Hamburg. St. Paulis Abwehrspieler war nach komplizierter Muskelsehnenverletzung vier Wochen bettlägerig. Berufsgenossenschaft wartet auf Ärzte.
Philipp Ziereis strahlt derzeit mit der Hamburger Spätsommersonne um die Wette, wenn er gemeinsam mit Athletiktrainer Valentin Lay seine Runden um die Plätze dreht. Endlich ist der 24-Jährige wieder bei seinen Kollegen, vorbei die Zeit, in denen er in Donaustauf einsam seine Reha absolvieren musste. „Es ist einfach schön, wieder bei der Mannschaft zu sein, die Jungs jeden Tag wiederzusehen“, sagt der Abwehrspieler des FC St. Pauli, hinter dem harte Monate liegen.
Es war der 21. Mai, letztes Saisonspiel beim VfL Bochum, ein völlig unnötiges Foul von Peniel Mlapa an der Seitenauslinie, und plötzlich war da dieses Geräusch. „Ich habe ein Knacken gehört und hatte sofort kein gutes Gefühl. Dass allerdings so etwas Schlimmes dabei herauskommt, konnte keiner ahnen. Von Tag zu Tag wurde die Diagnose schlimmer“, erinnert sich Ziereis.
Noch genügend Restgewebe vorhanden
Die bittere Nachricht der Ärzte: Muskelsehnenriss im Oberschenkel. Eine bei Fußballern äußerst seltene Verletzung. Bei der Operation wurden zwei Titan-Anker im Becken eingesetzt, die den Muskel wieder in die richtige Position gebracht haben. Zudem wurde eine künstliche Sehne implantiert. „Die Ärzte meinten, dass ich noch Glück hatte“, sagte Ziereis. An der Rissstelle war noch genügend Restgewebe vorhanden, sodass die neue Sehne überhaupt befestigt werden konnte. Wäre das nicht möglich gewesen, hätte im schlimmsten Fall ein Karriereende gedroht. „Das habe ich verdrängt, aber wenn das passiert wäre, wäre die Heilung noch komplizierter gewesen“, erzählt der gebürtige Schwarzhofener.
Nach der Operation folgten die wohl schlimmsten Tage in der Karriere des Philipp Ziereis. „Ich durfte nicht sitzen, nur auf einem Bein stehen und liegen. Eigentlich habe ich die ganze Zeit nur gelegen“, erinnert sich der Defensivspieler. Wenn er zur Physiotherapie gefahren wurde, mussten die Autositze heruntergeklappt werden, sodass er quasi liegend transportiert wurde.
Ärzte wollen sich nicht festlegen
Mittlerweile schuftet Ziereis schon wieder zweimal pro Tag an seinem Comeback. Ausdauereinheiten an der Kollaustraße, Krafttraining in der Endo-Klinik. Hinzu kommt Elektro- und Magnetfeldtherapie. Wann er wieder auf dem Platz steht? Ungewiss. In den kommenden Wochen wird die Belastung stetig gesteigert. „Man muss schauen, wie der Muskel reagiert. Die Berufsgenossenschaft will wissen, wann ich wieder einsatzbereit bin, aber kein Arzt will sich festlegen. Ich glaube nicht, dass ich bis Dezember ausfalle“, sagt Ziereis.
Geduld hat der Innenverteidiger in den vergangenen anderthalb Jahren lernen müssen. Immer wieder wurde er von Muskelverletzung und Krankheiten zurückgeworfen, eine Immunschwäche wurde diagnostiziert. „Wenn ich wüsste, was ich verbrochen habe, wäre ich einen Schritt weiter. Aber vielleicht hat jeder Profi mal so eine Phase“, sagt Ziereis, der inständig hofft, dass seine Pechsträhne bald ein Ende hat.