Hamburg. Kapitän Daniel Buballa erzählt, wie sich St. Paulis Profis zu Hause fit halten - auch mental. Nächste Woche wieder Mannschaftstraining?

Tag vier, an dem der Begriff "Heimtrainer" eine völlig neue Bedeutung bekommt. So ist es gerade beim FC St. Pauli. Statt sich an der Kollaustraße mit den Kollegen auf ein Spiel vorzubereiten, sind die Profis seit Dienstag angehalten, sich in den eigenen vier Wänden möglichst fit zu halten.

"Es fällt mir schwer, nicht mehr Fußball spielen zu dürfen", sagt Mannschaftskapitän Daniel Buballa in einem Interview auf der offiziellen Website des Vereins, "das Mannschaftstraining fehlt mir am meisten."

St. Pauli ordnet auch Yoga-Übungen an

Sie alle haben individuelle Trainingspläne bekommen. Sie sollen ihre Kraft, Beweglichkeits- und Stabilisa­tionsübungen daheim auf einer Matte machen, auch Yoga-Übungen. Dazu intensive Ausdauerläufe. Buballa läuft am Vormittag durch das Niendorfer Gehege, "dann ist der Hund dabei, dann ist der schon mal ausgelastet".

Zusätzlich hat der Verein seinen Profis die Spinning-Räder in die Wohnung gebracht. Der Kapitän hat seines ins Wohnzimmer gestellt. Das sieht neben der großen, hellen Ledercouch jetzt nicht so richtig gut aus, soll aber ja kein Dauerzustand werden. "So kann ich nebenbei fernsehen, ich werde sicherlich die eine oder andere Stunde auf dem Teil verbringen", sagt der Verteidiger.

Auch die Psyche der Sportler wird belastet

Mit Mannschaftssport hat das nichts mehr zu tun. Das ist individuelles Notprogramm mit der Hoffnung, die Fitness möglichst lange am oberen Level zu belassen. Dazu kommt zumindest bei ihm die psychische Komponente: Wofür macht man das, wann geht es weiter, wenn überhaupt.

"Das geht aber sicherlich nicht nur mir so, sondern allen Fußballern und vielen weiteren Sportlern", sagt Buballa: "Wir Spieler müssen uns mental und körperlich aber darauf vorbereiten, Anfang April wieder zu spielen, wenn es dann so kommen sollte."

St. Paulis Profis kommunizieren weiter

Die Kommunikation untereinander läuft bei einem Profi im Homeoffice nicht anders als bei anderen Arbeitnehmern auch. Also WhatsApp-Nachrichten und Telefonate mit einigen Mitspielern. "Und natürlich stehen wir im Austausch mit dem Trainerteam und unserem Sportchef Andreas Bornemann."

Die Krise verfolgt Buballa intensiv, "allerdings setze ich mich nicht den ganzen Tag mit der Situation auseinander, sondern versuche, das Thema zwischendurch immer mal wieder auszublenden." Dass er die Verhaltensmaßregeln der Behörden einhält, ist auch klar. Abstand, soziale Distanz, Händewaschen, logisch.

Buballa verzichtet auf Besuch der Eltern

"Auf Besuche verzichte ich natürlich, so fahre ich auch nicht zu meinen Eltern in den Westerwald, was ich an freien Tagen sonst gerne gemacht habe", erzählt er.

Genau so will der Verein es haben. "Die Spieler sind angehalten, sich weiter in Hamburg aufzuhalten und hier vor Ort ihre Trainingspläne zu absolvieren und natürlich weitestgehend Kontakte zu vermeiden", sagt Bornemann.

St. Pauli wartet auf Trainingsgenehmigung

Bis zum Wochenende ist das Heimtraining der Mannschaft noch geplant, danach soll es eigentlich wieder in Gruppen weitergehen. Aber noch liegt die Ausnahmegenehmigung für den Verein nicht offiziell vor. Und wann wieder gespielt wird, das ist noch gar nicht absehbar.

"Ich hoffe natürlich, dass es uns allen gelingt, die Situation gemeinsam zu meistern“, sagt Buballa. "Dann werden wir irgendwann auch wieder auf dem Platz stehen können.“

Fans des FC St. Pauli haben eine Crowdfunding-Aktion gestartet, um eine Rückführung des am Dienstag verstorbenen Fans Radoslav Mihov, den viele wegen seiner Gitarre kannten, in seine bulgarische Heimat bezahlen zu können. Die Familie kann sich das nicht leisten. https://www.gofundme.com/f/ruckfuhrung-von-radi