Hamburg. “Wir müssen uns wieder um die Basics kümmern“, sagt Christopher Avevor über den Absturz der Kiezkicker in den Tabellenkeller.
Es wurde am Mittwochmorgen fleißig gearbeitet in der Straße Langenhorst, die am Trainingsgelände des FC St. Pauli vorbeiführt. Der Mitarbeiter einer Energieversorgungsfirma vermaß penibel die Auffahrt des Trainingsgeländes, weil neue Leitungen verlegt werden sollen.
Und auf dem Dach eines Nachbargebäudes ging ein Schornsteinfeger mit bestem Ausblick auf die Trainingseinheit der Kiezkicker seiner Arbeit nach. Fleiß, Präzision und eine Portion Glück wären auch für die Spieler des Tabellen-17. der Zweiten Liga geeignete Mittel, um den fast schon alljährlichen Herbst-Blues zu bewältigen.
Avevor: "Platz 17 fühlt sich scheiße an"
Wann immer die Blätter von den Bäumen fallen, so scheint es, nimmt sich St. Pauli eine Schaffenspause. Auch in der Vorsaison, als man nach sieben absolvierten Spielen neun Punkte auf dem Konto hatte, begann es im Herbst zu kriseln. Derzeit haben die Hamburger sogar noch zwei Punkte weniger vorzuweisen. „Platz 17 fühlt sich scheiße an“, sagt Kapitän Christopher Avevor (28) und bringt die derzeitige Situation kurz und prägnant auf den Punkt.
Die vielen gegnerischen Treffer ärgern den Innenverteidiger kolossal. Bereits 14 Gegentore – zwei pro Partie – stehen bei St. Pauli zu Buche. Das ist eher die Bilanz eines Abstiegskandidaten als die einer Mannschaft, die sich in die oberen Tabellenregionen orientieren wollte.
Avevor nimmt alle Mitspieler in die Pflicht
Trainer Timo Schultz (42) macht keinen Hehl daraus, dass er mutigen, offensiven Fußball spielen lassen will. Gerade im 3-5-2-System wirkt es aber so, als fehle es an Absicherung, wenn in der Offensive der Ball verloren geht. Im defensiven Mittelfeld fehlt ein knallharter Abräumer. Die „Sechser“, die zum Einsatz kommen, sind allesamt eher Künstler als ekelig spielende Arbeiter. Diese Lücken in der Rückwärtsbewegung brechen St. Pauli derzeit das Genick.
„Es ist die gesamte Mannschaft verantwortlich, Gegentore im Verbund zu verhindern. Wir müssen wacher und konsequenter vor dem eigenen Tor sein“, sagt Führungsspieler Avevor und ergänzt: „Wir sollten jetzt nicht groß den Taktikfuchs herausholen, um Wunderlösungen zu finden. Wir sollten uns um die Basics im Fußball kümmern. Taktisch kann man alles hinterfragen, aber wenn du die Zweikämpfe nicht gewinnst, die zweiten Bälle nicht bekommst, dann kriegst du Probleme.“
St. Paulis Kapitän von eigener Geschichte genervt
Probleme hat auch der Innenverteidiger selbst. Avevor merkt man an, dass er nach seinem im Juli 2019 erlittenen Wadenbeinbruch und Syndesmosebandriss noch längst nicht wieder der Alte ist. Das nervt ihn, gesteht der Kapitän offen ein. Noch immer muss bei ihm regelmäßig die Belastung gesteuert werden. Am Mittwochmorgen fehlte er bei der Einheit, am späten Nachmittag war er wieder mit von der Partie.
„Mich nervt es, wenn ich wegen der Verletzung mal kürzertreten muss. Ich bin aber froh, dass ich spielen kann und der Fuß einigermaßen okay ist. Ich bin ungeduldig, heule aber nicht rum und will mich auch nicht beschweren. Es ist manchmal wie eine Achterbahnfahrt. Mal geht es besser, mal schlechter, aber ich will so schnell wie möglich auf mein altes Niveau zurück“, erklärt Avevor.
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Das würde helfen, um nachhaltig seinen Stammplatz zurückzuerobern. Zuletzt stand er weder beim 2:2 gegen den Hamburger SV noch beim 0:3 gegen Karlsruhe in der Startformation. Die Konkurrenz auf der Innenverteidigerposition ist bei den Hamburgern riesig. Werbung in eigener Sache will Christopher Avevor am Freitag betreiben, wenn St. Pauli ein Testspiel bei Werder Bremen absolviert.