Hamburg. St. Paulis Trainer verspricht, den Abstiegskampf anzunehmen. Auf den scheidenden Abwehrchef muss er dabei womöglich verzichten.

Das Fußballportal „FUMS“ im Internet hat sich nach dem vergangenen 28. Spieltag den Spaß erlaubt, mit einem Tabellenrechner die restliche Zweitligasaison durchzutippen. Die Redaktion veröffentlichte das Endergebnis bei Facebook. Zunächst nichts Ungewöhnliches. Wenn da nicht die Tatsache wäre, dass laut Prognose insgesamt 14 Mannschaften die Saison mit 46 Punkten beenden werden. „Die stärkste 2. Liga aller Zeiten“, kommentierte das Magazin „für Fußball und Humor“ und fügte ironisch hinzu: „Wer mehr Teams mit 46 Punkten schafft, bekommt von uns eine kleine Fanta ohne Eis.“

Zugegeben: Das Szenario ist nicht ganz realistisch. Das lässt sich schon auf den ersten Blick daran erkennen, dass das derzeitige Ligaschlusslicht Kaiserslautern plötzlich auf Rang drei geklettert ist. Dennoch: Das Rechenspiel beweist, dass das Unterhaus so eng zusammenliegt wie noch nie. Theoretisch ist alles möglich.

Mehr als 43 Punkte nötig?

Das weiß auch Markus Kauczinski. „Die Lage verengt sich für alle Mannschaften immer mehr. Wir sind mittendrin. Gegen Aue steht das erste von sechs Endspielen an“, sagte der Trainer des FC St. Pauli vor der Auswärtspartie am Sonnabend (13 Uhr/Sky) bei Erzgebirge Aue. Die Hamburger stehen nach 28 Spielen mit 37 Punkten auf Platz zehn. Alles im grünen Bereich, könnte man meinen.

Von wegen. Die Realität sieht anders aus. Den Tabellenvierten Ingolstadt (40 Punkte) trennen weiterhin nur sechs Zähler vom Relegationsplatz 16, auf dem aktuell Heidenheim mit 34 Punkten rangiert. Die magische 40-Punkte-Marke dürfte in diesem Jahr nicht zum Klassenerhalt reichen.

Das gab es nicht oft in der Historie der Zweiten Liga. Zuletzt hat sich der Karlsruher SC in der Saison 2003/04 mit 43 Zählern vor dem Abstieg gerettet. Mehr Punkte hat eine Mannschaft seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995 noch nie gebraucht. Allerdings: Damals sind noch vier Vereine abgestiegen, nicht wie heute drei. Der Wert dürfte in diesem Jahr erstmals überboten werden.

Kauczinski: "Wir sind ja nicht blind"

Während der Liga-15. aus dem Erzgebirge nach sieben Partien ohne Niederlage den Existenzkampf längst verinnerlicht hat, lässt St. Pauli den unbedingten Willen vermissen. „Natürlich ist die Lage angespannt. Wir sind ja nicht blind und können die Tabelle lesen“, verteidigte Kauczinski seine Mannschaft: „Wir haben aber alles in der eigenen Hand.“

Das stimmt nicht ganz. Gegen das derzeitige Verletzungspech kann auch der FC St. Pauli wenig ausrichten. Kapitän Bernd Nehrig (Muskelfaserriss) und Angreifer Kyoung-Rok Choi (Gürtelrose) sind am Sonnabend nicht einsatzbereit. Ob Abwehrchef Lasse Sobiech nach seiner überstandenen Innenbandzerrung fit genug für die Startelf sein wird, konnte der Trainer nicht beantworten. „Wir werden uns Freitagabend zusammensetzen und entscheiden“, erklärte Kauczinski.

Im Übrigen: Laut des Tabellenrechners von „FUMS“ landet St. Pauli am Saisonende auf Platz 15 – natürlich mit 46 Punkten. Damit würde man immerhin die Klasse halten ...