Heidenheim. Nach dem 0:1 in Heidenheim hat St. Paulis Trainer die Mannschaft “richtig angepackt“. Bei Luhukay grassiert die Abstiegsangst.

Sechster Versuch, sechste Niederlage – der FC St. Pauli ist wieder einmal mit dem Vorhaben gescheitert, wenigstens einen Punkt beim 1. FC Heidenheim zu ergattern.

Beim 0:1 (0:0) brachte sich die Mannschaft diesmal durch ein schlafmütziges Verhalten bei einem gegnerischen Eckball und eine mangelnde Konsequenz bei den eigenen Torchancen um den Erfolg bei einem keinesfalls übermächtigen Gegner.

Luhukay hält nach St. Paulis Pleite eine Brandrede

Der Auftritt erzürnte St. Paulis Trainer Jos Luhukay sogar so sehr, dass er in der Kabine deutliche Worte an die Mannschaft richtete und auch im Gespräch nach der Pressekonferenz kein Blatt vor den Mund nahm.

„Am meisten tut mir nicht meine Mannschaft leid, sondern unsere Fans. Ich ärgere mich maßlos und schäme mich dafür, dass wir hier zum sechsten Mal nach einer Niederlage in die Kurve gehen müssen zu unseren Anhängern, die 20 Stunden unterwegs waren und uns die ganze Zeit unterstützt haben“, sagte er.

„Uns hat in den entscheidenden Situationen die Schärfe gefehlt. Wir müssen den Fans die Leidenschaft, die sie immer zeigen, auf dem Platz vorleben.“

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St. Pauli ließ sich auf absurde Weise düpieren

Genau dies traf weder bei den Torchancen durch Viktor Gyökeres (52.) und Finn Ole Becker (67.) noch beim direkten Nachschuss durch Boris Tashchy zu. Es wirkte vielmehr leichtfertig und unkonzentriert, wie das Team seine eigenen Möglichkeiten verspielte.

Dazu kam dann, dass sich das Team nach knapp einer Stunde bei einem Eckball auf absurde Weise düpieren ließ. Und natürlich war einmal wieder Heidenheims Kapitän Marc Schnatterer maßgeblich daran beteiligt. Flach schoss das FCH-Idol den Ball in eine Lücke im Strafraum, Norman Theuerkauf sprintete dem Ball entgegen und erzielte mit links das 1:0 (59.).

Damit war Schnatterer auch im sechsten Heimspiel gegen St. Pauli maßgeblich an einem Tor und am Sieg beteiligt. Und für St. Pauli war es nach den Spielen in Bielefeld, Stuttgart und zuletzt gegen Darmstadt bereits der vierte Eckball, der zu einem Gegentor führte.

Nach der erneuten Niederlage in Heidenheim herrschte bei Ryo Miyaichi und den übrigen Profis des FC St. Pauli Ratlosigkeit.
Nach der erneuten Niederlage in Heidenheim herrschte bei Ryo Miyaichi und den übrigen Profis des FC St. Pauli Ratlosigkeit. © Witters


Luhukay: "Das akzeptiere ich nicht"

„Uns fehlt die Gewinnermentalität und der absolute Siegeswillen. Ich habe die Mannschaft gerade richtig angepackt. Es herrscht, wie ich es schon vor der Saison gesagt habe, zu schnell Zufriedenheit. Und damit erzwingt man keinen Erfolg. Es ist seit Jahren das Problem, es ist doch kein Zufall mehr, dass man hier jetzt zum sechsten Mal verliert. Das akzeptiere ich nicht, das müssen wir verändern. Wir sind wieder bequem geworden und in die Komfortzone gerutscht“, prangerte Luhukay nach dem Spiel an.

Nur drei Profis blieben in der Startelf


Er selbst hatte mit diversen handfesten Überraschungen mit seiner Startformation aufgewartet. Im Vergleich zur 0:1-Heimniederlage gegen Darmstadt 98 am Wochenende zuvor schickte er gleich acht neue Akteure auf den Rasen der Heidenheimer Voith-Arena.

Lediglich Torwart Robin Himmelmann, Kapitän Daniel Buballa und Mats Möller Daehli blieben in der ersten Elf. Zudem hatte sich Luhukay für eine Dreier-Abwehrkette mit Jan-Philipp Kalla, Leo Östigard und Buballa entschieden.

Heidenheims Schmidt zollt St. Pauli Respekt

Lange gelang es dieser neu formierten Truppe, das Spiel offen zu gestalten. „Andere Mannschaften ziehen sich hier deutlich weiter zurück“, zollte Heidenheims Trainer Frank Schmidt St. Paulis Auftritt in der ersten Halbzeit Respekt.

„Bei mir kommen nur Spieler zum Einsatz, die bei 100 Prozent stehen“, begründete Luhukay seine Aufstellung. „Wenn es an den Umstellungen gelegen haben sollte, nehme ich die Niederlage auch auf meine Kappe“, sagte Luhukay noch.

Tatsächlich aber wirkte die Mannschaft durch die vielen Wechsel nicht etwa verunsichert, sondern zeigte auch einige Ballstafetten, die von einem bunt zusammengestellten Haufen nicht zu erwarten sind. Was fehlte, war die Entschlossenheit, die sichtlich überraschten und spielerisch an diesem Tag limitieren Heidenheimer in die Knie zu zwingen.

Buchtmann zog sich eine Knieverletzung zu

Am Ende traf Heidenheims Trainer Frank Schmidt den Punkt, als er nüchtern feststellte, dass „Standards auch zum Spiel gehören“. Am Sonntag reichte dabei eine Idee, um St. Pauli auch zum sechsten Mal im sechsten Heimspiel zu bezwingen.

St. Paulis Christopher Buchtmann musste gegen Heidenheim in der 34. Minute verletzt vom Platz.
St. Paulis Christopher Buchtmann musste gegen Heidenheim in der 34. Minute verletzt vom Platz. © Witters

Ins Bild passte, dass St. Pauli schon nach gut einer halben Stunde auch noch Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann mit einer möglicherweise schweren Knieverletzung verlor. Eine Diagnose steht noch aus.

Luhukay warnt vor der Abstiegszone

Fazit eines erneut frustrierenden Nachmittags: Zu Beginn der englischen Woche herrscht beim FC St. Pauli Alarmstimmung. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in der Winterpause wieder auf einem Abstiegsplatz stehen. In der Zweiten Liga geht das ganz schnell. Vor zwei Spielen waren wir noch Sechster“, sagte Luhukay zu Recht.

Ob in dieser Situation das DFB-Pokalspiel gegen Frankfurt am Mittwoch zur richtigen Zeit kommt, ist sehr zweifelhaft.