Hamburg. Nürnbergs Profi Hanno Behrens ist an Covid-19 erkrankt. St. Paulis Heimspiel soll dennoch wie geplant stattfinden.
Während die Profis des FC St. Pauli am Donnerstag ihren freien Tag genießen durften, traf sich Timo Schultz mit seinem Trainerteam, um den nächsten Gegner 1. FC Nürnberg zu analysieren. Stärken, Schwächen, Tendenzen bei Standardsituationen. Die Franken, die am Montag (20.30 Uhr) im Millerntor-Stadion gastieren, wurden vom 43-Jährigen bis ins kleinste Detail seziert. Dabei war es kurzzeitig unklar, ob die Partie gegen die Franken überhaupt stattfinden kann.
Im Nürnberger Trainingszentrum Valznerweiher – 650 Kilometer südlich von Hamburg – blieben wie bei St. Pauli die Trainingsbälle im Schrank. Ab 7.30 Uhr stand bei den Profis, den Staff-Mitgliedern und beim Trainerteam ein Corona-Test auf dem Programm. Am Mittwochabend war bekannt geworden, dass ein namentlich zunächst nicht genanntes Mitglied des Kaders positiv auf Covid-19 getestet worden war. Die gesamte Mannschaft begab sich daraufhin sofort in Quarantäne, die angesetzten Trainingseinheiten fielen aus.
Vize-Kapitän Hanno Behrens mit Corona infiziert
Am Donnerstag vermeldete der Verein auf seiner Internetseite, dass es sich bei dem Erkrankten um Vize-Kapitän und Ex-HSV-Profi Hanno Behrens handelt. „Es ist für niemanden angenehm, sich mit diesem Virus zu infizieren. Aber ich habe wohl Glück gehabt. Die Symptome sind bislang ausgeblieben. Mir geht es gut“, ließ der 30-Jährige mitteilen. Für Nürnberg ist es bereits die zweite Corona-Erkrankung in diesem Jahr. Im März erkrankte der gebürtige Hamburger Fabian Nürnberger (21). Damals musste die folgende Partie ausfallen. Der Gegner, damals wie am Montag: der FC St. Pauli.
Nach dem neuerlichen Corona-Fall standen die Verantwortlichen um Sportvorstand Dieter Hecking in intensivem Austausch mit dem Gesundheitsamt. Am Nachmittag erhielt der ehemalige HSV-Trainer die Befunde der Rachenabstriche. „Wir sind froh, dass sich niemand weiteres infiziert hat“, sagte der 56-Jährige. Um kurz nach 17 Uhr absolvierte die Mannschaft von Trainer Robert Klauß (35) eine Trainingseinheit. „Nach Rücksprache mit den Behörden und der Deutschen Fußball Liga (DFL) dürfen wir aufgrund der negativen Testergebnisse aller anderen Team-Mitglieder den Trainingsbetrieb fortsetzen. Damit hat die Situation Stand jetzt auch keine Auswirkungen auf die Ansetzung unseres Spiels beim FC St. Pauli“, erklärte Hecking.
Der 1. FC Nürnberg ist der dritte Zweitligaverein innerhalb von vier Tagen, der einen Corona-Fall im Kader zu beklagen hat. Zuvor waren auch der VfL Osnabrück und Holstein Kiel von Infektionen betroffen. Osnabrück beantragte nach zwei positiven Testergebnissen im Kader am Sonntag und der anschließenden Quarantäne-Anordnung für die restliche Mannschaft eine Verlegung des am Sonnabend angesetzten Heimspiels gegen Darmstadt 98. Dem hat die DFL zugestimmt. Die Partie soll am 28. Oktober (18.30 Uhr) nachgeholt werden.
Über einen Nachholtermin muss sich St. Pauli nun wohl keine Gedanken machen. Am Montagabend wird das Millerntor-Stadion im Topspiel gegen den Aufstiegskandidaten aber nur spärlich gefüllt sein. Wegen der konstant steigenden Corona-Zahlen dürfen gemäß der gültigen Allgemeinverordnung am Montag lediglich 1000 Fans auf den Tribünen dabei sein. Im vergangenen Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim (4:2) sorgten am 27. September noch 2226 Anhänger für zumindest etwas Stimmung.
Stadt verzichtet auf Anordnung eines Geisterspiels
Nach Abendblatt-Information plant die Stadt Hamburg trotz der beunruhigenden Corona-Entwicklung nicht, für den Montag kurzfristig ein Geisterspiel anzuordnen. Der Inzidenzwert lag am Donnerstag in Hamburg nach den 168 gemeldeten Neuerkrankten bei 41,4 Infizierten pro 100.000 Einwohner. Ab einem Wert von 35 sollen eigentlich keine Zuschauer zu Sportveranstaltungen zugelassen werden, die finale Entscheidung treffen aber die lokalen Behörden. Kritik an dem Richtwert gibt es indes aus der Bundesliga. „Wir sollten uns grundsätzlich fragen, ob wir nur den Inzidenzwert betrachten oder das umfangreiche Hygienekonzept der Clubs heranziehen“, sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle (45) vom 1. FC Köln dem „Stadt-Anzeiger“.
Ähnlich äußerte sich auch Stefan Reuter (53), Manager des FC Augsburg. „Die Bundesliga hat an allen Standorten gezeigt, dass sie Spiele mit Zuschauern unter Einhaltung der Hygienevorschriften sehr gut durchführen kann.“ Laut FCA-Geschäftsführer Michael Ströll sollten die Behörden berücksichtigen, dass es sich „um Freiluftveranstaltungen handelt“.
Die Testphase für die Teilzulassung von Zuschauern im Sport läuft Ende Oktober aus. Die danach erhoffte Erhöhung von 20 auf 40 Prozent der Stadionkapazität ist angesichts der jüngsten Aussagen aus der Politik auszuschließen. Vielmehr droht die Gefahr, dass sämtliche Sportligen künftig wieder komplett ohne Publikum spielen müssen, sollten die Corona-Zahlen bundesweit weiterhin explosionsartig ansteigen. Auch die DFL-Führung um Geschäftsführer Christian Seifert (51) muss in den kommenden beiden Wochen wichtige Entscheidungen treffen, unter anderem gilt das Alkohol- und Stehplatzverbot in den Arenen ebenfalls nur bis zum Monatsende.