Hamburg. Der FC St. Pauli distanziert sich von seinem Spieler. Dieser unterstützt den türkischen Militäreinsatz in Syrien.

Mit einer Solidaritätsbekundung mit dem türkischen Militär hat sich Cenk Sahin beim FC St. Pauli ins Abseits manövriert. Unter dem Hintergrund der Militäroffensive der Türkei gegen kurdische Truppen in Nordsyrien, postete der Offensivspieler bei Instagram ein Foto der türkischen Nationalflagge. "Wir sind an der Seite unseres heldenhaften Militärs und der Armeen. Unsere Gebete sind mit euch!", schrieb Sahin. Ein zusätzlicher Hashtag verweist auf die Militäroperation der Türkei in Nordsyrien.

Ein Kommentar, der von der Fanszene und vom Verein aufs Schärfste verurteilt wird. "Der FC St. Pauli distanziert sich klar von dem Post und dem Inhalt, weil er mit den Werten des Vereins nicht vereinbar ist", teilte der Hamburger Zweitligist in einer Stellungnahme auf seiner Homepage mit. "Der Verein hat bereits mit dem Spieler gesprochen und arbeitet intern die Thematik auf. Solange die interne Aufarbeitung nicht abgeschlossen ist, wird sich der FC St. Pauli nicht weiter dazu äußern." Mit den Worten "Nie wieder Krieg!" endete das Statement, das namentlich keinem Vereinsoffiziellen zuzuweisen ist.

Ultras fordern Sahin-Entlassung bei St. Pauli

Die Ultras des Clubs haben sich bereits positioniert, welche Konsequenzen der Vorfall ihrer Ansicht nach nach sich ziehen sollte. Sie fordern die sofortige Entlassung des Profis. "Für uns Ultras steht deshalb fest, dass Cenk Şahin nicht mehr im Trikot des FC Sankt Pauli aufläuft. Wir fordern den Verein auf, Cenk Şahin am heutigen Freitag, den 11. Oktober zu entlassen!", heißt es in einem offenen Brief.

Sahin hatte bereits in der Vergangenheit mit Sympathiebekundungen für die türkische Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan für Irritationen gesorgt. Darauf weisen auch die Ultras hin: "Es ist nicht der erste sprachliche und mediale Ausrutscher von Şahin in dieser Thematik, bereits in der Vergangenheit äußerte er sich pronationalistisch, regimetreu und verächtlich über das Sterben der kurdischen Bevölkerung."


Der Fanclubsprecherat des FC St. Pauli sammelte am Freitag die
Meinungen der Fanclubs und kam zu folgender Einschätzung: „Da wir
als FCSR jeden Angriffskrieg verurteilen und die Inkaufnahme
ziviler Opfer aufs Schärfste verachten, halten wir auch einen
Mitarbeiter, der dem Angreifenden moralisch beisteht, beim FC St.
Pauli für nicht akzeptabel. Hier vertrauen wir auf unsere
sportliche Leitung, dem AR und dem Präsidium die richtigen
möglichen Mittel zu wählen.“

Fans solidarisieren sich mit Kurden

Sahins Solidarisierung mit der Türkei birgt zusätzlich brisant, da große Teile der Fanszene die aktuellen Demonstrationen für die Freiheit Kurdistans und Frieden für die Bevölkerung im syrischen Gebiet Rojava unterstützen. Zudem ist der auf St. Pauli sehr beliebte Ex-Profi Deniz Naki ein bekennender Gegner des Erdogan-Regimes und ein Unterstützer der Kurden.

Welche sportliche Bedeutung Sahin für St. Pauli hat

Sportlich spielt Cenk Sahin in dieser Saison beim FC St. Pauli nur eine Statistenrolle, lediglich im DFB-Pokalspiel beim VfB Lübeck wurde der Außenbahnspieler in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Eine sofortige Trennung von Sahin wäre aus sportlicher Sicht ein überschaubarer Verlust, da er auch unter Trainer Jos Luhukay trotz der hohen Zahl an nicht einsatzfähigen Spielern nur eine Reservistenrolle spielt.

In wirtschaftlicher Hinsicht sieht dies schon anders aus. Mit einer Ablösesumme von 1,3 Millionen Euro, die St. Pauli im Sommer 2017 an den türkischen Erstligisten Basaksehir Istanbul zahlte, ist er der zweitteuerste Spieler (nach Ugur Inceman), den der Millerntor-Club je verpflichtet hat. Sahins aktueller Marktwert ist (laut transfermarkt.de) auf 550.000 Euro gesunken. Er lag einmal, im Januar 2016, bei utopischen 4,5 Millionen Euro.

In der vergangenen Saison hatte St. Pauli nach der Winterpause Sahin an den Liga-Konkurrenten FC Ingolstadt verliehen und dafür eine Gebühr von rund 30.000 Euro erhalten. Das Ziel dieser Leihe, dass Sahin in Ingolstadt Spielpraxis erhält und sich profilieren kann, um danach im Sommer entweder verkauft werden zu können oder mit neuem Selbstvertrauen für St. Pauli spielen kann, erfüllte sich nicht. Auch in Ingolstadt war der schnelle, aber oft zu leichtsinnige Außenstürmer nur zu unbefriedigenden Kurzeinsätzen gekommen. Nun droht ihm das Aus bei St. Pauli.