Hamburg/Regensburg. Mit einem hart erkämpften 3:2-Sieg beim SSV Jahn Regensburg hat St. Pauli seine Negativserie beendet und ist wieder Tabellenführer.

Der Bann ist gebrochen. Der FC St. Pauli gewann mit dem 3:2 (2:0) beim SSV Jahn Regensburg erstmals wieder seit dem 5. Dezember und beendete damit seine Sieglosserie von fünf Ligaspielen. Mindestens bis Sonntagnachmittag ist St. Pauli nun auch wieder Tabellenführer der Zweiten Liga, punktgleich mit Werder Bremen.

„Es war ein Spiel mit zwei Gesichtern. In der ersten Halbzeit haben wir uns viele Kontersituationen herausgespielt. Die 2:0-Führung war zu diesem Zeitpunkt hochverdient. Als Trainer konnte ich mich nur darüber beschweren, dass wir nicht noch mehr geschossen haben“, sagte St. Paulis Trainer Timo Schultz. „In der zweiten Halbzeit aber sind wir hinten reingedrückt worden, konnten nur noch einen Konter zu einem Tor nutzen und mussten zittern. Am Ende konnten wir froh sein, dass wir das Ding über die Ziellinie gebracht haben“, sagte er weiter.

FC St. Pauli stand unter Zugzwang

Trainer Schultz hatte in seiner Startaufstellung doch noch auf Daniel-Kofi Kyereh verzichtet. Der „Zehner“, der mit einem Muskelfaserriss vom Afrika-Cup im Januar zurückgekommen war, saß aber erstmals seit dem vorzeitigen Ausscheiden mit Ghana wieder auf der Bank. So spielte erneut Etienne Amenyido hinter den beiden Spitzen Guido Burgstaller und Maximilian Dittgen. Überhaupt vertraute Schultz damit auf die Startelf, die genau eine Woche zuvor im Millerntor-Stadion 2:2 gegen den SC Paderborn gespielt hatte.

In der Innenverteidigung war damit also auch Kapitän Philipp Ziereis dabei, der noch am Mittwoch das Training mit leichten Fußproblemen vorzeitig abgebrochen hatte. Dagegen fehlte Verteidiger-Kollege James Lawrence überraschend komplett im 20-Mann-Kader.

Durch die Siege von Werder Bremen in Rostock und des Stadtrivalen HSV gegen den 1. FC Heidenheim stand St. Pauli unter Zugzwang, um nicht von einem direkten Aufstiegsplatz verdrängt zu werden.

Amenyido traf in der 7. Spielminute

Die Mannschaft aber wirkte angesichts dieser Konstellation keinesfalls nervös, sondern von der ersten Minute an konzentriert und hochmotiviert. Burgstallers guter Schuss aus rund 18 Metern, der Regensburgs Torwart Alexander Meyer mit Mühe über die Latte seines Tores lenken konnte, war der Auftakt einer starken und erfolgreichen Anfangsphase der St. Paulianer. Eine Flanke von Linksverteidiger Leart Paqarada landete beim im Strafraum lauernden Amenyido, der keine Mühe hatte, das 1:0 (7. Minute) zu erzielen.

Dieser Führungstreffer hielt auch der Überprüfung durch den im Kölner Videokeller sitzenden Guido Winkmann stand, der eine mögliche Abseitsstellung vermutet hatte.

Keiner Prüfung bedurfte es, als kurz danach Regensburgs Keeper Meyer den an ihm vorbeilaufenden Amenyido von den Beinen holte. Schiedsrichter Nicolas Winter zeigte sofort auf den Punkt. Torjäger Burgstaller verwandelte den Strafstoß sicher mit einem Flachschuss nach rechts unten zur 2:0-Führung (11.). Es war der 16. Saisontreffer des Österreichers, der damit vorerst wieder die alleinige Führung in der Torschützenrangliste der Zweiten Liga übernahm.

Regensburger setzten St. Pauli unter Druck

Weniger cool war Burgstaller, als er vier Minuten später von Dittgen angespielt wurde und den Ball aus guter Position weit über das Jahn-Tor schoss (15.). Der Ball war allerdings leicht versprungen, als Burgstaller ihn traf. Dies war der Auftakt zu einer Reihe vergebener Chancen der St. Paulianer, die sich zur Pause vorwerfen lassen mussten, ihre nur scheinbar sichere Führung nicht weiter ausgebaut zu haben. Glück hatte Regensburg vor allem, als Torwart Meyer einen Kopfball Burgstallers im Nachfassen gerade noch auf der Torlinie unter Kontrolle bringen konnte.

So war es fast logisch, dass sich in der zweiten Halbzeit doch noch ein dramatisches und spannendes Spiel entwickelte. Die Regensburger hatten sich neu auf St. Pauli eingestellt, setzten den Gegner nun deutlich stärker unter Druck und kamen fast logisch zum Anschlusstreffer. Nach einer Ecke kam Jahn-Mittelstürmer Andreas Albers per Hechtsprung im Strafraum an den Ball und überwand Torwart Vasilj zum 1:2 (56.). Offenbar bei dieser Aktion verletzte sich Kapitän Ziereis am rechten Oberschenkel und musste ausgewechselt werden.

Kyereh traf nach einem Doppelpass

Nun drohte das Spiel zu kippen, weil die 7605 Zuschauer wieder aufwachten und ihr Regensburger Team anfeuerten. Enorm wichtig für St. Pauli aber war, dass es dem eingewechselten Kyereh nach einem Doppelpass mit Burgstaller gelang, mit dem Treffer zum 3:1 (66.) den Zwei-Tore-Vorsprung wiederherzustellen. Wirklich Sicherheit aber gab auch dieses Tor nicht, denn schon sieben Minuten später erzielte der eingewechselte David Otto erneut der Anschlusstreffer. Dieses 2:3 (73.) leitete eine turbulente Schlussphase ein, in der es im Nachhinein an ein Wunder grenzte, dass keine weiteren Treffer mehr fielen. Gelegenheiten dazu gab es auf beiden Seiten reichlich. Als Schiedsrichter Winter nach sechs Minuten Nachspielzeit abpfiff, sackten die Spieler beider Teams zu Boden, die St. Paulianer vor Erleichterung, die Regensburger vor Enttäuschung.

„Es war ein hart erkämpfter Sieg. Wir sind froh, dass wir es gemeinsam geschafft haben“, sagte Torschütze Kyereh. „Wir wissen, was wir können und haben uns vorher auch nicht in einer Krise gesehen.“

Dieser erste Auswärtssieg im Jahr 2022 aber kann dem FC St. Pauli wieder das nötige Selbstvertrauen verleihen, um im Aufstiegskampf der Zweiten Liga noch lange zu bestehen. Und ganz nebenbei ist mit nun 41 Punkten auch der Klassenverbleib sicher.