Hamburg. Beim 5:0 des FC St. Pauli im Test beim Hamburger Oberliga-Tabellenführer Altona 93, war Kalla endlich wieder dabei.
Die beste Nachricht nach seinem gelungenen Comeback fasste
Jan-Philipp Kalla in einem Satz zusammen. „Mir tut fast alles weh,
nur das Schambein nicht“, sagte er mit einem schelmischen Lächeln.
Dies war deshalb eine gute Nachricht, weil der dienstälteste Profi
des FC St. Pauli, der seit 2003 dem Club angehört, mehr als drei
Monate lang wegen einer Schambeinentzündung kein Spiel mehr
bestreiten konnte. Am 7. Juli hatte er im Testspiel beim SC
Weiche-Flensburg noch mitgewirkt, danach ließen die Schmerzen kein
Training und erst recht kein Spiel mehr zu.
Erst jetzt, am
Donnerstagabend beim 5:0 des FC St. Pauli im Test beim Hamburger
Oberliga-Tabellenführer Altona 93, war er endlich wieder dabei –
immerhin 45 Minuten lang. „Es war, so weit ich mich erinnere, die
längste Verletzungspause meiner gesamten Karriere“, sagte der
32-Jährige am Freitag. Es waren nervenzehrende Wochen und Monate,
auch weil sich eine Schambeinentzündung noch weitaus länger
hinziehen und im schlimmsten Fall auch zum Karriereende führen
kann. So hatte zum Beispiel Kallas Teamkollege Richard Neudecker
praktisch ein Jahr lang mit dieser Verletzung zu kämpfen.
Am Ball bleiben
Der
Bremer Verteidiger Ümit Davala musste 2005 sogar seine Karriere
wegen einer Schambeinverletzung beenden – damals war der türkische
Nationalspieler und Doublegewinner 32 Jahre alt – so wie Kalla
heute. „Das wäre ein Horrorszenario gewesen. Ich glaube, dass es
gut war, bei den ersten Schmerzen aufgehört zu haben und es nicht
immer wieder zu probieren“, sagte Kalle jetzt rückblickend. Seine
Therapie bestand zunächst in Ruhe und dann in einem gezielten
Aufbau aller Muskelgruppen in der Nachbarschaft des Schambeins. „
Das war vor allem die Gesäß- und untere Bauchmuskulatur“, berichtet
er.
Auch zu Hause habe er regelmäßig die Übungen, die ihm St.
Paulis Athletiktrainer gezeigt hatten, absolviert. „Ich muss da
weiter am Ball bleiben, damit es nicht wieder auftritt. Man weiß
immer erst wirklich zu schätzen, gesund zu sein, wenn man es nicht
ist“, sagt Kalla. Sein Blick geht jetzt nach vorn. Im
Mannschaftstraining will er sich wieder an das Zweitliga-Niveau
heranarbeiten. „Ich bin auch bereit, über Einsätze in der
Regionalliga-Mannschaft Spielpraxis zu sammeln“, sagt er. An diesem
Sonntag, wenn St. Paulis U-23-Mannschaft gegen den Tabellenführer
VfL Wolfsburg II antritt, aber wird er noch nicht dabei sein.
Nächster Schritt ist
der B-Elite-Lehrgang
Nach
der Trainingswoche und dem 45-Minuten-Einsatz im Testspiel gegen
Altona 93 freut er sich auf ein komplett freies Wochenende. „Ich
habe noch keine Pläne. Wahrscheinlich werde ich vor allem die Füße
hochlegen“, blickte er am Freitag voraus. Fest eingeplant war nur,
am Freitagnachmittag beim Fußballtraining seines Sohnes beim USC
Paloma zuzuschauen. Das ist dann auch schon ein bisschen
Anschauungsunterricht für Kallas spätere Karriere. Bekanntlich war
im Sommer sein Profi-Vertrag um zwei Jahre bis 30. Juni 2020
verlängert worden.
Darin ist aber auch festgeschrieben, dass er die
Gelegenheit erhält, sich auf seine spätere Karriere als Trainer
vorzubereiten. Den Lehrgang für den B-Schein hat er schon im
vergangenen Sommer in Hamburg absolviert, der nächste Schritt ist
der B-Elite-Lehrgang. „Der wird leider nicht in Hamburg angeboten.
Die am nächsten liegenden Orte sind Malente und Barsinghausen. Ich
habe mir da für den kommenden Sommer schon etwas ausgeguckt“,
erzählt Kalla.
Grundsätzlich stellt er sich vor, einen ähnlichen
Weg wie sein früherer Mitspieler Timo Schultz einzuschlagen, der
Anfang des Jahres seinen Fußballlehrer-Schein erworben hat und
jetzt beim FC St. Pauli mit bisher überragendem Erfolg die
U-19-Mannschaft trainiert. „Mit Schulle habe ich mich auch schon
darüber unterhalten. Man läuft sich hier ja öfter mal über den Weg“
, sagt Kalla. Doch zunächst einmal ist natürlich sein Ziel,
möglichst bald wieder im 18er-Kader des Profiteams für die
Zweitligaspiele zu stehen und im Millerntor-Stadion beim Verlesen
der Mannschaftsaufstellung von den Fans als „Fußballgott“ gefeiert
zu werden.