Bonn/Hamburg. Das Team um Rekordtorschütze Jonathan Tönsing feiert in Bonn zweiten Titel nach 2017. Wie es dazu kam.

„Freude, schöner Fußballzauber, das ist unser St. Pauli!“, sangen sie inbrünstig. Passend unter dem erleuchteten Beethoven am Bonner Münsterplatz, der den Blindenfußballern des FC St. Pauli am Sonnabendnachmittag praktisch zugesehen hatte, als sie mit einem 1:0-Erfolg über Titelverteidiger MTV Stuttgart ihren Triumph perfekt gemacht hatten: „Braun und weiß und deutscher Meister – so kriegt das nur einer hin!“

Zum zweiten Mal nach 2017 hat die Mannschaft von Trainer Wolf Schmidt damit die Meisterschaft nach Hamburg geholt. In den vergangenen drei Jahren waren sie jeweils als Punktbeste der Saison im Finale gescheitert. Dieses Mal gab es kein Endspiel mehr, das letzte Saisonspiel gegen die zuvor punktgleichen Stuttgarter hatte aber Finalcharakter. „Dieser Titel ist eine absolute Genugtuung für uns, es ist richtig schön“, sagte Schmidt am Sonntag nach drei Stunden Schlaf: „Wir waren auf jeder Position über die Saison das beste Team.“

Toptorjäger führt St. Pauli zur Meisterschaft

Für die Entscheidung gegen Stuttgart hatte fünf Minuten vor dem Ende der 40 Minuten Spielzeit Jonathan Tönsing (22) mit einem verwandelten Penalty gesorgt. Wer auch sonst? 26 der 33 Tore in sieben Spielen hat der Student der sozialen Arbeit geschossen. Sechs Siege und ein Unentschieden waren die Bilanz einer perfekten Saison.

„Ich kann noch gar nicht begreifen, dass wir es geschafft haben“, erzählte er Sonntag im Zug von Bonn nach Hamburg. Nervosität vor dem entscheidenden Schuss hatte er keine, sagt er: „Ich habe mich voll konzentriert, wusste, was ich machen will.“ Oben links schlug der Klingelball unhaltbar für den (sehenden) Torwart ein. „Danach war mir klar, was das bedeutete, weil uns ein Unentschieden gereicht hätte. Da war nur Erleichterung.“

Die Sepp-Herberger-Stiftung des DFB hatte den Finalspieltag dieser 14. Bundesligasaison in Bonn zu einem tollen Event gemacht. Tribünen umschlossen das Spielfeld. Die Zuschauer waren begeistert, auch wenn sie nicht lautstark anfeuern durften. Das stört die Spieler, die bei der Orientierung stark aufs Hören angewiesen sind. Die Hamburger wurden von etwa 50 Mitgliedern des Bonner St.-Pauli-Fanclubs „Käptn Blaubär“ unterstützt, die die Meisterspieler am Abend durch die Innenstadt noch in ihre Stammkneipe führten. „Es fühlt sich sehr gut an“, sagte Schmidt (56), der das Team seit Jahren aufgebaut hat: „Es ist der Lohn harter Arbeit.“