Auf und ab beim Kiezclub: Als der Torwart sich verletzte und Lautern einen Elfmeter bekam, standen die Zeichen bereits auf Niederlage.

Hamburg. Trotz eines aufopferungsvollen Kampfes und den besseren Chancen bleibt der FC St. Pauli auch im elften Spiel in Folge sieglos. Die Kiezkicker trennten sich am Freitagabend im Millerntor-Stadion 0:0 vom 1. FC Kaiserslautern. Auch wenn Trainer Ewald Lienen weiterhin daran festhielt, dass jeder Punkt wichtig sei, war er nach dem Spiel sichtlich unzufrieden mit diesem kleinen Schritt des Tabellenletzten der Zweiten Liga. "Es ist Wahnsinn, so ein Spiel nicht zu gewinnen. Leider Gottes ist das ein Teil der Geschichte dieser Saison, sagte Lienen: "Wir hätten gerne einen größeren Schritt gemacht, aber eine Saison ist kein Hundert-Meter-Lauf, sondern ein Marathon."

Lienens Zukunft dürfte auch nach der spielerisch ansprechenden Leistung weiter offen sein. Kapitän Sören Gonther stärkte ihm nach dem Spiel demonstrativ den Rücken. "Wer das Spiel gesehen hat, weiß, dass die Mannschaft kein Problem mit dem Trainer hat."

Ex-HSV-Profi Stieber verschießt Elfmeter

In den 90 Minuten zuvor spielte sich ein Wechselbad der Gefühle ab: Nach knapp 30 Minuten sah es für die Hamburger nach der vierten Heimniederlage in Folge aus. Kapitän Sören Gonther senste Marcel Gaus mit dem ersten Angriff der Gäste im eigenen Strafraum rustikal um. Schiedsrichter Robert Hartmann hatte gar keine andere Wahl und zeigte sofort auf den Punkt.

Zu allem Überfluss zog sich Torwart Robin Himmelmann in dieser Szene ohne gegnerische Einwirkung auch noch eine Hüftblessur zu und musste ausgewechselt werden. Sein bei der Einwechslung frenetisch gefeierter Vertreter Philipp Heerwagen musste sich bei seiner ersten Szene ohne sich aufwärmen zu können gleich dem Elfmeterduell gegen Zoltán Stieber stellen. Möglicherweise verunsichert durch die fünfminütige Wartezeit auf die Ausführung zeigte der Ex-HSV-Profi Nerven und schoss rechts am Tor vorbei. Heerwagen hatte die Ecke aber geahnt und wäre ohnehin zur Stelle gewesen.

St. Pauli trifft Latte und Pfosten

Der verschossene Strafstoß motivierte auch den letzten Fan, St. Pauli bedingungslos zu unterstützen. Angepeitscht von einem lautstarken Publikum waren die Kiezkicker klar die bessere Mannschaft, doch das Pech überwog. Abwehrchef Lasse Sobiech scheiterte schon nach elf Minuten an der Latte. Der Innenverteidiger schraubte sich nach einer Flanke von Waldemar Soboto am höchsten und köpfte entgegen der Laufrichtung von FCK-Schlussmann Julian Pollersbeck, der den Ball an den Querbalken guckte.

Einzelkritik: Gonther wieder ungeschickt

Zwölf Minuten später versetzte Aziz Bouhaddouz die 29.037 Zuschauer bereits in Ekstase, doch sein exzellent getimter Kopfball nach Flanke von Kyoung-Rok Choi wurde wegen einer Abseitsstellung zu Recht aberkannt. Kurz vor der Pause war es dann wieder ein Kopfball, weshalb die Anhänger der Kiezkicker bereits den Torschrei auf den Lippen hatten. Doch Pollersbeck fischte Bernd Nehrigs Versuch nach einer Ecke von Vegar Eggen Hedenstad mit einer Glanzparade aus dem Eck.

St. Pauli mit stärkster Saisonleistung

Im zweiten Durchgang drückte St. Pauli weiterhin auf den Führungstreffer. Kurz nach dem Wiederanpfiff setzte Bouhaddouz eine Flanke von Enver Cenk Şahin an den Pfosten. Sein Schuss aus knapp acht Metern war noch abgefälscht, der heranrauschende Sobota verpasste den Abpraller und die Gäste konnten klären.

St. Pauli bot die beste Saisonleistung und spielte phasenweise Powerplay auf das Tor der Lauterer. Doch nachdem zwei Drittel der Partie gespielt waren, schwanden die Kräfte bei der Lienen-Elf. Es schlichen sich zunehmend Ungenauigkeiten in das Spiel der Kiezkicker ein. Der Lucky Punch für den zweiten Sieg in der laufenden Spielzeit sollte nicht mehr gelingen. So war es zumindest ein Punkt für die Moral. Lienens Resümee: "Die Mannschaft hat alles reingelegt, was sie bringen kann. Das war auch bitter nötig, um unten rauszukommen. Wenn wir so weitermachen, werden wir mit Siegen belohnt."

Die Statistik

St. Pauli: Himmelmann (31. Heerwagen) - Hedenstad, Sobiech, Gonther, Keller - Nehrig (77. Ducksch) - Sobota (85. Miyaichi), Choi, Neudecker, Sahin - Bouhaddouz. - Trainer: Lienen

Kaiserslautern: Pollersbeck - Mwene, Koch, Ewerton, Aliji (46. Halfar) - Moritz, Ziegler - Stieber (71. Zoua), Gaus - Görtler, Osawe. - Trainer: Korkut

Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)

Tor: Fehlanzeige

Zuschauer: 29.037

Gelbe Karten: Nehrig (6), Bouhaddouz (3), Choi (2), Sahin (4) - Pollersbeck

Besonderes Vorkommnis: Stieber schießt Foulefmeter neben das Tor (32.)

Torschüsse: 15:4

Ecken: 9:2