Hamburg. Das Aus des langjährigen Stammtorhüters stößt nicht nur bei Robin Himmelmann selbst auf Unverständnis. Droht ein zweiter Fall Szalai?

Als sich die Profis des FC St. Pauli am Dienstagmorgen um 10 Uhr im Trainingszentrum an der Kollaustraße versammelten, war Robin Himmelmann bereits mit der Arbeit fertig. Der von der sportlichen Führung um Sportdirektor Andreas Bornemann (49) und Trainer Timo Schultz (43) aussortierte Torhüter, der ab sofort nicht mehr am Mannschaftstraining teilnehmen darf, absolvierte gemeinsam mit Torwarttrainer Mathias Hain (48) sein Einzeltraining. Dem dienstältesten Profi, der seit 2012 im Verein ist, merkte man die Enttäuschung über die Entscheidung und den Umgang mit ihm auf dem Platz nicht an. Hochkonzentriert und professionell arbeitete der Schlussmann, als wäre nichts gewesen.

Nach Abendblatt-Informationen sorgte die Demontage des langjährigen Stammkeepers indes auch bei einigen Profis für Kopfschütteln. Mitspieler und Teile des Trainerteams zollten Himmelmann Respekt, wie professionell er mit der schweren Situation umgeht. Nach seiner Einheit auf dem Platz ging es für ihn noch in den Kraftraum, ehe er um kurz vor 12 Uhr, als das Mannschaftstraining in vollem Gange war, den Heimweg antrat. Als Himmelmann sah, dass sich vereinzelte Kiebitze vor dem Trainingszentrum versammelt hatten, hielt er spontan für einen kurzen Plausch an. Interviews möchte der 31-Jährige derzeit nicht geben.

St. Pauli und Himmelmann: Nur die halbe Wahrheit?

Und das aus gutem Grund. Die vom Verein am Montag kolportierte einvernehmliche Lösung mit Himmelmann ist nur die halbe Wahrheit. Die überraschende Degradierung des Führungsspielers, der seit Sommer vergangenen Jahres im Mannschaftsrat sitzt, könnte ein rechtliches Nachspiel haben. Wie das Abendblatt erfuhr, will Himmelmann das vom Verein verordnete Einzeltraining nicht akzeptieren und spätestens in der kommenden Woche wieder am regulären Teamtraining teilnehmen. Wenn St. Pauli sich dem verweigern sollte, würde der Torhüter einen Anwalt konsultieren.

Einen ähnlichen Fall gab es in der Bundesliga bei Mainz 05. Der ungarische Stürmer Adam Szalai (33) zog im September 2020 vor das Arbeitsgericht, weil ihn der damalige Trainer Achim Beierlorzer aus dem Teamtraining verbannt hatte. Ähnlich wie bei Himmelmann ging es auch bei Szalai darum, ihn zu einem Wechsel zu bewegen. Der Mainz-Stürmer bekam allerdings Recht, und kehrte wenig später in den regulären Trainingsbetrieb zurück. Darauf hofft nun auch der degradierte St.-Pauli-Torwart.