Ex-Nationalspieler Ballack sieht Lahm eher auf der Position des Außenverteidigers. Löw hat dagegen irritiert auf die entbrannte Diskussion reagiert. Der Bundestrainer will den Kapitän im Mittelfeld lassen.

Santo André. Der frühere Nationalspieler Michael Ballack hat Bundestrainer Joachim Löw kritisiert und vor dem WM-Spiel gegen die USA an diesem Donnerstag eine Versetzung von Philipp Lahm in die Abwehr des DFB-Teams gefordert.

„Ich verstehe nicht, dass Löw ihn im Mittelfeld sieht. Er ist ein Super-Spieler auf dieser Position. Aber im Gegensatz zu Bayern München wird er in der Nationalmannschaft eher in der Viererkette gebraucht“, schrieb der 37-Jährige in einer Gastkolumne für den Kölner „Express“.

Ballack griff auch seinen Nachfolger als Kapitän an. „Ich kann mir vorstellen, dass Philipp eine Rückkehr in die Viererkette nicht schmecken könnte. Er ist jetzt dreißig Jahre alt, er weiß natürlich, dass es in den nächsten Jahren immer schwieriger wird, auf der laufintensiven Außenverteidigerposition zu bestehen. Mit einem Wechsel ins defensive Mittelfeld könnte er mit seiner Spielintelligenz locker noch drei, vier Jahre auf höchstem Niveau spielen“, so Ballack. Doch als Sechser ist Lahm bislang mit 22,9 Kilometern der zweitlaufstärkste Spieler der Nationalmannschaft.

Lahm war in den bisherigen beiden deutschen WM-Gruppenspielen gegen Portugal (4:0) und Ghana (2:2) ebenso wie in seinem Verein Bayern München im Mittelfeld zum Einsatz gekommen. „Mit dieser Maßnahme schwächen wir uns doch nur selbst“, meinte Ballack. Der 98-malige Nationalspieler und Vize-Weltmeister von 2002 sieht das Problem der deutschen Nationalelf allerdings auf der linken Abwehrseite: „Und ich bleibe dabei: Lahm müsste auf links spielen, Boateng rechts, Mertesacker und Hummels innen. Dann hätten wir auch eine Defensive von WM-Format.“

Löw hat irritiert auf die Diskussionen um Lahm und dessen neue Mittelfeldrolle bei der WM reagiert. „Diejenigen, die nach dem Portugal-Spiel gesagt haben, wie gut die Lösung mit Philipp Lahm im Mittelfeld ist, die diskutieren jetzt nach einem schlechteren Spiel: Soll er nicht zurück auf die Außenverteidiger-Position?“, äußerte der Bundestrainer verwundert im ZDF vor dem letzten Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die USA am Donnerstag in Recife.

Löw selbst will sich davon nicht beeinflussen lassen: „Manchmal nimmt man diese Dinge auch wahr, aber als Trainer kann man nicht immer alles über den Haufen werfen.“ Kapitän Lahm hatte bei seinen vorangegangenen fünf Turnieren stets auf einer der beiden Außenverteidigerpositionen gespielt. In den ersten beiden WM-Partien in Brasilien konnte der 30 Jahre alte Münchner auf der Position vor der Abwehr noch nicht überzeugen.

Beim 2:2 gegen Ghana verschuldete er sogar das zweite Gegentor mit. Löw zweifelt nicht an seinem Kapitän „Warum sollte ich jetzt nach einem Spiel irgendwie unsicher werden?“, fragte er im ARD-Hörfunk. Lahm habe gegen Ghana nicht unbedingt den besten Tag erwischt, räumte der Bundestrainer ein. Aber beim FC Bayern München habe er auch viele gute Spiele gemacht. „Alle haben gesagt, dass er auch im Mittelfeld Weltklasse ist“, sagte Löw und stellte fest: „Ein Trainer darf sich nicht von öffentlichen Meinungen ständig beeinflussen lassen.“