Maria Alm. Die Assistenten Markus Gellhaus und Patrick Glöckner erklären ihre Zusammenarbeit mit Olaf Janßen. Kein Good cop gegen bad cop.

Es ist keineswegs übertrieben, Markus Gellhaus als Aufstiegsexperten zu bezeichnen. Schon dreimal stiegen Mannschaften mit ihm aus der Zweiten in die Erste Bundesliga auf. Bei Borussia Mönchengladbach (2008), dem FC Augsburg (2011) und Hertha BSC (2013) trug er jeweils als Co-Trainer von Jos Luhukay zu diesem Erfolg bei. Ein vierter möglicher Aufstieg wurde dem 47-Jährigen zuletzt nur deshalb verwehrt, weil er bei Hannover 96 neun Spieltage vor Saisonende gemeinsam mit Cheftrainer Daniel Stendel freigestellt wurde – kurioserweise nach einem 0:0 beim FC St. Pauli, für den er nun seit rund einem Monat als Co-Trainer von Olaf Janßen beschäftigt ist.

Gut gelaunter Janßen kann auch laut werden

Der zweite neue Mann an der Seite von Janßen ist der 40 Jahre alte Patrick Glöckner, der aus dem Nachwuchsbereich von Eintracht Frankfurt zum FC St. Pauli kam. Nach einer Phase der Akklimatisierung sprachen Gellhaus und Glöckner jetzt im Rahmen des Trainingslager im Hüttendorf Maria Alm im Salzburger Land erstmals öffentlich über ihre neuen Aufgaben.

Dabei fällt auf, dass die beiden Neuen im Trainerstab miteinander umgehen, als wären sie seit langer Zeit gute Freunde. „Wir kannten uns vorher nicht. Die ersten Wochen laufen aber sensationell gut zwischen uns“, sagt Gellhaus trocken, und Glöckner stimmt zu. Beide waren Wunschkandidaten des Ende Mai vom Co- und Cheftrainer beförderten Olaf Janßen (50). Er kannte Gellhaus aus seiner Zeit als Scout beim FC Augsburg, und mit Glöckner hatte Janßen bei Eintracht Frankfurt noch gemeinsam gespielt. „Seit dieser Zeit ist der Kontakt nie abgerissen“, berichtet Glöckner.

Im täglichen Training sind es meist Gellhaus und Glöckner, die die einzelnen Übungsformen im Detail erklären und darauf achten, dass sich keine Ungenauigkeiten einschleichen. „Da geht es um Meter und kleinste Zeitabstände, die perfektioniert werden müssen. Aber ohne Spaß, Leidenschaft und Freude wird man nie einen Spieler besser machen können“, sagt Glöckner über das wichtige Wechselspiel zwischen Arbeitseifer und Lockerheit. „Gute Stimmung kann immer nur sein, wenn die Mannschaft mitzieht, die Spieler gut abwägen können zwischen Spaß und Ernst und sie trotz allem fokussiert sind. Das ist hier der Fall“, ergänzt Gellhaus.

Ein Rollenspiel etwa nach dem Motto „good cop, bad cop“ betreiben die beiden Neuen nicht. Da ist es eher der Fall, dass Cheftrainer Janßen aus der Beobachterrolle heraus einen Fehler erkennt und ihn mit deutlichen Worten anspricht. Wenn dieser dann kurz danach noch einmal vorkommt, wie am Sonnabend beim internen Trainingsspiel, wird der meist gut gelaunte Janßen auch schon richtig laut.

Homogene Truppe, die zusammenpasst

„Wir verstehen uns als Team, in dem der Cheftrainer den Hut auf hat und Entscheidungen treffen muss. Meine Rolle habe ich immer so interpretiert, dass ich in allen Bereichen Zuarbeiter bin und versuche, meine Meinung und Fachkompetenz so gut wie möglich einzubringen“, sagt Gellhaus. Dass dabei nicht immer alle von vornherein einer Meinung sind, liegt auf der Hand. „Es ist ja gut, wenn man kontrovers diskutiert und gleichzeitig das Vertrauen ineinander hat“, sagt Glöckner zu diesem Aspekt der Zusammenarbeit. „Wichtig ist, dass wir, wenn wir auf den Platz gehen, auf einem gemeinsamen Nenner sind und jeder hinter dem steht, was wir machen.“

Und wie schätzen die beiden die aktuelle Mannschaft St. Paulis ein, die für sie ja noch recht neu ist? „Wir haben wir eine sehr homogene Truppe vorgefunden, die charakterlich sehr gut zusammenpasst. Hier ist wirklich jeder für jeden da. Ich empfinde das als etwas Besonderes. Man sieht dies auch an Kleinigkeiten im Umgang mit den jungen Spielern, etwa beim Anstehen zum Essen. Die Hierarchie ist natürlich da, aber die Älteren haben keine Allüren“, hat Glöckner erkannt.

Spieler sind willig

Bleibt die brennende Frage, was am Ende der anstehenden Zweitligasaison für St. Pauli herauskommen kann angesichts dieser positiven Einschätzung des Teams? „Zum jetzigen Zeitpunkt eine Prognose abzugeben, wo man am Ende landet, ist völlig fehl am Platze. Die Spieler sind willig, die Dinge, die ihnen vorgegeben werden, umzusetzen. Das ist eine Basis, um als Team zu funktionieren“, stellt Aufstiegsexperte Gellhaus klar, der selbst nie als Profi Fußball gespielt hat, aber bisher auch keine Probleme hatte, von Spielern ernst genommen zu werden. „Das hängt auch immer vom Auftreten ab. Wenn man sich so gibt, als wenn man die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, wird es schwer“, sagt er dazu.