Hamburg. Milde Bestrafung und Untätigkeit des VAR nach Heidenheims Geipls brutaler Attacke gegen Saliakas sorgen in Hamburg für Unverständnis.
Es war eine Szene, die das Schlimmste befürchten ließ. Heidenheims defensiver Mittelfeldspieler Andreas Geipl nahm Anlauf, sprang ab, streckte beide Beine nach vorn und traf St. Paulis rechten Außenverteidiger Manolis Saliakas mit offener Sohle am Fuß, nicht aber den Ball.
Das Ganze geschah in der 23. Minute vor der Bank des FC St. Pauli und löste dort helle Aufregung aus – mit Recht. Geipls Attacke war in einem intensiv geführten Spiel der negative Höhepunkt an völlig überzogener Härte.
Selbst Heidenheims Trainer sah böses Foul
Später bezog auch Heidenheims Trainer Frank Schmidt, der seit jeher bei seinen Spielern viel Wert auf Physis und Zweikampfstärke legt, klar Stellung: „Das war eindeutig zu viel, so mit offener Sohle in diesen Zweikampf zu gehen.“
Noch mehr Ärger und Unverständnis löste allerdings aus, wie Schiedsrichter Sven Waschitzki-Günther aus Bremen die Szene bewertete. Der 35 Jahre alte Finanzplaner zeigte Geipl die Gelbe Karte – ja, tatsächlich nur die Gelbe. Dabei hätte die Szene, die noch etliche Male bei Sky und Sport 1 gezeigt wurde, gefühlt ein Lehrbeispiel sein können, für welche gesundheitsgefährdenden Fouls die Rote Karte fällig ist.
Kreative Begründung des Bremer Schiedsrichters
Nun konnte man vielleicht noch auf die Idee kommen, der Feld-Schiedsrichter habe die Situation in der Hektik des Geschehens nicht so gut gesehen. Für solche Situationen gibt es ja – zum vermeintlichen Glück – noch den Videoassistenten (VAR) und dessen Assistenten im mittlerweile oft zitierten „Kölner Keller“.
Aber siehe da: VAR Sören Storks aus Velen sah gar keinen Anlass einzugreifen. Er bat noch nicht einmal Waschitzki-Günther darum, sich die Szene selbst anzuschauen. Es blieb bei Gelb für Geipl, den Trainer Schmidt vorsichtshalber zur Pause aus dem Team nahm. Dafür aber sah St. Paulis Trainer Timo Schultz ebenfalls Gelb, weil er das Spielfeld betreten hatte.
Später begründete der Schiedsrichter laut St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann seine Milde damit, dass Geipl den Fuß von Saliakas ja nur unterhalb des Sprunggelenks getroffen habe – eine angesichts der Dynamik der Aktion recht kreativ erscheinende Begründung.
FC St. Pauli: Immer wieder Ärger über den VAR
Schultz konnte sich in dieser Saison schon zum dritten Mal in seiner negativen Meinung über die Arbeitsweise des Videoassistenten bestätigt fühlen. In Hannover (2:2) hatte Felix Zwayer als Schiedsrichter zu Unrecht auf Handelfmeter gegen St. Pauli entschieden, VAR Robert Hartmann widersprach wegen „unzureichenden Bildmaterials“ nicht.
Jüngst in Regensburg (0:2) griff Zwayer als Videoassistent ein und animierte Schiedsrichter Nicolas Winter, nach einer leichten Berührung von Betim Fazliji gegen den schon fallenden Christian Viet auf Strafstoß statt Ecke zu entscheiden.
Gut in Erinnerung ist zudem das von VAR Storks monierte, dennoch von Schiedsrichter Florian Badstübner ignorierte Handspiel des Bremers Felix Agu in der vergangenen Saison. Die Aktion führte zum 1:1. Andererseits hatte St. Pauli in der Vergangenheit auch schon glückliche Momente trotz VAR.