Hamburg. St. Paulis Neuzugang Lukas Daschner (21) ist ein Kind des Ruhrpotts. In Hamburg beginnt für ihn jetzt ein neuer Lebensabschnitt.

Der Polizeihubschrauber knatterte am Mittwochnachmittag durchaus vernehmlich über dem Trainingsgelände des FC St. Pauli an der Kollaustraße. Lange stand er in der Luft, als wollten die Beamten genau schauen, wie intensiv Cheftrainer Timo Schultz die Profitruppe auf die Saison vorbereitet und die Neuen weiter integriert. „Wir arbeiten jeden Tag sehr hart daran“, sagt Lukas Daschner dazu, „ich habe ein gutes Gefühl.“

Der 21-Jährige zählt zu der inzwischen recht großen Gruppe neuer Hoffnungsträger, mit denen der FC St. Pauli den Kaderumbruch in dieser Saison vorantreibt. Sechs Spieler von „draußen“ und fünf aus dem eigenen Nachwuchs mischen im Profikader mit. „Ich rede mit allen ganz offen“, erzählt der offensive Mittelfeldspieler von den ersten Tagen in der Kabine, „die älteren Spieler geben mir Tipps, wo man in Hamburg hingehen kann, und mit den anderen Neuen kann man sich gut über Dinge wie Wohnungssuche austauschen.“

Es ist eben alles noch ein „Ankommen“, auch für ihn selbst. Eigentlich hatte er den Wechsel in dieser Saison wohl noch gar nicht auf dem Zettel. Ein Kind des Ruhrgebietes, immer in Duisburg gelebt. Auf einem Bolzplatz fußballerisch groß geworden – „bis uns Mutter abends reingerufen hat“ –, sieben Jahre beim MSV gespielt. Der Aufstieg in diesem Jahr schien lange Zeit sicher, klappte am Ende aber doch nicht. Das war der Moment, als der FC St. Pauli zuschlug.

Die erste eigene Wohnung, selbstständig in der Fremde

„Hätte, hätte, Fahrradkette“, floskelt sich Daschner sympathisch indirekt aus der Frage nach einem Wechsel auch bei MSV-Aufstieg heraus. Nach einem Perspektivgespräch mit Sportchef An­dreas Bornemann und Trainer Schultz sei es „keine große Sache“ gewesen, sich umzuentscheiden. „Vielleicht sollte der Aufstieg mit Duisburg nicht sein“, sagt er auch, „ich glaube, alles hat seinen Sinn im Leben.“

Beim MSV hat er selbst mit Kumpels in der Kurve gestanden, aber jetzt beginnt eben ein neuer Lebensabschnitt. Eigene Wohnung, selbstständig in der Fremde. „Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, es ist ein großer Schritt für mich“, sagt er, „aber die Erfahrung muss man mal machen.“ Und nächsten Januar, nach der Ausbildung, zieht ja auch Freundin Annika, die er seit der Grundschule kennt, zu ihm nach Hamburg.

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Beim ersten Testspiel am vergangenen Sonnabend gegen Holstein Kiel (1:2) war er schon einen Tag nach seiner Ankunft bei St. Pauli zum Einsatz gekommen. „Da hat man schon gesehen, dass er ein feiner Fußballer ist und Richtung Tor denkt“, lobte Trainer Schultz. An diesem Freitagmittag, im Testspiel am Millerntor gegen den dänischen Erstligisten Aarhus GF, wird er noch besser ins Team integriert sein. Vor allem aber freut er sich auf das Stadion, das er vor zwei Jahren mit dem MSV als Ersatzspieler schon erlebt hat. „Das ist etwas ganz Besonderes, das merkte man“, erinnert er sich, „dort zu spielen ist sicher noch ein ganz anderes Gefühl. Ich bin gespannt.“