Hamburg. Mit St. Paulis Ewald Lienen und Düsseldorfs Friedhelm Funkel treffen heute die ältestenTrainer der Zweiten Liga aufeinander.
Friedhelm Funkel geht einige Sekunden in sich, um irgendwie zu rekonstruieren, wann er sich das erste Mal mit Ewald Lienen im Profibereich duelliert hatte. „Wir haben so viele Schlachten geschlagen. Ich kann mich wirklich nicht erinnern. Helfen Sie mir“, sagt der 63-Jährige. Es war der 2. November 1974, Funkel holte mit Bayer Uerdingen in der Zweiten Bundesliga Nord ein torloses Remis gegen Arminia Bielefeld mit Mittelfeldakteur Lienen.
An diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky und Liveticker Abendblatt.de) treffen sich die beiden Urgesteine an der Seitenauslinie, wenn Fortuna Düsseldorf im Abstiegskampf der Zweiten Liga auf den FC St. Pauli trifft.
Vereine setzen auf Trainernachwuchs
Funkel gegen Lienen – zwei Männer, zwischen deren Geburtstagen zwölf Tage liegen, die seit über 30 Jahren ein fester Bestandteil des deutschen Fußballs sind, zwei, die alles erlebt haben, ein Duo, das sich bis heute im umkämpften Haifischbecken Bundesliga halten konnte.
Zum 13. Mal stehen sich beide heute als Trainer gegenüber. „Ich weiß nicht, ob Stolz das richtige Wort ist“, überlegt Funkel für einen Moment. „Es ist vielmehr die Bestätigung, dass Ewald und ich gute Arbeit geleistet haben. Aber es stimmt: Es kommen immer mehr junge Kollegen nach. Es ist gut, dass wir in Deutschland Trainernachwuchs haben“, stellt Funkel fest.
Trainer-Dinosaurier in der Zweiten Liga
Funkel und Lienen sind die Trainer-Dinosaurier in der Zweiten Liga. Viele Kollegen könnten vom Alter her ihre Söhne sein. Der jüngste Übungsleiter im Bundesliga-Unterhaus ist Domenico Tedesco, der mit 31 Jahren versucht, Erzgebirge Aue vor dem Abstieg zu retten, Marius Wolf wird als 36-Jähriger den VfB Stuttgart in die Bundesliga führen. Der Altersschnitt bei den Trainern liegt bei 46,75 Jahren.
„Wir haben alle mal jung angefangen. Ich war auch Mitte dreißig, als ich meinen ersten Trainerjob hatte“, sagt Funkel. Als Bedrohung für die Arrivierten sieht er den Trend, dass Clubs lieber auf junge Fußballlehrer setzen, nicht. Wohl wissend, dass viele Trainerkollegen wie Klaus Toppmöller oder Frank Pagelsdorf durch die neuen frischen Gesichter quasi aus dem Markt gedrängt wurden.
„Da muss man sich durchsetzen"
„Ich bin 63 Jahre alt. Warum soll ich mich bedroht fühlen? Mir macht der Job Spaß wie am ersten Tag. Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen. Und mich hält die Arbeit mit den Spielern selbst jung. Solange ich gesund bin, mache ich weiter“, sagt Funkel und betreibt deshalb stellvertretend für die erfahrene Trainergilde Werbung in eigener Sache. „Auf schwierige Situationen und in der Spieler-und Menschenführung reagiert man als erfahrener Trainer einfach besonnener, weil man eben schon so viel erlebt hat“, so Funkel.
Es sind Worte, die Ewald Lienen nur zu gut nachvollziehen kann. Zum 821. Mal ist er heute als Spieler und Trainer in einem Profispiel dabei. „Es geht nicht ums Alter, sondern um Sachverstand, Kompetenz und letztlich Erfolg. Wobei ein erfolgreicher Trainer nicht zwingend ein guter sein muss“, sagt Lienen: „In jedem Beruf kommen junge Menschen nach. An ihrem Stuhl sägt doch bestimmt auch schon jemand. Da muss man sich durchsetzen. Diese Chance hat jeder."
Zwischen den beiden Trainer-Routiniers hat sich über die Jahre eine enge, fast schon freundschaftliche Beziehung entwickelt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Funkel indirekt für eine Entlassung von Lienen verantwortlich. war. Nach einem 1:4 am 5. März 1999 gegen Funkels MSV Duisburg entließ Hansa Rostock den heutigen Trainer des FC St. Pauli.
Doch all das ist Schnee von gestern: „Ewald ist ein vertrauensvoller Mensch, vor dem ich großen Respekt habe. Ich muss St. Paulis Manager Andreas Rettig ein Kompliment machen, dass er in der Hinrunde am Trainer festgehalten hat. An der Linie sind Ewald und ich schon das eine oder andere Mal aneinandergeraten. Wir sind eben beide sehr impulsiv“, gibt Funkel mit einem Augenzwinkern zu.
An ihrer Leidenschaft und Begeisterung für den Fußball hat sich über die Jahrzehnte nichts geändert. Das Alter ist eben doch nur eine Zahl.
Düsseldorf: Rensing – Schauerte, Akpoguma, Hoffmann, Schmitz – Bodzek – Bebou, Fink, Ayhan, Gartner – Hennings
St. Pauli: Heerwagen – Dudziak, Sobiech, Gonther, Buballa – Nehrig, Buchtmann – Sahin, Möller Daehli, Sobota – Bouhaddouz