Hamburg. Der Innenverteidiger des FC St. Pauli laboriert ungewöhnlich lange an seinem Muskelfaserriss.

Die Freundin von Philipp Ziereis darf sich in diesem Jahr auf ein ganz besonders großes Weihnachtsgeschenk freuen. „Sie macht zurzeit viel mit mir durch und muss zu Hause einiges ertragen“, erzählt der verletzte Innenverteidiger des FC St. Pauli. Seit fast acht Wochen schon muss der 23-Jährige seiner Mannschaft untätig dabei zusehen, wie sie Richtung Dritte Liga taumelt. Seine schlechte Laune lässt er zu Hause an seiner Freundin aus. „Ich glaube, ich muss ihr zu Weihnachten ein großes Geschenk kaufen“, scherzt Ziereis und lacht.

In seinem vierten Jahr beim Kiezclub ist „Ziere“ bisher kaum zum Einsatz gekommen. Zu Beginn der Saison setzte ihn ein grippaler Infekt außer Gefecht. Der ehrgeizige Abwehrspieler traute sich zu früh zu viel zu und musste von Trainer Ewald Lienen am dritten Spieltag in Dresden zur Halbzeit vom Platz genommen werden, weil er in der Kabine einen Hustenanfall bekam.

Nach insgesamt sechs Einsätzen zog sich Ziereis Mitte Oktober im Heimspiel gegen Aue eine Oberschenkelzerrung zu. Wieder stieg der Übermotivierte zu früh ins Training ein – aus der Zerrung wurde ein Muskelfaserriss im hinteren Oberschenkel. „Jeder, der mich kennt, weiß, wie schwer es mir fällt, nicht eingreifen zu können“, sagt der gebürtige Bayer, der 2013 von Jahn Regensburg ans Millerntor wechselte.

St. Pauli verliert den Torwart vor Stiebers Elfmeter:

St. Pauli verliert den Torwart vor Stiebers Elfmeter

Riskantes Spiel: Sören Gonther setzt im Strafraum zur Grätsche an
Riskantes Spiel: Sören Gonther setzt im Strafraum zur Grätsche an © imago/Philipp Szyza
Doch St. Paulis Kapitän traf lediglich Lauterns Marcel Gaus und nicht den Ball
Doch St. Paulis Kapitän traf lediglich Lauterns Marcel Gaus und nicht den Ball © imago/Eibner
Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Stammkeeper Robin Himmelmann in dieser Szene und musste vom Platz
Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Stammkeeper Robin Himmelmann in dieser Szene und musste vom Platz © imago/Philipp Szyza
Gonther redete auf Ersatzmann Philipp Heerwagen ein, der gleich in seiner ersten Szene zum Elfmeterduell antreten musste
Gonther redete auf Ersatzmann Philipp Heerwagen ein, der gleich in seiner ersten Szene zum Elfmeterduell antreten musste © imago/Philipp Szyza
Ex-HSV-Profi musste wegen der Verletzungsunterbrechung fünf Minuten auf die Ausführung des Elfmeters warten
Ex-HSV-Profi musste wegen der Verletzungsunterbrechung fünf Minuten auf die Ausführung des Elfmeters warten © WITTERS | TimGroothuis
Womöglich auch deshalb schoss Stieber rechts am Tor vorbei
Womöglich auch deshalb schoss Stieber rechts am Tor vorbei © dpa | Axel Heimken
Serge Gnabry spielt bei Kaiserslautern? Nein, es ist doch Phillipp Mwene
Serge Gnabry spielt bei Kaiserslautern? Nein, es ist doch Phillipp Mwene © imago/Nordphoto
Sobota verpasst den Abpraller, nachdem Bouhaddouz am Pfosten gescheitert war
Sobota verpasst den Abpraller, nachdem Bouhaddouz am Pfosten gescheitert war © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Leiden an der Seitenlinie: Ewald Lienen konnte die ausbaufähige Chancenverwertung nicht fassen
Leiden an der Seitenlinie: Ewald Lienen konnte die ausbaufähige Chancenverwertung nicht fassen © dpa | Axel Heimken
Lienens Zukunft dürfte nach dem 0:0 weiter unklar sein
Lienens Zukunft dürfte nach dem 0:0 weiter unklar sein © dpa | Axel Heimken
St. Paulis Stürmer Aziz Bouhaddouz nimmt Marcel Gaus in Schutz, bevor dieser mit Schiedsrichter Robert Hartmann aneinander gerät
St. Paulis Stürmer Aziz Bouhaddouz nimmt Marcel Gaus in Schutz, bevor dieser mit Schiedsrichter Robert Hartmann aneinander gerät © WITTERS | TimGroothuis
Es ging hart zur Sache. Hier prüft Bouhaddouz die Härte des Schädels von Lauterns Phillipp Mwene
Es ging hart zur Sache. Hier prüft Bouhaddouz die Härte des Schädels von Lauterns Phillipp Mwene © WITTERS | TimGroothuis
Kurz darauf hatte Bouhaddouz selber einen Stollen im Gesicht
Kurz darauf hatte Bouhaddouz selber einen Stollen im Gesicht © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Abwehrchef Lasse Sobiech lässt sich von Lukas Görtler ausnehmen
Abwehrchef Lasse Sobiech lässt sich von Lukas Görtler ausnehmen © WITTERS | TimGroothuis
Kyoung-Rok Choi versucht sich gegen Christoph Moritz durchzusetzen
Kyoung-Rok Choi versucht sich gegen Christoph Moritz durchzusetzen © imago/Nordphoto
Mit dem Punkt kann Kaiserslautern mehr anfangen als St. Pauli
Mit dem Punkt kann Kaiserslautern mehr anfangen als St. Pauli © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin
Vor dem Spiel gab es eine Schweigeminute für die Opfer der brasilianischen Mannschaft AF Chapecoense, die bei einem Flugzeugabsturz in Kolumbien ums Leben kamen
Vor dem Spiel gab es eine Schweigeminute für die Opfer der brasilianischen Mannschaft AF Chapecoense, die bei einem Flugzeugabsturz in Kolumbien ums Leben kamen © WITTERS | TimGroothuis
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Seine Verletzungsmisere ist wie St. Paulis Krise selbst ein heftiger Kontrast zur letzten Saison. Im vergangenen Jahr etablierte sich Ziereis als einer der wichtigsten Stammspieler beim Kiezclub und war in 30 Zweitligapartien unverzichtbar. Vor allem dem Abwehrbollwerk, das Ziereis mit Innenverteidigerkollege Lasse Sobiech bildete, war es zu verdanken, dass St. Pauli in 16 von 34 Partien ohne Gegentor blieb und die Saison auf Platz vier beendete.

