Hamburg. Der Kiezclub hatte für seine Frauenkollektion mit Geschlechterklischees geworben. Dabei sollte genau das nicht mehr passieren.

„Kaum ist es wärmer, drehen wir völlig durch“: Mit gewohnter Selbstironie kündigte der FC St. Pauli am vergangenen Sonntag seine neue Frauen-Sommerkollektion „Ruby“ an. Sie umfasst fünf Teile: Kapuzenpullover, Sommerkleid, T-Shirt, Mütze und dazu passende Hüfttasche, alles in dezentem Rosa und Grau gehalten.

Was der Kiezclub nicht einkalkulierte: Bei der Kundschaft kam beim Anklicken genau dieser Verdacht auf – dass nämlich die Hitze den Urhebern der Werbebotschaft und den Designern der Kollektion wirklich zu Kopf gestiegen sein muss. Viele stießen sich an den Geschlechterklischees, die da bemüht wurden. Da wurden etwa Kleidungsstücke als „zauberhaft und liebenswürdig“ angepriesen. Und auch die Farbwahl wie aus der Babyabteilung („Hot Pink ist die Farbe des Sommers“) stach vielen unangenehm ins Auge.

"Ich bin weder zauberhaft noch liebenswürdig", schreibt eine empörte Nutzerin bei Facebook, "auch nicht mit lieblich zartrosa, modisch aktuellem Merch." Da sei ihr doch ihr "alter, verwaschener, löchriger Schwarzer 100-mal lieber". Und ein Nutzer fragt, warum die pink Klamotten "mal wieder nur für Frauen und Mädchen" angeboten würden.

Kooperation mit Pinkstinks

Inzwischen ist dem FC St. Pauli die Sache selbst peinlich. Die Kollektion habe „in den letzten Tagen im Verein und seinem Umfeld für Diskussionen gesorgt“, gibt der Zweitligaclub in einer Mitteilung zu und bittet für das „Wording, ... das auf sexistische Klischees einzahlt“, um Entschuldigung.

Erst Anfang März hatte der FC St. Pauli eine Kooperation mit der Protestorganisation Pinkstinks verkündet mit dem Ziel, sexistische Werbung zu verbannen. Der Verein hatte sich aus diesem Anlass gebrüstet, der erste in Deutschland zu sein, „der mithilfe einer klaren Richtlinie sexistischer Diskriminierung auch im Bereich der Vermarktung die Rote Karte zeigt“.

Text wird überarbeitet

Jetzt zeigt sich St. Pauli reumütig und gelobt Besserung. „Wir konnten in diesem Fall unseren Ansprüchen nicht gerecht werden“, heißt es in der Mitteilung. In enger Abstimmung mit Pinkstinks wolle man sich nun hinterfragen und verbessern, „damit weder miefige Rollenbilder noch sexistische Klischees einen Platz haben“.

Erste Maßnahme: Ein (älterer) Text, in dem die Genderdiskussion im Club für beendet erklärt wurde, wurde gelöscht und soll überarbeitet werden. Außerdem verspricht der Club, „die Farbpalette bei zukünftigen Kollektionen geschlechterneutral und -übergreifend zu erweitern“. Motto: Pink sei für alle da.

Eine Facebook-Nutzerin hat da einen guten Rat. Sie finde es zwar völlig okay, wenn für Frauen etwas im Angebot sei. "Aber die Farben sind nun mal Braun und Weiß, das war schon immer so, und so sollte es auch bleiben."