Hamburg. Mit seinem überzeugenden Profi-Debüt hat sich St. Paulis Südkoreaner für weitere Zweitliga-Einsätze empfohlen.

Am Tag nach seinem Profidebüt wirkte Yi-Young Park ebenso ruhig und abgeklärt wie in den gut 90 Minuten am Sonntag auf dem Rasen des Millerntor-Stadions. Der 22 Jahre alte Südkoreaner hatte nach dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (0:1) von allen Seiten viel Lob erhalten, nachdem er kurzfristig den erkrankten Kapitän Sören Gonther auf der Position des linken Innenverteidigers zu ersetzen hatte.

Da auch die ebenfalls erkrankten Philipp Ziereis und Jan-Philipp Kalla ausfielen, schlug Parks große Stunde, zumal St. Paulis Trainer Ewald Lienen den U-23-Stammspieler in diesem Spiel gegen den Bundesligaabsteiger aus Stuttgart für geeigneter gehalten hatte als etwa Marc Hornschuh und Brian Koglin. „Park hat seine Aufgabe gegen Simon Terodde, einen der besten Stürmer der Liga, sehr gut gelöst, und zwar sowohl defensiv als auch mit dem Ball. Er ist beidfüßig und kann weite Bälle auf die Seiten schlagen“, sagte Lienen.

Angst oder Zweifel behindern nur

„Ich habe schon am Tag vor dem Spiel mit ihm gesprochen, weil es sich da abzeichnete, dass er dabei ist. Ich habe ihm gesagt, er solle mutig spielen. Wenn man Angst oder Zweifel hat, kommt man nicht weiter. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass das sein erstes Spiel bei den Profis war“, sagte der in der Winterpause verpflichtete Mittelfeldspieler Johannes Flum. „Jetzt hat er die Messlatte hoch gelegt und muss diese Leistung bestätigen.“ Auch Lasse Sobiech, der neben Park in der Innenverteidigung spielte, betonte: „Er hat das sensationell gemacht, gute Pässe gespielt und keine Fehler gemacht.“

Park selbst gab zu, dass er weder vor dem Spiel noch danach sonderlich gut geschlafen habe. Auf dem Platz aber war von seiner Aufgeregtheit nichts zu sehen. „Bei jedem Ball, den ich bekommen habe, habe ich mein Selbstvertrauen gespürt. Es war wunderschön, ich habe das Spiel genossen“, berichtete Park auch am Tag danach. Ausruhen auf dem Lorbeer aber kommt in für ihn nicht Betracht. „Mein Ziel ist es, mehr Einsatzzeiten im Profiteam zu bekommen.“

„Irgendwo in Europa Fußball spielen"

Im Sommer 2015 kam Yi-Young Park aus Südkorea nach Hamburg. Sein Onkel hatte ihn einem in Hamburg lebenden Bekannten empfohlen. Zunächst landete er so beim FC Süderelbe. Dort war damals Jean-Pierre Richter Trainer, er erkannte Parks Talent sofort, handelte uneigennützig und vermittelte ihn an den FC St. Pauli, bei dem er seit dem 9. Juli 2015 dem Regional­ligateam angehört. In der Oberliga oder gar Landesliga wäre Park völlig unterfordert gewesen.

„Mein Traum war es immer, irgendwo in Europa Fußball zu spielen, um mich weiter zu verbessern und Erfahrung zu sammeln“, erzählte Park, der zuvor auf den Philippinen für den Pachanga Diliman FC spielte.

Schwere Umstellung

Die Umstellung von der Regional­liga auf die Zweite Liga fiel dem als Innen- und Außenverteidiger sowie als „Sechser“ einsetzbaren Park nach eigenem Bekunden schwerer, als es für die Zuschauer sichtbar war. „Es wird viel schneller gespielt. Schon nach den ersten 45 Minuten war ich recht müde“, gab er zu. Dennoch hielt er bis zum Ende durch, ohne dass er einen starken Leistungsabfall offenbarte. „Ich werde mich an das Tempo gewöhnen“, verspricht er denn auch.

Am Ende dieser Saison läuft Parks Vertrag beim FC St. Pauli aus. „Ich würde hier gern länger spielen. Wir werden sehen, was passiert“, sagt er dazu. Nicht zuletzt hängt in diesem Zusammenhang auch einiges davon ab, ob das Zweitliga-Schlusslicht am Ende der Saison in die Dritte Liga absteigt. Dort könnte Yi-Young Park sogar ganz plötzlich erste Wahl sein.