Hamburg. St. Paulis Trainer Schultz zwischen Zurückhaltung und Selbstbewusstsein und hat schmerzhafte Erinnerungen an Heidenheim.

Es sind Erinnerungen, die gegensätzlicher kaum sein könnten, wenn Timo Schultz an den 31. Januar dieses Jahres und das Spiel beim 1. FC Heidenheim denkt. „Ich denke gern an das Ergebnis zurück. Es war ein sehr wildes Spiel. Wir haben es damals gut gemacht, insgesamt viermal geführt und am Ende drei Punkte mitgenommen. Ich hätte nichts dagegen, wenn es wieder so kommt“, berichtete St. Paulis Trainer am Donnerstag, also zwei Tage vor dem erneuten Auftritt seines Teams bei den in der heimischen Voith-Arena traditionell starken Heidenheimern.

Vor dem letzten Sieg musste Schultz iin Heidenheim ins Krankenhaus

Zu den Erinnerungen an den 4:3-Sieg gehört aber auch, dass Schultz in der Nacht vor dem Spiel von einem Nierenstein so heftig geplagt wurde, dass er die nahe des Teamhotels und des Stadions gelegene Klinik aufsuchte und nur unter Einfluss von starken Schmerzmitteln das Spiel zumeist sitzend verfolgte. „Mir ging es tatsächlich nicht ganz so gut. So einen Nierenstein wünsche ich keinem“, sagt er noch heute. Es wird eine Episode in Schultz’ Trainerleben bleiben, die er sicher nie vergessen wird.

Wenn sein Team an diesem Sonnabend (13.30 Uhr) erneut in Heidenheim spielt, haben sich die sportlichen Grundvoraussetzungen bei St. Pauli deutlich verändert. Statt als Tabellen-16. kommt das Millerntor-Ensemble diesmal in der noch ungewohnten Rolle als Zweitliga-Spitzenreiter in das mit 555 Metern über Normalnull höchstgelegene Stadion im deutschen Profifußball. Höhenluft schnuppern die Hamburger hier diesmal also gleich in doppelter Hinsicht.

Schultz ist Spitzenreiter-Thema zu hoch gehängt

Es ist offenkundig, dass Trainer Schultz die Tabellenführung noch sehr ambivalent empfindet. Auf der einen Seite sagte der 44-Jährige am Donnerstag: „Mir war das ein bisschen zu viel, wenn vom Spitzenreiter St. Pauli und den zwölf Gründen geschrieben wurde, warum St. Pauli oben steht oder besser ist als der Stadtnachbar“, sagte er. „Das geht alles so schnell. Wir sollten uns darauf konzentrieren, gut zu arbeiten und am Wochenende unsere Leistung bringen.“

Auf der anderen Seite aber gibt er auch zu: „Grundsätzlich ist es eine schöne Situation. Man guckt natürlich gern mal auf die Tabelle. Unsere aktuelle Form macht mich zuversichtlich, dass wir die kleine Serie ausbauen können. Wir haben zuletzt gegen jeden Gegner bewiesen, dass wir gut aussehen können, egal, ob er sich hinten reinstellt oder er vorn drauf geht“, sagte der Coach angesichts von zuletzt drei Siegen in Folge und auch seiner beiden Erfolge (4:2 und 4:3) gegen St. Paulis bisherigen Angstgegner Heidenheim. Und weiter: „Wir sind uns schon unserer Stärke bewusst und können aus der Momentaufnahme Stärke ziehen. Den Druck, aufsteigen zu müssen, haben wir nicht. Den haben andere Mannschaften. Wir als FC St. Pauli sind in der luxuriösen Situation, nicht zu den Favoriten und den Schwergewichten der Liga zu zählen. Trotzdem werden wir unser Licht nicht unter den Scheffel stellen.“

St.-Pauli-Trainer lässt Einsatzzeiten der Nationalspieler offen

Entscheidend wird auch sein, wie das Team diesmal damit zurechtkommt, sich nur zwei Tage mit allen gesunden Spielern auf die nächste Aufgabe gezielt vorbereiten zu können. Fünf Profis waren zu Länderspielen unterwegs. Die weitesten Rückreisen hatten der australische Mittelfeldspieler Jackson Irvine, der 90 Minuten beim 1:2 in Japan im Einsatz war, und Offensivspieler Daniel-Kofi Kyereh, der mit Ghana 1:0 in Simbabwe gewann und in der 60. Minute eingewechselt worden war. „Alle sind gesund zurückgekommen“, berichtete Schultz. Man müsse in den beiden abschließenden Einheiten nur sehen, „in welchem Zustand“ sie nach ihren Reisen seien.

Als Alternativen stehen jetzt die zuletzt angeschlagenen Finn Ole Becker im Mittelfeld und Maximilian Dittgen im Angriff wieder zur Verfügung. „Beide sind richtig gute Alternativen“, sagte Schultz. Dies gelte auch für die Startformation, da sie wegen der relativ kurzen Ausfallzeit nicht zu viel Substanz verloren haben. Dagegen fällt Außenverteidigertalent Jannes Wieckhoff mit einer Knieverletzung länger aus.

Für das Spiel am Sonnabend hat der 1. FC Heidenheim 940 Karten für Fans des FC St. Pauli zur Verfügung gestellt, die bereits komplett vergriffen sind. „Ich freue mich auf die große Unterstützung“, sagte Trainer Timo Schultz dazu.