Hamburg. Das umfassende Solidarpaket kommt vor allem den Mitarbeitern in Kurzarbeit zugute. Aber auch der Verein profitiert.

Es hat länger als bei den meisten anderen deutschen Proficlubs gedauert, aber seit Montag ist auch beim FC St. Pauli der Gehaltsverzicht von Spielern und Trainern des Zweitligateams sowie von Führungskräften des Vereins unter Dach und Fach. Dabei lag es aber keinesfalls an einer zögerlichen Bereitschaft der Profis, angesichts der finanziellen Einbußen ihres Clubs und der für viele Beschäftigte ausgerufenen Kurzarbeit auf einen Teil ihrer Bezüge zu verzichten.

Ganz im Gegenteil: Nach Informationen des Abendblatts waren nicht nur Daniel Buballa, Christopher Avevor und Jan-Philipp Kalla, die den Mannschaftsrat bilden, sondern auch Chefcoach Jos Luhukay stellvertretend für sein gesamtes Trainerteam bereits vor Wochen, in der Anfangsphase der Coronakrise, auf die Vereinsführung zugekommen und hatten angeboten, einen Teil des ihnen zustehenden Gehalts anderen, empfindlicher getroffenen Arbeitnehmern im Verein zukommen zu lassen.

St. Paulis Profis verzichten bis 30. Juni auf Gehalt

Seither war St. Paulis ehrenamtliche Führung unter Präsident Oke Göttlich gemeinsam mit den Geschäftsleitern der verschiedenen Bereiche damit befasst, ein in sich schlüssiges und abgestimmtes Solidarpaket zu schnüren. Dabei wurden von allen Mitarbeitern die persönlichen Bedürfnisse abgefragt und berücksichtigt. Der Gehaltsverzicht wurde bis zum 30. Juni vereinbart.

Der Großteil des Gesamtbetrags wird dem Härtefalltopf für die besonders von Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiter zugeführt. Der andere Teil kommt dem Verein zugute. Nach Abendblatt-Informationen ist auch bei den Profis der prozentuale Anteil des Gehalts, auf den verzichtet wird, individuell unterschiedlich. Durchschnittlich dürfte der Verzichtsbetrag bei rund 20 Prozent des Gehalts liegen.

„Für uns stand es außer Frage, dass wir nur gemeinsam hier herauskommen, und wir hoffen, dass wir mit diesem Solidarpaket die Auswirkungen auf unseren Verein minimieren können. Gleichzeitig galt es, keine pauschalen Forderungen zu stellen, sondern auch aus der Intention der Mannschaft heraus individuelle Lösungen anzustreben“, sagte Sportchef Andreas Bornemann.

FC St. Pauli erhält Lizenz erster Klasse

„Solidarisches Handeln gehört zur Identität des FC St. Pauli, dennoch freue ich mich über das große Maß an Hilfsbereitschaft innerhalb, aber auch außerhalb des Vereins – egal ob vom Management, dem Trainerteam, Spielern, Mitarbeiter*innen oder eben unseren Partnern oder Dauerkartenbesitzern. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten ist das ein starkes Signal“, betonte Göttlich.

Unabhängig vom jetzt verabschiedeten Solidarpaket hat der FC St. Pauli von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Lizenz für die kommende Saison erhalten – und zwar ohne Auflagen und Bedingungen. Verweigert wurde keinem der 49 Bewerber die Lizenz, Auflagen gab es aber für einige. Die DFL-Mitgliederversammlung hatte allerdings am 31. März beschlossen, dass die finanziellen Kriterien in Form einer Liquiditätsberechnung in diesem Jahr nicht geprüft werden. Damit soll allen Vereinen die Möglichkeit und Zeit gegeben werden, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen.

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Von diesem Dienstag an erweitert der FC St. Pauli seine Trainingsgruppen von bisher fünf bis sechs auf bis zu acht Spieler. Diese Maßnahme erfolgt im Rahmen des genehmigten Kleingruppentrainings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Damit wird eine der bisher fünf Gruppen aufgelöst. Ab sofort trainieren jeweils zwei Gruppen an der Kollaustraße und im Millerntor-Stadion.