Marbella. St. Paulis neuer Leihspieler Thibaud Verlinden profiliert sich beim 1:3 im Testspiel gegen Wolfsburg. Sobota gelingt einziges Tor.
Einen besonderen Service bot der FC St. Pauli am Freitag seinen zahlreichen zu Hause gebliebenen Anhängern. Auf der clubeigenen Homepage wurde aus Marbella das erste Testspiel im Rahmen des Wintertrainingslagers in Spanien per Livestream gezeigt. So bekamen alle, die nicht nach Andalusien reisen konnten oder wollten, die Chance, sich die 1:3-Niederlage gegen das Bundesligateam des VfL Wolfsburg anzuschauen und sich auch ein Bild vom designierten Neuzugang Thibaud Verlinden zu machen.
Einige St.-Pauli-Fans aber haben mit Freude den weiten Weg von Hamburg nach Andalusien auf sich genommen. Einer von ihnen ist Otto Thomas. „Mein Sohn hat mir die Reise zum 80. Geburtstag geschenkt“, erzählte der Rentner stolz. Thomas trug eine Mütze und eine Jacke in den braun-weißen Vereinsfarben. „Wir schicken dich ins Trainingslager“, stand auf einer Geschenkkarte, die er aus seinem Rucksack zog.
Unterhaltsame Partie
Gemeinsam mit seiner Frau Karin wohnt er während St. Paulis zehntägiger Vorbereitung in Alhaurín el Grande (3. bis 12. Januar) im zwölf Kilometer entfernten Mijas. Seit 61 Jahren ist Thomas Mitglied im Verein. Im Gepäck nach Andalusien hatte er einen besonderen Wunsch: „Lasse Sobiech muss bleiben.“ Noch allerdings ist offen, ob St. Pauli den im Sommer auslaufenden Vertrag mit dem Abwehrchef verlängern kann.
Das Testmatch war jedenfalls über weite Strecken unterhaltsam für die rund 150 Zuschauer auf der Anlage. „Ich bin zufrieden, wir haben ein munteres Spielchen gesehen“, befand auch St. Paulis Trainer Markus Kauczinski. Bereits nach fünf Minuten war sein Team dank Offensivspieler Waldemar Sobota in Führung gegangen. Der Ausgleich des ehemaligen HSVers Jeffrey Bruma (12.) per Kopf und der 1:2-Rückstand durch Wolfsburgs Victor Osimhen (27.) ließen aber nicht lange auf sich warten.
„In der Verteidigung aggressiver werden“
„In der Verteidigung müssen wir noch aggressiver werden. Hinten habe ich Schwächen gesehen. Dadurch sind die Tore zu leicht gefallen“, analysierte Kauczinski. In der zweiten Halbzeit stand bis auf Torwart Philipp Heerwagen eine komplett andere Mannschaft auf dem Feld. „Mir war es wichtig, alle Spieler gegen einen guten Gegner unter Druck zu sehen“, erklärte der Coach später.
Auch Neuzugang Thibaud Verlinden absolvierte in den zweiten 45 Minuten sein Debüt im St.-Pauli-Trikot. Der 18 Jahre alte Belgier ackerte auf dem linken Flügel auffällig und gab auch zwei Torschüsse (59., 73.) ab. „Thibaud hat gute Ansätze gezeigt und zwei Möglichkeiten gehabt, aus denen er mehr hätte machen können“, sagte Kauczinski. Verlinden soll für ein halbes Jahr von Kooperationspartner Stoke City ausgeliehen werden. St. Pauli und der englische Premier-League-Club seien sich grundsätzlich einig über den Transfer, ein Vollzug steht noch aus. „Man sieht, dass er noch nicht ganz fit ist und zulegen muss“, sagte Kauczinski. Sein Talent sei aber deutlich zu erkennen.
Mats Möller Daehli auf der Tribüne
Bevor der freistehende Daniel Didavi in der 81. Minute zum 3:1-Endstand für Wolfsburg einköpfte, wurde St. Paulis Verteidiger Philipp Ziereis zehn Minuten vor Schluss eingewechselt. Der 24-Jährige feierte nach siebenmonatiger Verletzungspause (Oberschenkelsehnenriss) sein Comeback. „Es war natürlich ein kurzer Einsatz. Wir wollen ihn erst an die Mannschaft heranführen. Aber ich freue mich total für ihn“, sagte Kauczinski.
Nur auf der Tribüne zuschauen konnte der angeschlagene Mats Möller Daehli. Der norwegische Nationalspieler wurde erst Anfang Dezember wegen eines eingewachsenen Nervs an der Leiste operiert. Es folgte die wundersame Heilung: Schon am ersten Tag in Alhaurín el Grande absolvierte der 22-Jährige einen Teil des Mannschaftstrainings. „Die Regeneration ist schneller verlaufen als gedacht“, sagte Möller Daehli. Dennoch würde er Zeit benötigen. Während der Winterpause in seiner Heimat konnte er sich zwei Wochen nach der Operation nicht viel bewegen. „Erst danach habe ich das Pensum leicht gesteigert.“
Leihgeschäft mit Freiburg endet im Sommer
Wie und ob überhaupt es für den flinken Flügelflitzer in Hamburg weitergeht, steht noch nicht fest. Das Leihgeschäft mit dem Bundesligisten SC Freiburg endet im Sommer. „Ich stehe noch ein halbes Jahr bei St. Pauli unter Vertrag. Das Wichtigste ist, dass ich fit bin und eine gute Rückrunde spiele“, sagt Möller Daehli, der im Januar 2017 zum FC St. Pauli gekommen war. Bereits nach der vergangenen Saison hatte der Kiezclub die Leihe um ein Jahr verlängert.
An diesem Sonnabend dürfen die Spieler ihren ersten und wohl auch einzigen freien Tag im Trainingslager genießen. Danach wird genauso hart wie vorher weitergearbeitet. Kauczinski will neben dem Umschaltspiel und der Verteidigung vor allem den Torabschluss verbessern. „Wir sind gerade mitten in der heißen Phase. Wir müssen lernen, unsere Chancen besser zu nutzen. In der ersten Halbzeit hatten wir sechs bis sieben hochkarätige Chancen, die wir nicht genutzt haben“, kritisierte der Trainer, der erst 13 Tage mit der Mannschaft gearbeitet hat.
FC St. Pauli, 1. Halbzeit: Heerwagen – Kalla, Schoppenhauer, Avevor, Keller – Flum, Dudziak – Litka, Allagui, Sobota – Bouhaddouz.
2. Halbzeit: Heerwagen – Zander, Park, Koglin, Buballa – Neudecker, Zehir – Sahin (81. Ziereis), Choi, Verlinden – Schneider.