Dresden. Die Mannschaft von Trainer Timo Schultz hatte bei Dynamo Pech mit Pfosten- und Lattentreffern. Makienok erzielt Treffer für den Kiezclub.

Dresden Leart Paqarada sank in die Knie, seine Kollegen ließen nach dem Abpfiff die Köpfe hängen. Nein, glücklich konnten die Spieler des FC St. Pauli mit dem 1:1 (1:1) bei Dynamo Dresden wirklich nicht sein. Trotz einer überlegen geführten zweiten Halbzeit, in der zweimal die Latte des Dresdner Tores die Führung verhinderte, kamen sie nur zu einem Punkt und verpassten somit die Chance, zumindest bis zum Abend die Tabellenführung in der Zweiten Liga zu übernehmen.

„Jeder Punkt ist wichtig und gerade hier in Dresden einen zu holen, ist nicht schlecht. Wir hätten uns den Dreier gewünscht, gerade nach der zweiten Halbzeit, wäre das auf jeden Fall machbar gewesen“, bewertete Mittelfeldspieler Marcel Hartel das Unentschieden im Rudolf-Harbig-Stadion, das mit 16.000 Zuschauenden unter den Corona-Beschränkungen ausverkauft war. Unter ihnen waren rund 850 St.-Pauli-Fans im Gästeblock.

St. Paulis Trainer Timo Schultz musste bei der Aufstellung improvisieren

St. Paulis Trainer Timo Schultz hatte sein Team gegenüber dem 3:1 eine Woche zuvor gegen den Karlsruher SC nur auf einer Position verändert. Anstelle von Luca Zander übernahm Adam Dzwigala die Aufgabe als rechter Außenverteidiger. In der Innenverteidigung schenkte Schultz erneut Jakov Medic (23) und dem erst 19 Jahre alten Marcel Beifus das Vertrauen. Der Australier Jackson Irvine spielte wieder als Sechser vor der Vierer-Abwehrkette, und im Sturm agierte erneut Simon Makienok an der Seite von Torjäger Guido Burgstaller. Auf der Ersatzbank saß kein gelernter Innenverteidiger mehr, da Kapitän Philipp Ziereis und sein Vertreter James Lawrence wegen ihrer Muskelverletzungen noch nicht wieder zur Verfügung stehen.

  • Kyereh ohne Kaltschnäuzigkeit - Medic wie ein Tenor

Das Spiel hatte kaum begonnen, da standen schon beide Torhüter im Blickpunkt. Dresdens Kevin Broll, der nach seiner Verletzung ins Dynamo-Tor zurückgekehrt war, rettete mit einem Reflex gegen den allein vor ihm auftauchenden Burgstaller, nachdem sein Abschlag zuvor viel zu kurz geraten war. Aus der folgenden Ecke für St. Pauli resultierte ein gefährlicher Konter der Dresdner. St. Paulis Keeper Nikola Vasilj lenkte den Schuss von Ransford-Yeboah Königsdörffer ebenfalls zur Ecke (4.).

Nach diesem rasanten Start blieben Strafraumszenen zunächst Mangelware. Das lag vor allem auch daran, dass das Kombinationsspiel der St. Paulianer in den meisten Fällen eine Spur zu ungenau war, sodass die Dresdner immer wieder einen Fuß an den Ball bekamen.

St. Pauli erzielte den Ausgleich aus dem Nichts

Dagegen waren die Zuspiele der Dresdner einfach klarer und präziser. Die durchaus verdiente Führung für Dynamo entsprang allerdings einem Freistoß aus halbrechter Position, den Irvine verursacht hatte. Oliver Batista Meier fand dabei den in den Strafraum eilenden Innenverteidiger Tim Knipping. Dessen Ablage verwandelte Stürmer Christoph Daferner direkt zur 1:0-Führung. (20.). Dieser Treffer hielt auch der Überprüfung im Kölner Keller auf eine mögliche Abseitsposition stand. Torschütze Daferner boten sich danach noch weitere gute Chancen, doch sein Kopfball (28.) verfehlte knapp das Tor, ehe Torwart Vasilj seinen Schuss aus kurzer Distanz fast schon sensationell parierte (35.).

