Hamburg. Der Neuzugang des FC St. Pauli hatte sich bei seinem Ex-Club in Belgien mit dem Coronavirus angesteckt. Nun spricht er darüber.

James Lawrence ist froh, endlich wieder das machen zu können, was er so liebt. Auf dem Platz stehen, Zweikämpfe gewinnen, auf das Tor schießen. Der 28-Jährige, der in der vergangenen Saison vom RSC Anderlecht zunächst auf Leihbasis nach Hamburg kam und nun fest verpflichtet wurde, weiß seinen Job in diesen Tagen besonders zu schätzen, weil hinter ihm eine schwierige Leidenszeit liegt. Der walisische Nationalspieler hatte sich bei seinem Ex-Club in Belgien mit dem Coronavirus angesteckt. Nun sprach Lawrence zum ersten Mal über...

... die Nachricht, dass er an Corona erkrankt ist

„Ich war frustriert und enttäuscht, weil ich mich an alle Regeln gehalten habe und sehr vorsichtig im Alltag war. Ich hätte nichts anders oder besser machen können, trotzdem habe ich mir das Virus eingefangen. Das hat mich so frustriert und enttäuscht, weil ich zu der Zeit auch auf Vereinssuche war, und die Transferperiode langsam endete. Ich wusste, dass mir eine Trainingspause bevorstand. Das musste ich alles erst einmal sacken lassen.

...den Ort, an dem er sich angesteckt hat

So ganz genau kann man das rückblickend nicht sagen, aber ich habe eine Idee, wo es passiert sein könnte. Wir hatten in Anderlecht zehn Fälle im Kader. Und wenn das Virus erst einmal von einer externen Quelle in die Blase, in der wir uns als Team befunden haben, hereingetragen wird, verbreitet es sich schnell in der Kabine. Man kann aber niemandem die Schuld geben.“

...seine Quarantänesituation in Belgien

„Ich war in Anderlecht zwei Wochen komplett isoliert, dann wurde ich negativ getestet. Dann bin ich nach Hamburg gekommen, und der Test hier war wieder positiv. Also ging es wieder in vorsorglich in Quarantäne. Das ist aber nichts Ungewöhnliches, weil ein Test nach einer überstandenen Erkrankung immer noch eine extrem geringe Zahl an Viruslast anzeigen kann. Ich wurde dann sehr engmaschig getestet und bin aber seit einiger Zeit jetzt komplett negativ.“

...die Angst vor Spätfolgen durch Covid-19

„Ich habe die Folgen von Corona in meinem Körper sofort gespürt. Dass es doch recht lange dauert, bis man sich vollständig davon erholt, hat mich überrascht. Ich war vor der Erkrankung körperlich in einem so guten Zustand, wie noch vielleicht noch nie. Von dem Zustand totaler Fitness zu einem Zustand, in dem ich mich wirklich nicht gut gefühlt habe, hat dafür gesorgt, dass der Respekt vor Corona noch größer ist, als er vorher ohnehin schon war.“

...die wichtige Botschaft an den Bevölkerungsteil, der Corona nicht ernst genug nimmt

„Viele Menschen denken, dass es sie eh nicht erwischen wird. Es sind die anderen Menschen, die Corona kriegen. Die Realität ist aber, dass das Virus keinen Unterschied zwischen den Menschen macht. Dem Virus ist es völlig egal, ob du fit und gesund bist oder nicht. Ich kann nur an die Leute appellieren, Corona ernst zu nehmen.“

...die Corona-Symptome, unter denen er gelitten hat

„Diese Erkrankung fühlte sich anders an, als alles, was ich bisher erlebt hatte. Ich fühlte mich drei Tage etwas schlapp, hatte am Anfang etwas Fieber. Was aber am schlimmsten war: Ich hatte über vier Tage von morgens bis abends durchgehend Kopfschmerzen. Das habe ich so noch nie erlebt. Selbst Paracetamol hat keinerlei Linderung gebracht. Ich konnte nichts machen, außer mich erholen. Bei einer Grippe fühlt man sich vielleicht schlapp und schwerfällig, aber du funktionierst irgendwie. Das war jetzt komplett anders.“

...seinen körperlichen Zustand und seine Comeback-Pläne

„Ich durfte zunächst wegen der Corona-Erkrankung zwei Woche gar nichts machen. Als ich dann nicht mehr infektiös war, konnte ich langsam wieder anfangen, zu trainieren. Seit ich hier bin, arbeite ich überwiegend individuell und hole meinen Rückstand so auf. Ich merke schon noch, dass es mir Matchfitness fehlt. Es bringt total Spaß, wieder im Mannschaftstraining zu sein und fühle mich gut. Wir schauen einfach von Woche zu Woche.“

...sein Gefühl, nach seiner Leihe zurück in Hamburg zu sein

„Es ist schön, wieder hier zu sein. Ich habe einige bekannte Gesichter gesehen und lerne gerade die neuen Spieler kennen. Sie machen einen sehr netten Eindruck. Wir haben eine tolle Atmosphäre hier. Auch vom Trainer habe ich einen sehr guten ersten Eindruck bekommen. Es fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen. Hamburg und St. Pauli gibt mir ein heimisches Gefühl. Zumal ich wohl bald in meine alte Wohnung ziehen kann.

...über die Defensivschwäche des FC St. Pauli, der in vier Spielen sieben Gegentore erhalten hat

„Ich bin hier, um der Mannschaft zusätzliche Stabilität zu verleihen. Wenn ich fit bin und spielen darf, hoffe ich, dass ich dem Team helfen kann. Mein Job als Abwehrspieler ist es, den Gegner davon abzuhalten, Tore zu schießen.“

...das Stadtderby gegen den HSV in einer Woche

„Ich weiß nicht, ob ich bis dahin fit genug bin. Keine Ahnung. Wir schauen von Tag zu Tag und dann ich gemeinsam mit dem Trainer eine Entscheidung treffen.