Hamburg. Wie lange gilt das Arbeitspapier des Dauerbrenners der Kiezkicker noch? Der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler wirft Fragen auf.
Die größte Gefahr für Marcel Hartel war bereits vor Trainingsende gebannt, als sich der frühere St.-Pauli-Profi Michel Dinzey, der die Einheit beobachtet hatte, von der Kollaustraße entfernte. So ansprechend die Bilanz des 50-Jährigen im braun-weißen Trikot war, so furchterregend ist sie als Zuschauer.
Dinzey, mittlerweile Nationaltrainer der U 20 der Demokratischen Republik Kongo, sah den FC St. Pauli in dieser Saison live gegen Eintracht Braunschweig und den HSV im Stadion – und damit bei den einzigen Niederlagen in der Rückrunde. Kurz nachdem der Deutsch-Kongolese von dannen gezogen war, durfte Hartel mit seinem Team beim Trainingsspiel jubeln.
Wie lange gilt Hartels Vertrag bei St. Pauli?
Der nächste Gefahrenherd wurde zu diesem Zeitpunkt aber gerade erst aufgeheizt: Vertragsfragen. Beim Kiezclub, der die Laufzeiten der Arbeitspapiere nicht kommuniziert, ein sensibles Thema. Für den 27-Jährigen galt bislang die Annahme, er habe nach seiner Verpflichtung von Arminia Bielefeld 2021 einen Dreijahresvertrag bis zum Ende der Saison 2023/24 erhalten.
Die nahe liegende Frage bei der Medienrunde nach der Trainingseinheit, ob er von Sommer an mit auslaufendem Kontrakt kicken würde, beantwortete der gebürtige Kölner jedoch mit einer überraschenden Gegenfrage: „Wer sagt denn, dass ich nur bis zum nächsten Jahr Vertrag habe?“ Womit Hartel weitere Fragen aufwarf, die unterschiedliche Szenarien erlauben.
Greift bei Hartel eine Vertragsklausel?
Möglichkeit eins: Der Mittelfeldspieler hat insgeheim bereits über 2024 hinaus verlängert, was nur noch nicht verkündet wurde. Dafür spricht, dass beide Seiten zufrieden mit der beruflichen Partnerschaft sind. Variante zwei: Sein Vertrag galt von vornherein bereits bis 2025 – was für einen Fußballer seiner Klasse denkbar wäre, allerdings untypisch für den FC St. Pauli, der sich mit seinen Akteuren zumeist auf eine zunächst dreijährige Zusammenarbeit einigt.
Option drei: Alles wie gehabt, Hartel erlaubte sich bloß einen Scherz. Nach Abendblatt-Informationen könnte allerdings auch eine vierte Alternative greifen: So ist es laut Beratern nicht gänzlich untypisch, dass Spieler und Clubs sich auf Klauseln einigen, die ab einer gewissen Anzahl von absolvierten Begegnungen greifen und dann zu einer Verlängerung um ein weiteres Jahr führen. Die Antwort ließ sich bis zum Montagabend nicht verifizieren.
Läuft Hartel 400 Kilometer?
Fakt ist aber: Hartel spielt viel, extrem viel sogar. Die interne Rangliste der Minuten führt der neunfache U-21-Nationalspieler mit 2593 deutlich an, ist neben Lukas Daschner der einzige Profi, der in jeder Partie eingesetzt wurde. Dazu ist er der mit Abstand weitgereisteste Akteur der Zweiten Liga, der bereits 356,4 Kilometer gelaufen ist. „Die 400 kriege ich auch noch voll“, sagt Hartel.
Es ist diese Arbeitseinstellung, die sicherstellen sollte, dass sich der Zweitligameister von 2020 in den verbleibenden fünf Partien nicht hängen lassen wird, wenngleich der Aufstieg nun kein Thema mehr ist: „Einfach den Ball zu haben, zu kicken, treibt mich immer noch am meisten an. Ich werde die Saison nicht austrudeln lassen.“
Wo spielt St. Paulis Hartel gegen Ex-Club?
Schon gar nicht gegen seinen Ex-Club aus Bielefeld, der am Sonnabend (13 Uhr/Sky) im Millerntor-Stadion gastiert. Ob Hartel, dem Kuscheleinheiten mit seiner drei Monate alten Tochter über die Derbypleite hinweg halfen, dann auf seiner gewohnten Position im Zentrum oder, wie gegen den HSV, auf Linksaußen eingesetzt wird, hat Cheftrainer Fabian Hürzeler noch nicht entschieden.
„Im Zentrum bin ich mehr eingebunden, muss außen geduldiger bleiben, kann dafür nach Verlagerungen ins Eins-gegen-eins gehen. Mir gefallen beiden Rollen. Alles gut“, sagt Hartel.
Ein kleiner Grund zur Besorgnis besteht dennoch: Dinzey wird am Sonnabend am Millerntor zugegen sein.
Beim Training am Dienstag absolvierten die Stammspieler Leart Paqarada und Eric Smith lediglich ein individuelles Programm ohne Ball.