Hamburg. Fans verlieren die Geduld. Trainer gerät zunehmend in die Kritik. Und die Mannschaft des FC St. Pauli zeigt Auflösungserscheinungen.

Die Fans des FC St. Pauli sind eigentlich dafür bekannt, auch nach schlechten Spielen immer hinter ihrer Mannschaft zu stehen. Doch nach der 1:3-Pleite beim SSV Jahn Regensburg riss auch des Treuesten der Treuen der Geduldsfaden. Die Kiezkicker mussten sich am Sonnabend nach dem Abpfiff heftige Kritik und sogar wüste Beschimpfungen einiger der rund 3000 mitgereisten Anhänger anhören. „Selbstverständlich sind die Fans nicht zufrieden, wir aber auch nicht“, sagte Defensiv-Allrounder Jan-Philipp Kalla. Laut Coach Markus Kauczinski hat der weiter auf dem Abstiegsrelegationsplatz der 2. Liga stehende Kiezclub nun den „absoluten Tiefpunkt“ erreicht.

Spielerisch war das Spiel der Hamburger tatsächlich kaum noch zu unterbieten. Die Gegentore waren auf das schlechte Abwehrverhalten der St. Paulianer zurückzuführen. Zudem kassierten die Hamburger gleich zwei Rote Karten, die laut Sportchef Uwe Stöver „absolut unnötig“ waren. Die Offensiv-Akteure Sami Allagui und Cenk Sahin werden ihrem Team damit zu allem Überfluss vorerst im Abstiegskampf fehlen. „Die Stimmung ist nach so einem Spiel natürlich katastrophal“, räumte Mittelfeldakteur Christopher Buchtmann ein.

FC St. Pauli seit sieben Spielen ohne Sieg

Der FC St. Pauli befindet sich im freien Fall. Die Mannschaft könnte im ungünstigsten Fall bereits am kommenden Sonntag auf einen direkten Abstiegsrang abstürzen. Seit sieben Spielen haben die Braun-Weißen nicht mehr gewonnen. Als Ex-Trainer Olaf Janßen eine ebenso lange Durststrecke erlitt, erfolgte die Freistellung. Auch der aktuelle Trainer Markus Kauczinski kann sich seiner Zukunft in Hamburg längst nicht mehr sicher sein. Sportchef Stöver sagte „Bild“-Zeitung zwar: „Wir müssen uns jetzt einen Überblick verschaffen und die Dinge aufarbeiten. Der Ansatz ist, das mit dem Trainer gemeinsam zu tun.“

Das bedeutet jedoch nicht, dass sich dieser Ansatz im Wochenverlauf nicht verändern könnte. Janßens Freistellung Anfang Dezember erfolgte ebenfalls erst einige Tage nach der damaligen 0:5-Klatsche bei Arminia Bielefeld. Der zum Technischen Direktor umfunktionierte Ex-Coach Ewald Lienen oder Co-Trainer Markus Gellhaus gelten als Kandidaten. Sollte aber Kauczinski weiter das Vertrauen bekommen und im richtungsweisenden Heimspiel gegen die ebenfalls abstiegsbedrohte SpVgg Greuther Fürth auf der Trainerbank sitzen, kann ihm wohl auch nur ein Sieg den Arbeitsplatz retten.

"Die Situation ist nicht ausweglos"

Der Trainer versucht, Optimismus zu verbreiten: „Wir müssen nun in den letzten drei Partien zusammenstehen und eine Mannschaft auf den Platz bekommen, die kämpft. Die Situation ist nicht ausweglos.“ Dass das Spiel im heimischen Millerntor stattfindet, ist allerdings kein Vorteil. Die Hamburger haben zwar den höchsten Zuschauerschnitt der 2. Bundesliga, zählen aber dennoch zu den drei heimschwächsten Mannschaften. Buchtmann lässt keine Ausreden gelten: „Nächste Woche haben wir das nächste extrem wichtige Spiel. Da muss es knallen.“