Davon können die Hamburger zurzeit nur träumen: Am Freitagabend schaffte es das Schlusslicht beim 0:0 gegen Kaiserslautern zum ersten Mal in 15 Saisonspielen, kein Gegentor zu kassieren. „Es war eines unserer besten Spiele, wenn nicht sogar das beste“, sagt Ziereis, der die Partie wieder nur von der Tribüne aus verfolgen konnte.

Mannschaftstraining noch nicht möglich

Es ist ungewöhnlich, wie lange der Innenverteidiger schon an seinem Muskelfaserriss laboriert. „Es ist jetzt fast fünf Wochen her. Die Heilung läuft nicht so wie gewünscht, es zieht sich alles hin“, sagt Ziereis, genervt von seiner Situation. Schuld an der langen Heilungsphase seien schlechte Blutwerte: „Es spielen viele Faktoren eine Rolle. Mein Immunsystem war angeschlagen, und mir fehlte Magnesium.“ Hinzu komme, dass sein Körper übertrieben auf die Trainingsreize reagiere. „Wir müssen das Pensum langsam steigern. Deswegen dauert das alles so lange“, sagt Ziereis.

Ans Mannschaftstraining ist nach wie vor nicht zu denken. Seit Ende November dreht Ziereis einsame Runden um das Trainingsgelände an der Kollaustraße. „Laufen geht wieder. Das muss man steigern, um wieder in die Sprints zu kommen“, sagt er. Das klappt nämlich noch nicht.

Ursprünglich hoffte der Abwehrspieler darauf, in der Hinrunde noch einmal spielen zu können. Am Ende siegte die Vernunft – nicht wie bei den letzten beiden Malen. „Das Risiko brauche ich für ein paar Kurzeinsätze nicht einzugehen“, sieht Ziereis ein, „deswegen ist mein Ziel die Rückrunde.“

Bis es so weit ist, hat er genug Zeit, seiner Freundin ein großes Weihnachtsgeschenk zu kaufen.

Robin Himmelmann hat sich am Freitag im Spiel gegen Kaiserslautern einen Muskelfaserriss am linken Oberschenkel in der Nähe der Hüfte zugezogen. Damit ist die Hinrunde für
St. Paulis Torhüter beendet.