Dresden . Hamburger verlieren bei Dynamo Dresden nach einem umstrittenen Handelfmeter und einer guten zweiten Halbzeit unglücklich.

Am Ende stand der FC St. Pauli nach dem 1:2 bei Dynamo Dresden wieder mal mit leeren Händen da. Dabei hatte die von etlichen Ausfällen gehandicapte Truppe eines ihrer besseren Auswärtsspiele gezeigt und oft mutig nach vorn gespielt. Zudem wurde sie von einer falschen Strafstoßentscheidung benachteiligt.

Nach der zwölften Saisonniederlage müssen allerdings auch die letzten klammheimlichen Aufstiegshoffnungen begraben werden. „Wenn man ehrlich ist, wäre es noch möglich gewesen, da oben ranzukommen. Das ist schon ärgerlich. Wir waren voll im Spiel, hatten viel Ballbesitz“, meinte Daniel Buballa. „Insgesamt haben wir einen ganz anderen Fußball geboten. Ich habe zum ersten Mal Innenverteidiger gespielt. Wir wollen unser Spiel weiterentwickeln und besseren Fußball spielen. Das haben wir heute phasenweise geschafft.“

Luhukay musste St. Paulis Startelf erheblich umbauen

St. Paulis Trainer Jos Luhukay hatte seine Startelf im Vergleich zum 4:3-Sieg gegen Regensburg sechs Tage zuvor erheblich umbauen müssen. So fehlte nicht nur der zweifache Torvorlagengeber Christopher Buchtmann wegen einer schweren Zerrung, vielmehr mussten auch die zentralen Mittelfeldspieler Johannes Flum und Marvin Knoll verletzungsbedingt passen. Beide hatten gegen Regensburg jeweils einen Treffer erzielt.

Luhukay versuchte, die Ausfälle auch durch eine taktische Umstellung zu kompensieren. Statt der Vierer-Abwehrkette versuchte er es mit einer Dreier-Kette, die mit Jan-Philipp Kalla, Justin Hoogma und Daniel Buballa besetzt wurde. Bei gegnerischem Ballbesitz rückten rechts Yiyoung Park und links Jeremy Dudziak zurück. Vor der Abwehr schenkte Luhukay dem 18 Jahre alten Finn Ole Becker das Vertrauen im zentralen, defensiven Mittelfeld. In der Offensive stellte St. Paulis Trainer Sami Allagui neben Dimitrios Diamantakos auf, die die gegnerischen Abwehrspieler durch intensives Anlaufen am Spielaufbau hindern sollten. Auf den offensiven Außenbahnen sollten Ryo Miyaichi und Mats Möller Daehli für Tempo sorgen.

Mit dieser innovativen Formation hatte Luhukay offensichtlich nicht nur die eigenen Anhänger, sondern auch die Dresdner überrascht, die sich schwertaten, um sich auf die mutige Spielweise St. Paulis einzustellen. So musste St. Paulis Torwart Robin Himmelmann erst in der zwölften Minute das erste Mal eingreifen, als Erich Berko aus 18 Metern schoss. Auf der Gegenseite parierte Dynamo-Torwart Patrick Wiegers Miyaichis Schussversuch erst im Nachfassen.

Schiedsrichter versetzte St. Pauli einen herben Rückschlag

Die guten Ansätze St. Paulis erlitten allerdings durch eine umstrittene Entscheidung von Schiedsrichter Robert Kempter einen herben Rückschlag. Nachdem sich der flinke Baris Atik gegen mehrere St. Paulianer durchgesetzt hatte, kam im Nachschuss Patrick Ebert von der Strafraumgrenze zum Abschluss. Der Ball traf Kalla erst an der Brust, aber Kempter entschied auf Strafstoß.

„Es ist eine Katastrophe, wenn so etwas ein Handspiel ist. Jeder, der Fußball spielt, weiß, dass man sich nicht so bewegen kann. Ansonsten können wir bald Trikots herstellen, wo wir die Arme eng am Körper gebunden haben“, schimpfte Kalla. Nach langer Diskussion blieb Kempter bei seiner Entscheidung. Ein Videobeweis hätte hier für Klarheit sorgen können. Dieses Hilfsmittel gibt es in der Zweiten Liga aber erst in der kommenden Saison. So nutzte Ebert die Chance und verwandelte den Handelfmeter zur 1:0-Führung (23.) für Dresden.

Kurz schien St. Pauli der Führung näher als Dresden

Nur drei Minuten später folgte der nächste Rückschlag, als Miyaichi mit einer zuvor erlittenen Verletzung am Sprunggelenk ausgewechselt werden musste. Für ihn kam Ersin Zehir. Der Mittelfeldspieler prüfte vor Ende der ersten Halbzeit mit einem Rechtsschuss Torhüter Wiegers, der den Ball über die Latte lenken konnte. Zuvor traf Dresdens Jannis Nikolaou nach einer Ecke die Latte des St.-Pauli-Tores.

Mit dem Willen, spielerisch zum Ausgleich zu kommen, ging St. Pauli die zweite Hälfte an. So war es kein Zufall, dass nach einem Ballgewinn im Mittelfeld eine Kombination über Becker und Zehir in die Spitze auf Diamantakos zum Ausgleich führte. Der Grieche sprintete an Wiegers vorbei und schob den Ball zum verdienten 1:1 (52.) ins Tor. Danach schien St. Pauli für einige Minuten der Führung näher als die Dresdner.

Dresdens Trainer gibt zu: "Unser Sieg war etwas glücklich"

Die ansehnliche Vorstellung der ersatzgeschwächten St.-Pauli-Mannschaft aber sollte am Ende doch nicht mit einem Punkt belohnt werden. Nachdem Zehir den Ball verloren hatte, spielte Dzenis Burnic mit Erich Berko einen Doppelpass, schoss den Ball hart und flach zum 2:1 für Dresden ins Tor. In der Schlussphase versuchte St. Pauli zwar noch einmal alles, auch mit den eingewechselten Alexander Meier und Kevin Lankford, kam aber nicht mehr zu einer hochkarätigen Chance. Insgesamt hatte die Mannschaft jedoch eine vor allem im Spiel nach vorn mutige Leistung gezeigt.

„Es war über 90 Minuten ein spannendes Spiel. Es ging hin und her. Wir sind sehr druckvoll in die zweite Halbzeit gekommen, machten den Ausgleich und hatten danach eine Phase, in der wir vergaßen, die letzte Genauigkeit beim Pass zu finden, um das zweite Tor zu erzielen“, ärgerte sich Luhukay. Dresdens Trainer Christian Fiel konnte den Unmut des Kollegen verstehen: „St. Pauli hat viel Druck gemacht, einen guten Ball gespielt. Wir hatten Probleme. Unser Sieg war am Ende etwas glücklich.“

Die Statistik

Dresden: Wiegers - Dumic, Ballas, Nikolaou - Wahlqvist (83. Möschl), Burnic, Kreuzer - Ebert (70. Duljevic), Atik - Kone (87. Jannik Müller), Berko. - Trainer: Fiel

St. Pauli: Himmelmann - Kalla, Hoogma, Buballa - Park, Becker, Dudziak (81. Lankford) - Möller Daehli, Miyaichi (29. Zehir) - Allagui (81. Meier), Diamantakos. - Trainer: Luhukay

Schiedsrichter: Robert Kempter (Stockach)

Tore: 1:0 Ebert (23., Handelfmeter), 1:1 Diamantakos (57.), 2:1 Burnic (75.)

Zuschauer: 30.803 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Burnic (5), Kone (5) - Miyaichi (5), Becker, Park (2)

Torschüsse: 11:10