Praktisch aus dem Nichts kam St. Pauli kurz vor der Pause zum Ausgleich. Und auch hier war es eine Standardsituation, die zum Treffer führte. Einen Eckball von links durch Leart Paqarada nutzte 2,01-Meter-Stürmer Simon Makienok per Kopf zum 1:1 (43.). Aus Respekt vor seinem früheren Verein verzichtete der Däne auf einen ausgelassenen Jubel.

Dass es bis zum Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Daniel Siebert bei diesem Spielstand blieb, lag erneut an Torhüter Vasilj, der erneut gegen Königsdörffer rettete (44.).

Wie ausgewechselt wirkte die St.-Pauli-Mannschaft in der zweiten Halbzeit, dabei hatte Trainer Timo Schultz nur den von seiner Verletzung genesenen Eric Smith für Buchtmann neu ins Team gebracht. Smith übernahm die Rolle als Sechser, Irvine rückte auf die halbrechte Rautenposition. Fortan aber war St. Pauli die klar spielbestimmende Mannschaft, hatte einen besseren Zugriff bei den Angriffsbemühungen der Dresdner und kam zu guten Torchancen.

St. Pauli zeigte Reaktion auf schwache erste Hälfte

„Wir haben neben dem Wechsel in der Pause gar nicht so viel geändert. Es ging um die Positionierung im Aufbauspiel. Zudem habe ich die Spieler daran erinnert, auch mal einen langen Ball auf Simon Makienok zu spielen“, sagte Trainer Schultz. Einziges Manko aber war die mangelnde Ausbeute aus der eigenen Überlegenheit. Dabei hatte Adam Dzwigala mit seinem fulminanten Schuss an die Latte (57.). Irvine köpfte den Ball knapp über das Tor (54.) und scheiterte an Keeper Broll (60.). Und schließlich wurde Guido Burgstallers Kopfball noch so abgefälscht, dass er knapp neben dem Tor über die Torauslinie rollte (61.). Als auch noch der eingewechselte Stürmer Igor Matanovic in der 89. Minute per Kopf nur die Latte traf, war klar, dass es an diesem Sonnabend mit einem zweiten Tor für St. Pauli und damit einem Sieg nichts mehr werden würde.

Angesichts der schwachen ersten und der überlegen geführten zweiten Halbzeit war das Unentschieden für St. Pauli kein ungerechtes Ergebnis. Und doch bleibt das Gefühl, im Kampf um den Aufstieg zwei Punkte unnötig liegengelassen zu haben. Am Ende standen 22:13 Torschüsse für St. Pauli zu Buche, was belegt, dass die Ausbeute von einem Tor zu wenig ist. Insgesamt gab es dabei sogar vier Aluminiumtreffer in der zweiten Halbzeit. „Das habe ich noch nie erlebt, glaube ich“, sagte Trainer Schultz. Dennoch betonte er: „Das ist wieder ein Punkt mehr für uns, den nehmen wir gern mit.“ Zur Sichtweise, dass es eher zwei verlorene Punkte waren, sagte er fast trotzig: „Nichts, was ich vorher nicht besessen habe, kann ich verlieren. Insofern ist es ein gewonnener Punkt.“ Auch den Dresdnern nützt der eine Punkt im Kampf um den Klassenverbleib nicht so recht.

„Wir haben uns in der ersten Halbzeit hier und da schwergetan und hatten zu einfache Ballverluste. In der zweiten Hälfte machen wir ein dominantes Spiel, erspielen uns gute Chancen, am Ende hat das Spielglück gefehlt“, fasste Leart Paqarada das Geschehen in den 94 Minuten treffend zusammen.

Die gute Nachricht allerdings ist, dass sich keiner der fünf  gefährdeten Spieler die fünfte Gelbe Karte einhandelte und im nächsten Spiel am kommenden Freitag gegen Heidenheim gesperrt ist.