Der angeschlagene Ronaldo lehrt Klinsmann das Fürchten. Doch die USA wollen gegen Portugal den Achtelfinal-Einzug perfekt machen, um entspannt ins Spiel gegen das DFB-Team zu gehen.
Manaus. Nein, Angst hat Jürgen Klinsmann nicht vor Cristiano Ronaldo. Aber ein wenig fürchtet der Deutsche in Diensten der USA schon die Rache des stolzen Weltfußballers aus Portugal. „Sie werden voller Zorn nach Manaus kommen. Und ich weiß nicht, wie Ronaldo spielt, wenn er sauer ist“, sagte Trainer Klinsmann vor dem zweiten Gruppenspiel seines US-Teams am Sonntag gegen die schwächelnden Portugiesen in der Dschungel-Metropole (18 Uhr/ZDF).
So richtig übel gelaunt sind Ronaldo & Co. nach der 0:4-Pleite gegen die deutsche Mannschaft im ersten Spiel der Gruppe G am vergangenen Montag. Dazu gesellt sich die Sorge um das Knie der Nation: Zwar trainiert der angeschlagene Ronaldo inzwischen wieder mit, doch hinter der wahren Leistungsfähigkeit des Superstars von Real Madrid steht weiter ein Fragezeichen.“ Cristiano ist 100-prozentig fit“, beteuerte Torhüter Beto - ohne rot zu werden.
Nur mit einem Sieg würde der WM-Vierte von 2006 seine Chance auf das Achtelfinale wahren. Und selbst ein gehandicapter Ronaldo ist nach wie vor der große Hoffnungsträger der „Seleccao das Quinas“.
In Ehrfurcht will das US-Team in der Arena Amazonia aber nicht vor „CR7“ erstarren. „Wir wissen, dass Cristiano ein besonderer Spieler ist. Aber wenn wir als Team spielen, sind wir stärker als ein, zwei besondere Spieler“, betonte der Ex-Schalker Jermaine Jones und appellierte an den Mannschaftsgeist der „Klinsmänner“, die mit einem Erfolg bereits fast sicher die Runde der letzten 16 erreicht hätten. So wie zuletzt bei der WM 2010 in Südafrika.
Auch Jones' Partner im defensiven Mittelfeld, Kyle Beckerman, sieht der Konfrontation mit Ronaldo gelassen entgegen. „Ich habe schonmal gegen so ein Kaliber gespielt. Es war ein Typ namens Messi“, sagte der coole Bursche mit dem Dreadlock-Look augenzwinkernd. Beckerman, der im Gegensatz zum gelfreudigen Portugiesen neun (!) Jahre lang nicht mehr beim Friseur war, konnte seine Vorfreude auf den berühmten Gegenüber kaum verbergen: „Das sind unglaubliche Spieler. Es ist ein großer Spaß, gegen sie anzutreten. Das ist es doch, was man will.“
Ein wenig aber spukt Klinsmann und seinen Jungs bereits das Prestigeduell gegen die DFB-Elf am 26. Juni zum Abschluss der Gruppenphase in Recife durch die Köpfe. „Wenn gegen Portugal der zweite Schritt gemacht ist - klar, dann ist das Deutschland-Spiel ein Bonus. Vor allem für die Spieler mit deutschem Hintergrund“, äußerte der in Frankfurt geborene Jones (Besiktas Istanbul).
Dabei dient das Team von Joachim Löw den Amis auch in Sachen Ronaldo als Vorbild. „Das war eine Teamleistung und positiv zu sehen, dass man auch Cristiano stoppen kann“, sagte der bei 1899 Hoffenheim spielende US-Verteidiger Fabian Johnson über den Kantersieg der DFB-Auswahl gegen Portugal.
Die Geschlagenen - allen voran Ronaldo - wollen nun am Amazonas Wiedergutmachung betreiben. „Wir sind alle an große Wettbewerbe und großen Druck gewöhnt. Wir kennen die Bedeutung des Spiels und wissen, was wir tun müssen“, sagte Portugals Mittelfeldspieler Miguel Veloso. Wohlwissend, dass neben den verletzten Fábio Coentrão, Hugo Almeida und Stammtorhüter Rui Patricio auch noch der gesperrte Real-Madrid-Verteidiger Pepe (Rot-Sperre) ausfällt. Aber sie haben ja noch einen Ronaldo. Vor dem sich manchmal sogar ein Klinsmann fürchtet.