Hamburg. St. Paulis Torhüter Robin Himmelmann sieht in der defensiven Stabilität das Fundament für den Erfolg seines Teams.

Für Robin Himmelmann stand am Mittwoch eine ungewöhnliche Mittagspause auf dem Programm. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen wurde der Torhüter des FC St. Pauli für Wettmanipulation und Spielsucht sensibilisiert. Seit dieser Saison ist der Vortrag der Initiative „Gemeinsam gegen Spielmanipulation“ von Deutscher Fußball Liga (DFL) und Deutschem Fußball-Bund (DFB) für alle 36 Clubs aus Bundesliga und Zweiter Liga Pflicht. „Es ist eine informative Geschichte, dass noch einmal erklärt wird, was theoretisch für ein Rattenschwanz da dranhängt, wenn man das Thema nicht mit großer Vorsicht behandelt“, sagt Himmelmann.

Einen Vortrag der sportlichen Art bekamen Himmelmann und die restlichen St.-Pauli-Profis bereits vor dem Vormittagstraining. Trainer Markus Kauczinski bat zur ausführlichen Videoanalyse, in der das 1:4 bei Union Berlin vom vergangenen Sonntag noch einmal detailliert aufgearbeitet wurde. Vor allem ein Thema dominierte: die ungewohnte Defensivschwäche der Hamburger. Nach drei Gegentoren beim DFB-Pokal-Erstrundenaus bei Drittligaclub Wehen Wiesbaden folgte der unrühmliche Viererpack in der Hauptstadt. Siebenmal musste Himmelmann in den vergangenen beiden Pflichtspielen hinter sich greifen.

„Defensive war immer unser Fundament"

Fast schon die Höchststrafe für den ehrgeizigen Schlussmann. „Das ist immer ein doofes Gefühl, den Ball aus dem Netz zu holen“, gesteht der Keeper ein: „Über die Gegentore aus Standardsituationen müssen wir reden. Damit haben wir angefangen. Wir müssen einfach die Sinne schärfen und aufhören, uns selbst ein Bein zu stellen. Das hat mit Glück oder Unglück zu tun, tendenziell aber auch etwas mit Handlungsschnelligkeit“, analysiert der 29-Jährige.

Üben ohne Ziereis

Wie stabil St. Pauli nach dem Debakel von Berlin ist, wird man am Sonntag (13.30 Uhr) gegen den Aufstiegsfavoriten 1. FC Köln sehen. Für den Kiezclub ein Gradmesser, ob die beiden vorangegangenen Partien lediglich Ausrutscher waren oder ob eine nachhaltige Problematik in der Arbeit gegen den Ball vorliegt. „Wir sollten uns jetzt nicht verrückt machen oder durchdrehen. Seit ich hier bin, haben wir nie 70 oder 80 Tore geschossen und 60 reinbekommen. Unsere gute Defensive war immer unser Fundament, und das ist immer noch so. Wenn wir defensiv gut stehen, bekommen wir vorn unsere Möglichkeiten“, sagt Himmelmann, für den das Duell mit den Kölnern in vielerlei Hinsicht eine besondere Bedeutung hat.

Absturz ins Bodenlose

Nicht nur tabellarisch wäre ein Sieg wichtig, vielmehr will man verhindern, in einen Negativstrudel zu geraten. Auch im Vorjahr begann nach dem Pokalaus in Paderborn der Absturz ins Bodenlose. Ein Szenario, auf das bei St. Pauli niemand Lust hat. Zumal nach dem Duell mit Köln die erste Länderspielpause der neuen Saison auf dem Programm steht. „Das ist nicht unwichtig. Es ist immer doof, in eine Länderspielpause ohne Punkte zu gehen. Schon gar nicht mit drei Pflichtspielen in Folge, ohne etwas Zählbares erreicht zu haben“, sagt Himmelmann: „Es wäre ein gutes Gefühl, den ersten kleinen Saisonabschnitt erfolgreich zu beenden.“ Darauf wetten sollte man aber nur, wenn St. Pauli hinten endlich wieder ganz dicht ist.