Hamburg. Der frühere St. Pauli-Kapitän spricht über seine noch unvollendete Profikarriere und ob er irgendwann nach Hamburg zurückkehren wird.

Die Vorzüge seiner derzeitigen Heimat kann Lasse Sobiech in diesen Tagen nur bedingt genießen. Auch wenn in der Schweiz die Corona-Einschränkungen weniger strikt sind als in Deutschland, wird der Alltag für den Profi des FC Zürich in diesen Tagen vor allem von einer Sache bestimmt: schuften für ein Comeback.

„Leider ist mir vor sechs Wochen im Training die Schulter herausgeflogen, ich musste operiert werden. Ich denke, dass ich in dieser Saison noch mal mit der Mannschaft trainieren kann. Aber das Risiko, für ein, zwei Spiele zurückzukehren, ist zu groß“, erklärt der ehemalige Profi des FC St. Pauli im Abendblatt-Podcast „Millerntalk“.

Sobiech vom FC Köln nach Zürich verliehen

Lasse Sobiechs Leihvertrag in Zürich endet im Juni.
Lasse Sobiechs Leihvertrag in Zürich endet im Juni. © imago images/Pius Koller | imago sport

Dabei wollte der 30 Jahre alte Innenverteidiger, der aktuell vom akut abstiegsgefährdeten Bundesligaclub 1. FC Köln nach Zürich verliehen ist, in der Schweizer Super League unbedingt eine Sache unter Beweis stellen, die ihm viele Experten abgesprochen haben: Dass er sehr wohl das Zeug zum Erstligaspieler hat. Beim Europa-League-Anwärter überzeugte er in zwölf Spielen mit guten Leistungen und drei Toren. „Mit der Verletzung ist es jetzt leider schwer, mich für mehr zu empfehlen“, sagt Sobiech. Ein Rückschlag zur Unzeit, der irgendwie ins Gesamtbild passt.

Wann immer er die Chance hat, sich auf der großen Fußballbühne zu etablieren, kommt etwas dazwischen. So wird es schwer, den Stempel des ewigen Zweitligakickers loszuwerden.

Sobiech hinterfragt seinen bisherigen Karriereverlauf

In seinen knapp fünf Jahren auf St. Pauli gehörte der 1,96 Meter große Abwehrspieler zu den dominantesten Defensivspielern im Bundesliga-Unterhaus. Führungsspieler, torgefährlich, resolut im Zweikampf. Doch all das immer dann wie weggeblasen, wenn er in der Beletage im deutschen Fußball auf dem Rasen stand. Unter dem Strich stehen beim gebürtigen Westfalen lediglich 35 Bundesligaspiele für Greuther Fürth, St. Paulis Lokalrivalen HSV und Köln.

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„Mit der Ausbeute bin ich natürlich nicht wirklich zufrieden. Ich hinterfrage oft, was hätte besser laufen können“, gesteht Sobiech ganz offen ein. „Ich glaube aber, dass ich schon das fußballerische Format habe, um dauerhaft in der Ersten Liga zu spielen. Was ich mir aber nicht vorwerfen kann ist, dass ich meinen Prinzipien nicht treu geblieben bin“, sagt Sobiech und nennt ein Beispiel.

Sobiech genoss die Zeit beim FC St. Pauli

Als er 2016 seinen Vertrag bei St. Pauli verlängert hatte, kommunizierte Sobiech offen, dass er den Verein nach Ablauf des Arbeitspapiers verlassen würde, wenn der Kiezclub nicht den Sprung in die Bundesliga schaffen würde. „Ich wollte nicht in der Wohlfühloase bleiben, sondern den nächsten Schritt machen. Sonst wäre mir irgendwann die Zeit weggelaufen. Dafür bin ich zu ehrgeizig“, erklärt der ehemalige Publikumsliebling.

Zugleich macht er aber keinen Hehl daraus, wie sehr er die Zeit in Hamburg genossen hat. „St. Pauli war ein geiler Einstieg in meine Profikarriere. Der Wechsel war perfekt für mich, weil man auch abseits des Fußballplatzes viel mitnimmt“, bilanziert der Innenverteidiger.

Der Abwehrspieler engagiert sich in Südafrika

Da überrascht es nicht, dass Sobiech auch im sozialen Bereich sehr engagiert ist. Seit seiner Zeit beim Kiezclub unterstützt er die Initiative „Viva con Agua“, die sich beispielsweise mit der Wasserversorgung in Afrika beschäftigt. Seit einigen Jahren kümmert sich Sobiech mit dem Projekt „Young Bafana“ um Straßenkinder in Südafrika. Gemeinsam mit Fußballkollegen wie dem ehemaligen HSV-Profi Marcel Ndjeng (38), Ex-St.-Pauli-Verteidiger Marc Hornschuh (30) und Marco Terrazzino (30) vom SC Paderborn sorgt er dafür, dass die Kids in den Townships von der Straße kommen und Zugang zu Bildung bekommen.

„Alle haben Bock, Fußball zu spielen. Die Jungs und Mädels bekommen die Gelegenheit zu trainieren, müssen dafür aber auch zur Schule gehen und Englischunterricht nehmen. Da gab es schon tolle Geschichten. Einige Spieler sind schon in die Erste und Zweite
Liga in Südafrika gekommen. Einer hat einen Job bei ,Viva con Agua’ bekommen“, sagt Sobiech, der sich vorstellen könnte, nach der Karriere die Arbeit vor Ort zu intensivieren.

Sobiech sieht private Zukunft in Hamburg

Seine private Zukunft sieht Sobiech mittelfristig aber in Hamburg, wo er in Volksdorf ein Haus gekauft hat. „Hamburg ist meine zweite Heimat geworden. Viele Freunde, viel Interesse am Fußball, der dort gespielt wird. Da möchten meine Freundin und ich unbedingt leben.“

Die 13. Folge des „Millerntalk“-Podcasts ist kostenlos auf abendblatt.de/millerntalk sowie allen gängigen Streamingplattformen zu hören. Der ehemalige Hamburger verrät, warum er zu seiner Zeit bei St. Pauli gerne eine Kamera in der Kabine aufgehängt hätte, weshalb er dem HSV den Aufstieg wünscht und ob er noch einmal das Trikot des Kiezclubs tragen wird.