Hamburg. St. Pauli tut sich gegen diese Formation schwer und empfängt mit Werder Bremen zum Spitzenspiel einen Gegner, der genau darauf setzt.

Es war zu erwarten, dass diese Frage kommt. Weil sie immer kommt, wenn der FC St. Pauli auf einen Gegner trifft, der diese Formation präferiert – und, weil der Tabellendritte der Zweiten Bundesliga noch immer keine eindeutige Antwort darauf gefunden hat: die zur Suche nach dem Schlüssel zur gegnerischen Dreierkette. Sie dürfte darüber mitentscheiden, wie das Topspiel gegen Tabellenführer Werder Bremen am Sonnabend (13.30 Uhr/Sky) im Millerntorstadion ausgeht.

Nun denn: „Bremen spielt fast die komplette Saison mit einer Dreierkette, die Ihrer Elf Probleme bereitet. Was wollen Sie dagegen tun, Herr Schultz?“ Herr Schultz, vornamentlich Timo, wollte in jedem Fall nicht direkt den Schlüsseldienst rufen. „Wir haben schon gute Spiele gegen Dreierketten gezeigt. Zumal auffällig ist, dass sie vor allem Mannschaften gegen uns praktizieren, die hinter uns stehen“, sagte St. Paulis Trainer.

Zuletzt machte dies Hansa Rostock, das abhängig von der Ballkontrolle gar mit einer Fünferkette agierte und beim 1:0-Sieg damit Erfolg hatte. Die Braun-Weißen bekamen kaum Zugriff aufs Spiel. Torjäger Guido Burgstaller blieb die vierte Partie in Folge ohne Treffer. Allerdings, Punkt für Herrn Schultz, dominierte St. Pauli zuvor den 1. FC Heidenheim, der ebenfalls drei Innenverteidiger entgegenstellte.

Warum St. Pauli Probleme mit Dreierketten hat

Das grundlegende Problem liegt in der Offensivstruktur der Hamburger begründet. Die Mittelfeldraute lässt auf den Außenpositionen Räume, die mehr als schlüssellochgroß sind, weswegen die Gegner mit zwei zusätzlichen Außenverteidigern dort schnell Vorteile erzeugen können. Bremen macht genau das. Aus der 3-3-2-2-Anordnung wird regelmäßig ein 3-1-4-2, weil die beiden Flügelverteidiger derart hoch stehen.

Doch den Schlüssel hat St. Pauli laut Schultz in der Jackentasche. „Wir müssen griffig bleiben und unsere Kompaktheit beibehalten“, floskelte er zunächst und spezifizierte dann: „Das Problem sehe ich unserer Zweikampfführung.“ Passenderweise die offenkundigste Schwachstelle Werders, das im Zweikampfverhalten nur Durchschnittswerte vorweist. Ansonsten sind die Gäste statistisch gesehen das beste Team der Liga, das die meisten Torschüsse abgibt und die wenigsten kassiert. Insbesondere seit Ole Werner das Traineramt übernommen hat, gelang es kaum, das Bremer Enigma zu entschlüsseln. Von 13 Spielen wurden zehn gewonnen, von Platz zehn ging es rauf auf Rang eins.

Rückgrat des Aufstiegsfavoriten ist die erstligataugliche Defensive um Milos Veljkovic sowie die rechtzeitig zum Kracher genesenen Ömer Toprak und Marco Friedl. Herzstück ist das Sturmduo Marvin Ducksch (17 Tore) und Niclas Füllkrug (14), das es auf 45 Torbeteiligungen bringt. Den Schlüssel hierfür? Gibt’s nicht. „Man kann sie nicht komplett ausschalten“, so Schultz. Aber: „Ich habe gute Innenverteidiger.“ Die alle zur Verfügung stehen. Es wird daher spannend, ob das junge Duo Marcel Beifus und Jakov Medic den Vorzug erhält oder eine erfahrenere Option mit Kapitän Philipp Ziereis und James Lawrence gezogen wird.

Und dann gab es noch eine weitere Frage, für die Schultz nicht lange überlegen musste. Die, ob er seine Mannschaft auf Augenhöhe mit dem Spitzenreiter sehe? „Ja!“, sagte der 44-Jährige, noch ehe sie überhaupt zu Ende gestellt worden war, gönnte sich ob der Verblüffung der Journalisten eine künstlerische Pause und ergänzte: „Reicht, oder?“ Reicht.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

  • St. Pauli: Vasilj – Zander, Ziereis, Medic, Paqarada – Irvine – Becker, Hartel – Kyereh – Burgstaller, Makienok.
  • Bremen: Pavlenka - Veljkovic, Friedl, Toprak – Mbom, Gruev, Agu – Bittencourt, Schmid – Füllkrug, Ducksch.