Hamburg. Vier Hamburger A-Nationalspieler unterwegs. Mittelfeldspieler Jackson Irvine holt einen Weltrekord mit Australien.

Der FC St. Pauli ist derzeit nicht nur Tabellenführer der Zweiten Liga, sondern hat jetzt auch einen Weltrekordler in seinen Reihen. Dies mutet zunächst skurril an, hat aber einen realen Hintergrund. Der Mittelfeldspieler Jackson Irvine (28) trug zuletzt 80 Minuten lang aktiv zum elften Sieg seiner australischen Nationalmannschaft nacheinander in der laufenden Qualifikation für die WM 2022 in Katar bei. Mit dem 3:1-Erfolg gegen den Oman übertrafen die „Socceroos“ die bisherigen Bestmarke von zehn aufeinanderfolgenden Siegen innerhalb einer WM-Qualifikation, die sie sich mit Deutschland (Quali zur WM 2018), Spanien (2010) und Mexiko (2006) geteilt hatten.

„Wahrscheinlich wird erst in Zukunft richtig klar werden, was für eine großartige Leistung das war, vor allem, weil wir zehn dieser elf Spiele auswärts gespielt haben“, sagte Australiens Trainer Graham Arnold. Die strengen Corona-Auflagen in Australien zwangen das Team dazu, auch ihre Heimspiele andernorts auszutragen. So wurde auch der 3:1-Sieg gegen den Oman in Doha, der Hauptstadt von Katar, eingefahren.

Inzwischen ist Irvine mit seinem Team noch ein gutes Stück weiter gen Osten geflogen. Am morgigen Dienstag steht mit dem nächsten WM-Qualifikationsspiel in Saitama (8958 Kilometer Luftlinie von Hamburg entfernt) gegen Gastgeber Japan eine mutmaßlich größere Herausforderung auf dem Programm. Allerdings haben die Japaner schon zwei der ersten drei Gruppenspiele der dritten Qualifikationsrunde verloren. Siegt Australien auch zum zwölften Mal in Folge, wäre die WM-Teilnahme auch für Irvine schon zum Greifen nah.

St. Paulis Kyereh für Ghana eingewechselt

Ähnliches gilt für St. Paulis Offensivspieler Daniel-Kofi Kyereh (25), der sich – im Gegensatz zu Irvine – erst mit seinen starken Vorstellungen in der vergangenen und dieser Saison beim FC St. Pauli in den Fokus von Ghanas Nationaltrainer Milovan Rajevac, einem 67 Jahre alten Serben, gespielt hat. In Cape Coast gewann Ghana 3:1 gegen Simbabwe, Kyereh wurde in der 80. Minute eingewechselt und war beim letzten Treffer seines Teams auf dem Platz. Für ihn geht es jetzt auch noch weiter weg. In Harare, 8190 Kilometer Luftlinie von Hamburg entfernt, steht am Dienstag (15 Uhr) das Rückspiel gegen Simbabwe an.

Dagegen wirken die Länderspiel-Reisen von Torwart Nikola Vasilj und Abwehrspieler James Lawrence schon fast niedlich. Beim 2:0-Sieg von Bosnien-Herzegowina in Kasachstan drückte Vasilj 90 Minuten die Bank. Weiter geht es für sein Team am Dienstag in Lwiw gegen Gastgeber Ukraine.

Auch Lawrence schaute beim 2:2 seiner walischen Mannschaft in Prag gegen Tschechien nur von der Ersatzbank aus zu. Die nächste Aufgabe ist bereits an diesem Montag das Auswärtsspiel in Tallinn (Estland).

Schultz sorgt sich um Gesundheit der Nationalspieler

„Ich hoffe, dass am Donnerstag auch alle Nationalspieler wieder gesund bei uns auf dem Trainingsplatz stehen“, sagte St. Paulis Trainer Timo Schultz jetzt nach dem Testspiel beim SC Freiburg (0:3). Gerade einmal zwei Trainingseinheiten bleiben ihm dann noch, um sein dann möglichst wieder vollständiges Team auf das Zweitliga-Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim am Sonnabend (13.30 Uhr) auf Kurs zu bringen.

Im September war die Länderspielpause der Mannschaft nicht sonderlich gut bekommen. Zwei Tage nach der Rückkehr der Nationalspieler setzte es mit der bisher schwächsten Saisonleistung eine 0:1-Niederlage bei Hannover 96. „Wir müssen uns daran gewöhnen und lernen, damit umzugehen“, sagte Schultz damals. Die guten Vorstellungen seiner Mannschaft entgehen eben auch den Nationaltrainern nicht. Jetzt konnte Schultz schon froh sein, dass nicht auch Linksverteidiger Leart Paqarada für die Spiele des Kosovo berufen wurde. Und glücklicherweise hat Tor­jäger Guido Burgstaller (32) vor gut zwei Jahren von sich aus seine Karriere in der österreichischen Nationalmannschaft beendet.

St. Paulis Beifus in deutscher U-Auswahl gesetzt

Die Zukunft noch vor sich hat beim FC St. Pauli Marcel Beifus (18), zuletzt Torschütze zum 3:0 gegen Dresden. Die Leihgabe vom VfL Wolfsburg war beim 0:0 der deutschen U-20-Nationalteams in Polen 90 Minuten auf dem Platz.

Trainer Schultz verfolgte in den vergangenen Tagen nicht nur, wie sich seine Weltreisenden schlugen, sondern erlebte gut neun Jahre nach Ende seiner aktiven Karriere erstmals ein Länderspielgefühl. Bei dem von Fußballfan Kai Schoolmann organisierten Benefizspiel „Ostfriesland gegen DDR“ am Sonnabend in Emden kickte der gebürtige Wittmunder gemeinsam mit Dresdens Co-Trainer Ferydoon­ Zandi, zuletzt Gast im Abendblatt-Podcast „Millerntalk“, für das mit 9:4 siegreiche Ostfriesenteam gegen die Auswahl früherer DDR-Fußballer wie Köln Trainer Steffen Baumgart und Ex-Nationalspieler Jörg Heinrich. 1000 Zuschauende hatten ihren Spaß.