.

Durch den Einsturz der Brücke könnten womöglich Schäden entstanden sein. Unklar ist, ob auch andere Brückenteile beschädigt oder einsturzgefährdet sind. Die Brücke war Teil der milliardenteuren Ausbauarbeiten für den öffentlichen Nahverkehr und sollte das Netz der Schnellbusspuren der Millionenmetropole erweitern.

Ende Juli hätte sie fertiggestellt werden sollen, sagte ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Die Überführung war als Transportweg für Schnellbusse gedacht. Zum Zeitpunkt des Unfalls wurden bereits die Baugerüste entfernt.