Hamburg. Bericht über Interesse von Werder Bremen. St. Pauli setzt Profis vor dem Nordderby in Kiel neue Anreize. Aremu vorerst freigestellt.

Als Trainer Timo Schultz am Mittwochmorgen über das am Freitagabend (18.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) anstehende Auswärtsspiel des FC St. Pauli bei Holstein Kiel sprach, waren die Eindrücke des jüngsten Auftritts des Gegners noch keine 13 Stunden alt.

Am Dienstagabend hatte Holstein mit einem 2:0 im Nachholspiel gegen Sandhausen den dritten Platz in der Zweitligatabelle zurückerobert. „Sie haben ein sehr gutes Spiel gemacht und waren absolut dominant“, stellte Schultz fest und erwartet die Kieler auch am Saisonende unter den ersten drei Teams.

St. Paulis Schultz: "Wir brettern alles rein"

Für St. Pauli haben sich angesichts von jetzt sechs Punkten Rückstand auf Kiel und jeweils fünf Zählern auf den HSV und Fortuna Düsseldorf auch die letzten, ohnehin vagen Aufstiegshoffnungen erledigt. Andererseits ist der Klassenverbleib seit Wochen gesichert, was Schultz als „sehr komfortable Situation“ bezeichnet. Mithin stellt sich die naheliegende Frage, welchen Elan das Team in den verbleibenden drei Spielen noch auf den Platz bringt oder ob es gerade deshalb befreit aufspielt.

„Es heißt ja nicht Saisonausklang, sondern Saisonendspurt. Genauso verhalten sich meine Spieler und trainieren auch so. Es gibt noch neun Punkte zu holen, die wollen wir auch holen. Das haben wir schon in den vergangenen Spielen bewiesen“, sagte Schultz und dachte dabei an die jüngste Vorstellung beim 2:1-Heimsieg gegen den Tabellenzweiten Greuther Fürth. Dazu lieferte der Coach auch eine plausible Begründung: „Wir können gar nicht mit Halbgas oder mit Auge spielen. Wenn der Schiri anpfeift, spielen wir nach vorn und brettern alles rein. Darauf kann sich auch Kiel gefasst machen.“

Grundsätzlich habe er keine Mannschaft, die er „groß motivieren“ müsse, schon gar nicht für die anstehenden Nordduelle in Kiel und am 16. Mai gegen Hannover 96. „Das sind geile Spiele. Die Spieler haben selber Bock. Ich glaube, dass jeder, der bei uns beim Training zuguckt, das auch sieht. Insofern brauchen wir keine zusätzlichen Anreize oder Maßnahmen“, sagte Schultz.

St. Pauli lockt Profis mit Urlaubsverlängerung

Wie das Abendblatt erfuhr, wurde den Profis allerdings doch eine interessante Belohnung in Aussicht gestellt, wenn sie ihren Erfolgstrend der vergangenen vier Monate (39 Punkte aus 18 Spielen) im Saisonendspurt fortsetzen. Mit weiteren Siegen können sie sich nämlich einen längeren Urlaub selbst erkämpfen. Statt am 17. Juni könnte der Trainingsauftakt – je nach Punktausbeute in den abschließenden drei Spielen – erst einige Tage später stattfinden.

Es wird in jedem Fall eine vergleichsweise kurze Sommervorbereitung, denn der erste Zweitliga-Spieltag der Saison 2021/22 ist bereits für den 23. bis 25. Juli terminiert. Andererseits ist nach fast eineinhalb Jahren ohne längere Trainingspause eine Erholung von mehr als drei Wochen auch dringend nötig. Da ist jeder zusätzliche Tag wertvoll.

Kohfeldt-Nachfolger bei Werder? Das sagt Schultz

Mit einem Schmunzeln reagierte Schultz unterdessen auf die am Mittwoch von „Sportbild“ veröffentlichte, angeblich geheime Liste von Trainerkandidaten Werder Bremens für die mögliche Nachfolge von Florian Kohfeldt. Dort wird Schultz in einer Reihe mit Kiels Trainer Ole Werner, Edin Terzic (Borussia Dortmund), Stefan Leitl (Fürth) und Bruno Labbadia (zuletzt Hertha BSC) genannt.

„Ich habe in Bremen gespielt und schaue bei den Bundesligaergebnissen auch immer zuerst darauf, wie Werder gespielt hat“, sagte Schultz. „Da das aber nicht das Fachblatt ,Kicker‘ ist, muss man dem nicht so viel beimessen. Ich bin super gerne hier. Wir haben hier etwas entwickelt, insofern gehe ich davon aus, dass ich nächste Saison noch hier bin“, sagte Schultz weiter zu seinem Ambitionen.

Aremu von St. Pauli vorerst freigestellt

Derweil dürfte die Saison für Außenverteidiger Sebastian Ohlsson (Innenreizung im Knie) und auch für Sturmtalent Igor Matanovic (Adduktorenprobleme) vorzeitig beendet sein. „Wir wägen gerade ab, ob es Sinn ergibt, sie noch voll ins Training hineinzudonnern, wenn die Aussicht auf Spielzeit nur noch gering ist, oder ob man die Verletzung ruhig auskurieren lässt“, sagte Schultz.

Definitiv wird Afeez Aremu in dieser Saison nicht mehr für St. Pauli auflaufen. Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler erhielt am Mittwoch die Erlaubnis, aus privaten Gründen vorzeitig in seine Heimat Nigeria zu reisen. "Das ist sicherlich ein ungewöhnlicher Vorgang, aber es gibt Situationen, in denen der Beruf ganz klar hinter familiären Angelegenheiten zurückstehen muss", erläuterte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann den Schritt, ohne weitere Details mitzuteilen.

Afeez Aremu kam für St. Pauli in der laufenden Saison in 16 Zweitligaspielen zum Einsatz, davon viermal von Beginn an.
Afeez Aremu kam für St. Pauli in der laufenden Saison in 16 Zweitligaspielen zum Einsatz, davon viermal von Beginn an. © dpa | Timm Schamberger/dpa/archivbild

Auch Schultz brachte Verständnis für Aremu auf und wollte diesem "auch keine Steine in den Weg legen. Wir verfügen über einen breiten Kader und so bietet sich in den kommenden Spielen auch anderen Spielern die Gelegenheit, sich zu zeigen", betonte Schultz.