Hamburg. Jos Luhukay nennt erstmals ein klares Ziel für die kommenden zwei Jahre und sucht Spieler mit Tempo. Neue Chance für Cenk Sahin.

Noch ist die Saison für den FC St. Pauli nicht zu Ende, vielmehr geht es im letzten Spiel am kommenden Sonntag in Fürth darum, den Absturz auf den neunten Tabellenplatz zu vermeiden. Und doch sind die Blicke beim Millerntor-Club längst auf die kommende Spielzeit gerichtet, in der wieder einmal vieles besser werden soll. Der neue Sportchef Andreas Bornemann, der sein Amt am 1. Juli antritt, war am Montag im Trainingszentrum an der Kollaustraße, um sich einen Überblick zu verschaffen. Öffentlich äußern möchte er sich allerdings noch nicht. Er sehe sich noch nicht in der Lage, wirklich Substanzielles zu sagen, erklärte Geschäftsführer und Interims-Sportchef Andreas Rettig die verbale Zurückhaltung seines Nachfolgers.

Dafür sprachen am Montag aber Rettig selbst und Trainer Jos Luhukay offen und ausführlich über aktuelle Themen und – natürlich – die kommende Saison, in der es für den seit dem 10. April­ amtierenden Cheftrainer wirklich zählen wird. Erst dann wird er an den Ergebnissen auch gemessen werden. Die abschließenden sechs Spiele der derzeitigen Saison dienen bekanntlich nur der Bestandsaufnahme und Feststellung, mit welchen Spielern eine weitere Zusammenarbeit sinnvoll und im Sinne der von Luhukay angestrebten mutig-offensiven Ausrichtung zielführend ist.

Klare Ambitionen

Und welches konkrete Ziel strebt Luhukay an? Der Trainer musste bei der Frage lachen, fragte zurück, ob man ihn locken wolle – und traf dann doch eine offensive Aussage, die keiner seiner Vorgänger so von sich gegeben hatte: „Ich sitze hier nicht, um einfach nur einen Beruf zu haben als Trainer. Ich sitze hier, um in den nächsten zwei Jahren mit St. Pauli aufzusteigen. Das ist mein Traum. Da rede ich auch nicht drumherum.“

Da sind sie also, die klaren Ambitionen, die Luhukay mitbringt und die das Präsidium des FC St. Pauli bei seinem direkten Vorgänger Markus Kauczinski vermisst hatte. „Wenn ich die Wahl zwischen Kontinuität und Ambitionen habe, entscheide ich mich für die Ambitionen“, hatte Präsident Oke Göttlich die Ablösung von Kauczinski begründet.

Deutliches Aber

Jos Luhukay, der bekanntlich in seiner Trainerlaufbahn schon mit Borussia Mönchengladbach, dem FC Augsburg und Hertha BSC in die Bundesliga aufgestiegen ist, beeilte sich am Montag aber auch, seiner forschen Aussage ein deutliches Aber anzufügen: „Wir wollen in den nächsten Wochen einmal sehen, was für einen Kader wir tatsächlich zusammenbekommen.“

Der neben dem Trainer sitzende Andreas Rettig betonte unmittelbar danach, dass der von Luhukay angestrebte Aufstieg zumindest zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht als konkrete Zielsetzung für die nächste Saison anzusehen ist. „Man kann keine Ziele definieren, wenn man noch nicht genau weiß, wer die Wettbewerber sind und wie diese aufgestellt sind“, sagte Rettig.

Auf Nachfrage ließ Luhukay offen, für welche Positionen er sich genau neue Spieler als Verstärkungen wünscht. „Wenn ich das sage, bekomme ich morgen und Andreas übermorgen 100 Anrufe von Beratern, die uns Spieler anbieten“, sagte er. Das grundsätzliche Anforderungsprofil steht allerdings fest. „Ich möchte Spieler mit mehr Tempo haben – und zwar in allen Mannschaftsteilen, um aggressiver und mit mehr Druck spielen zu können. Ich bin sicher, dass wir damit erfolgreicher sein können“, sagte Luhukay.

Eigensinniger Sahin

In diesem Zusammenhang ist der derzeit noch an den FC Ingolstadt verliehene Cenk Sahin wieder ein Thema. Der offensive Außenbahnspieler, für den St. Pauli rund 1,3 Millionen Euro an Ablöse gezahlt hatte, bringt die von Luhukay geforderte Schnelligkeit zweifellos mit. Zuletzt hatte er bei St. Pauli aber wegen seiner Eigensinnigkeit und seines mangelhaften Defensivverhaltens keine realistische Einsatzchance mehr gehabt.

In Ingolstadt kam der 24 Jahre alte Türke auch nur auf acht Einsätze als Einwechselspieler. „Er wird fester Bestandteil unseres neuen Kaders sein. Wir haben bei ihm und seinem Berater hinterlegt, dass wir uns auf ihn freuen“, sagte Rettig. Offenbar hegt er die Hoffnung, dass der kommunikationsstarke Luhukay es schafft, Sahin in die Spur zu bekommen.

Ob Stürmer Sami Allagui noch eine Zukunft bei St. Pauli hat, werden Gespräche an diesem Dienstag oder Mittwoch zeigen. Der 32-Jährige war am Sonntag vor dem Spiel gegen Bochum aber auch deshalb noch nicht offiziell verabschiedet worden, weil sich sein Vertrag bei einem Aufstieg verlängert hätte und St. Pauli vor dem Spiel noch eine theoretische Chance auf den Relegationsplatz besessen hatte. „Es wäre deshalb kein gutes Signal gewesen, ihm einen Blumenstrauß zu überreichen“, sagte Rettig.

Zander soll fest verpflichtet werden

Derweil soll der seit zwei Jahren von Werder Bremen ausgeliehene Außenverteidiger Luca Zander fest verpflichtet werden. Eine Einigung mit den Bremern steht offenbar kurz bevor. Und auch Innenverteidiger Brian Koglin, der am Sonntag in seinem ersten Saisonspiel bei den Profis überzeugte, könnte jetzt wieder eine Zukunft bei St. Pauli haben.

Mit Alexander Meier (37) will Rettig auf Wunsch des Stürmers erst nach dem letzten Spiel am kommenden Sonntag sprechen. Eine Fortsetzung seiner Karriere am Millerntor wäre allerdings eine große Überraschung.