Hamburg. Im Podcast „Millerntalk“ spricht St. Paulis früherer Kapitän Fabio Morena über Kuba und einen alten Rekord.

Wenn Fabio Morena am Sonntag wieder einmal das Millerntor-Stadion betreten wird, werden ihm ganz spezielle Gedanken durch den Kopf schießen. Neun Jahre ist es mittlerweile her, dass der 41-Jährige nach 232 Spielen Abschied vom FC St. Pauli genommen hat. Das Stadion war damals noch eine Baustelle. „Wenn ich es heute sehe, weiß ich, dass wir damals unseren Beitrag dazu geleistet haben, dass es entstehen konnte“, sagt Morena in der 15. Folge des Abendblatt-Podcasts „Millerntalk“.

Dabei spielt er natürlich auf die legendäre „Bokal-Serie“ an, als das Team mit ihm als Abwehrchef in der Saison 2005/06 als damaliger Drittligist bis ins Halbfinale des DFB-Pokals stürmte und dem Verein das nötige Geld bescherte, um ihn endgültig vor der Insolvenz zu bewahren und das alte, baufällige Stadion nach und nach zu erneuern.

Fabio Morena an seiner alten Wirkungsstätte

Fabio Morena kommt als Team­manager von Hannover 96 an seine alte Wirkungsstätte. Für St. Pauli ist das Nordderby gegen die „Roten“ (So., 15.30 Uhr) das letzte Heimspiel der Saison. Kurios: Die St. Paulianer werden am Vortag die längere Anreise haben, weil sie sich derzeit im Quarantäne-Trainingslager in Herzlake im Emsland aufhalten.

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Hannover konnte einen einfacheren Weg für das von der DFL vorgeschriebene Quarantäne-Trainingslager wählen. „Wir sind im Marriott Courtyard direkt am Stadion. Hier befinden sich ja auch unsere Trainingsplätze“, berichtet Morena, der als Teammanager für die Reisen der Mannschaft verantwortlich ist.

Spieler müssen Verantwortung übernehmen

Als „Mädchen für alles“ allerdings sieht er seine Aufgabe keineswegs. Den Spielern alles abzunehmen und so deren Unselbstständigkeit im normalen Alltag noch zu fördern, kommt für ihn nicht in Betracht. „Ein Spieler hat mich mal gefragt, ob ich für ihn Arztrechnungen an seine Krankenkasse schicken kann. Das hätten bisher immer seine Eltern gemacht“, erzählt Morena. Ihm habe er klargemacht, dass es nun Zeit sei, dies selbst zu tun.

„Wir können von einem Spieler, dem im Privatleben alles abgenommen wird, der nichts für sich entscheiden muss, nicht gleichzeitig erwarten, dass er auf dem Spielfeld Verantwortung übernimmt“, sagt Morena, der in seinen neun Jahren bei St. Pauli (2003 bis 2012) zum Kapitän und Abwehrchef aufstieg und davon auch sechs Jahre mit St. Paulis Trainer Timo Schultz spielte. Seine Vergangenheit als Fußballprofi helfe in solchen Situationen, von den aktuellen Spielern respektiert zu werden.

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„Man muss im Leben immer wissen, was man kann und was nicht“

Beim aktuellen Thema Trainingslager erinnert sich Morena unweigerlich an das ungewöhnlichste, das er je erlebt hat. Im Januar 2005 bereitete sich das Team auf Initiative des damaligen Präsidenten Corny Littmann zwei Wochen lang auf Kuba auf die Rückrunde vor und tauchte gleichzeitig in eine völlig andere, ungewohnte Welt ein.

„Es war unvergesslich. Wir waren an Orten, an denen Geschichte geschrieben wurde, haben aber auch verrückte Sachen gemacht“, erzählt er. „Eines Abends waren wir auf einer Hausparty. Da gab es lateinamerikanische Musik, die Leute haben getanzt, nur eine Gruppe stand mit dem Bier in der Hand in der Ecke. Uns war klar, dass wir auf dieser Tanzfläche nichts verloren hatten. Man muss im Leben immer wissen, was man kann und was nicht.“

Spezieller Rekord

Noch heute ärgert sich Morena ein bisschen, dass ihm 2010 der frühere Kölner Youssef Mohamad einen speziellen Rekord entriss. Zwei Jahre zuvor hatte Morena in Fürth nach 93 Sekunden die schnellste Rote Karte im deutschen Profifußballs gesehen. Mohamad war dann sechs Sekunden schneller.