Hamburg. Dem 2,01 Meter große Mittelstürmer wurde am vergangenen Spieltag eine seltene Ehre zuteil. Sein Vertrag läuft im Sommer aus.

Er sei der privilegierteste Mensch der Welt. Das hat Simon Makienok einmal über sich gesagt. Die Fans des FC St. Pauli können ein Liedchen davon singen. Wortwörtlich. Zur Melodie von „Give it up“ von „KC & The Sunshine Band“ widmeten sie ihrem Stürmer nach dessen Treffer gegen den Karlsruher SC die vor textlicher Kreativität triefenden Zeilen „Simon Makienok, Makienok, Simon Makienok“. Beim Kiezclub, in dem Heldenkult für üblich verpönt ist, ein absolutes Privileg.

Wie der FC St. Pauli: Makienok bezieht klar Stellung zu ernsten Themen

„Es ist echt witzig und nett von den Zuschauern. Ich habe aber keine Ahnung, wann und wie das angefangen hat. Vielleicht wegen meiner Derby-Tore gegen den HSV“, so Makienok, der mit dieser Einschätzung falsch liegen dürfte. Wahrscheinlicher ist es die Begründung seines Privilegs, die dem Dänen den Respekt der Anhängerschaft eingebracht haben dürfte. Nämlich, dass er „weiß, groß und wohlhabend“ sei, wie das 2,01-Meter-Kopfballungeheuer in einem sehr persönlichen Interview mit dem Magazin „11Freunde“ sagte. Das mache es ihm relativ einfach, sich zu Themen wie Homophobie, Rassismus und Diskriminierung zu äußern, woraus er den Auftrag ableitete: „Ich muss es aktiv vorleben.“

In Worten – der extrovertierte Profi äußert sich in den sozialen Medien regelmäßig zu politischen Themen – und vor allem Aktionen. Beim Christopher Street Day marschierte Makienok in vorderster Front mit. Dazu unterstützt er ein Aussteigerprogramm von Rechtsextremen und gemeinsam mit seiner Freundin Ida-Sophia Petersen die Organisation „Save the Children“, die sich weltweit für den Schutz von Kindern engagiert.

Für den 31-Jährigen ist es mittlerweile wichtig, an einem Ort zu leben, für einen Verein zu spielen, zu dessen gesellschaftlichen Werten er sich bekennen kann. „Hamburg ist diesbezüglich vergleichbar mit meiner Heimatstadt Kopenhagen. Die Menschen sind sehr aufgeschlossen, allem Neuen gegenüber. In solch einer Umgebung fühle ich mich wohl.“

Liste von personifizierten Fangesängen ist beim FC St. Pauli kurz

Die Liste der St.-Pauli-Profis, deren Namen melodisch vertont wurden, ist vergleichsweise kurz. Am bekanntesten ist sicher AC/DCs „Thunderstruck“ zu Ehren des langjährigen Mannschaftskapitäns Dirk Zander. Ein weiterer Klassiker: „Oh, Morike Sako, bester Spieler im St.-Pauli-Trikot – du könntest auch bei Chelsea oder Bayern spielen, doch Du willst lieber auf St. Pauli chill’n.“

Ob der Makienok-Song ab Juli ein Oldie ist oder in Dauerschleife läuft, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Der Vertrag des Dänen, der in dieser Spielzeit fünf Tore erzielt hat, läuft nach der Saison aus. „Wir haben Ende vergangenen Jahres bereits Gespräche geführt, bislang ist nichts entschieden.“ Sein Vorteil: Einen derart speziellen Spielertypen, der aufgrund seiner Statur bei Flanken für Gefahr sorgen, zugleich aber auch gegnerische Standards entschärfen kann, hat St. Pauli sonst nicht im Kader.

„In meinem Alter gehe ich entspannt damit um, noch nicht zu wissen, wo ich nächste Saison spiele. Ich werde meinen Fokus nicht verlieren“, sagt Makienok, der mit St. Pauli bei seinem Ex-Verein Dresden antritt (Sa., 13.30 Uhr). Dass dem in Sachsen nach wie vor beliebten Angreifer dort keine Schmähgesänge erwarten dürften, ist angesichts des angespannten Verhältnisses beider Fanlager vor allem eins: ein Privileg.