Frankreichs Team-Doktor und Müller-Wohlfahrt streiten um die Behandlung des Superstars. Hätte Franck Ribery legal fitgespritzt werden können?

Hamburg/Paris. Um das WM-Aus von Frankreichs Nationalspieler Franck Ribery vom FC Bayern München ist eine wahre Schlammschlacht der Ärzte entbrannt. So stellt der deutsche Mannschaftsarzt und Club-Doktor des FC Bayern, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, klar, dass Ribery an der WM teilnehmen könnte – wenn er ihn behandelt hätte.

Das war aus Brasilien der Konter gegen Müller-Wohlfahrts Kollegen aus Frankreichs Nationalmannschaft. Dort hatte Arzt Franck Le Gall die medizinische Abteilung des FC Bayern München für den WM-Ausfall von Franck Ribéry mitverantwortlich gemacht. Ribery habe trotz seiner chronischen Rückenschmerzen mit Injektionen in Brasilien spielen können, sagte Le Gall im WM-Quartier der Franzosen in Ribeirão Preto. Doch Ribery habe in München „eine Spritzenangst“ entwickelt.

Ribéry spiele nämlich bei einem Club, so der Mediziner, bei dem „jede Pathologie mit Spritzen behandelt wird“. Allein in der abgelaufenen Saison habe Ribéry in München „mindestens 30 Spritzen“ bekommen. „Irgendwann einmal kannst du nicht mehr, deshalb haben wir das nicht gemacht“, betonte der Arzt. Man habe Ribéry ohne Injektionen nicht fit machen können, weil man in der französischen Fußball-Nationalelf „keine Gurus und keine Hexer“ habe.

Müller-Wohlfahrt verbreitete über seinen Berliner Anwalt am Freitag, dass er ersten Frankreichs Ärzten alle Unterlagen und Befunde „zur Verfügung gestellt (Kernspinbilder/Befunde, Behandlungen etc.) und zweitens in einem Telefonat“ seine Sicht der Dinge dargestellt habe. Und: Ribery habe gar keine Angst vor Spritzen. Der Bayern-Star wollte demnach nur nicht die in Frankreich empfohlene Behandlung mit Kortison.

Beleg: Ribery kam nach dem WM-Aus sofort wieder nach München, um sich „kortisonfrei und ohne Schmerzmittel behandeln zu lassen“. Müller-Wohlfahrt wies den Vorwurf des „Fitspritzens“ zurück. Schlimmer noch: Ribery sei verboten worden, zu Müller-Wohlfahrt zur Behandlung zu fahren. Weiter heißt es: „Die von Herrn Dr. Müller-Wohlfahrt angewandte Infiltrationsbehandlung mit Actovegin, bei welchem es sich um ein Ultrafiltrat aus Kälberblutserum handelt, ist explizit von der World Anti Doping Agency zur Injektionsbehandlung zugelassen.“

War das eine Anspielung darauf, dass die Franzosen möglicherweise nicht erlaubte Mittel anwenden? Deren Art Le Gall sagte außerdem, es sei ein Fehler gewesen, dass Ribéry am 17. Mai im DFB-Pokalfinale zwischen dem FCB und Borussia Dortmund eingewechselt worden sei. „Er ist reingekommen, dann musste er (in der Verlängerung) wieder raus. Er hat ein Spiel gespielt, dass er nicht hätte spielen dürfen“, so der französische Mediziner.