Hamburg. Der 43-Jährige ist beim FC St. Pauli für die Ausbildung und Förderung der Keeper zuständig. Hain blüht in seiner Aufgabe auf.

Mathias Hain hatte zuletzt tatkräftige Verstärkung für das Torwarttraining. Während der 43-Jährige die Schlussmänner des FC St. Pauli immer wieder antrieb, kümmerte sich seine neun Jahre alte Tochter Ida in ihren Osterferien akribisch um das Einsammeln der Bälle und verfolgte interessiert, was der Papa da so machte. Es schien fast, als wolle der ehemalige Profi eine mögliche Nachfolgerin einarbeiten. „Nein, meine Tochter wird keine Torwarttrainerin“, sagte Hain, der ganz offensichtlich in dieser Aufgabe seine Berufung gefunden hat.

Wenn Mathias Hain, der gerade seinen Vertrag bis 2020 verlängert hat, über seinen Job spricht, funkeln seine Augen. Der ehemalige Bielefelder Bundesligatorwart blüht in seiner Aufgabe regelrecht auf. Nach Ende seiner aktiven Karriere schaffte Hain sofort den Sprung ins Trainergeschäft. Eigentlich, so sagt er, war der Plan, im Nachwuchsbereich erste Erfahrungen zu sammeln. Als jedoch der damalige Trainer Holger Stanislawski samt Trainerstab zur TSG Hoffenheim wechselte, entstand in St. Paulis Zweitligateam ein Vakuum.

Den Blick für die Torhüter von morgen hat Hain aber bis heute nicht verloren. Regelmäßig tauscht er sich mit den Torwarttrainern im Jugendbereich aus, um die bestmögliche Ausbildung der Talente zu gewährleisten. Im Zuge der Zertifizierung des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) kreierte Hain ein Ausbildungskonzept für den gesamten Verein. Dies sieht vor, dass zwischen der U12 und der U19 vor allem die Technik im Fokus steht. Je besser die Keeper dieses adaptieren, desto mehr geht das Training in spielnahe Übungen. Dazu wurde ein Video-Dossier erstellt, in dem Technikübungen detailliert optisch dargestellt werden. Bei der ersten Zertifizierung des NLZ hatte die Torwartausbildung 16 von 100 Prozent bekommen, bei der jüngsten waren es fast 86 Prozent.

„Das ist eine tolle Bestätigung. Ende 2011 haben uns ein Zeitlimit von fünf Jahren gegeben. Jetzt haben wir 2016 und mit Svend Brodersen jemanden, dem wir zutrauen, den Sprung zu schaffen. Und die nächste Generation steht in den Startlöchern“, sagt Hain, der mit den Torwarttrainer-Kollegen Mattheus Witte, Mirko Weiß und Klaus Thomforde in Kontakt steht. Das Ziel ist klar. In Zukunft sollen die vier Torwartpositionen (U23 und Profis) mit Eigengewächsen besetzt werden.

Auch wenn viele seiner täglichen Übungen 20 Jahre alt sind, versucht Hain mit St. Paulis Torhütern Robin Himmelmann, Philipp Heerwagen und Svend Brodersen das Training abwechslungsreich zu gestalten. „Ich habe 15 bis 20 Übungen, die ich immer wieder mit den Jungs mache. Aber es kann auch sein, dass mir beim Joggen etwas Neues einfällt, was ich dann teste“, sagt Hain, der nicht nur sportlich, sondern auch menschlich hohe Wertvorstellungen bei seinen Keepern hat.

Hain, der immer für einen Spaß zu haben ist, kann auch ernst werden. Den Teamgedanken will er auch bei dieser besonderen Position fördern. Er weiß, wie es sich anfühlt, wenn sich drei Spieler Hoffnungen auf eine Position machen. Deshalb will er nicht nur den Stammkeeper besser machen, sondern jeder Schlussmann soll mit einem guten Gefühl aus der Trainingswoche gehen. Dabei legt er viel Wert darauf, dass sie körperlich und vor allem geistig gefordert und gefördert werden. „Sie müssen sich nicht verstehen oder zusammen essen“, sagt Hain, „ich will aber, dass sie respektvoll miteinander trainieren. Wenn ich die Jungs in Übungen einbinde, erwarte ich, dass sie die Bälle nicht in die Karpaten hauen, um den anderen zu ärgern. Wenn jemand linkmichelt, werde ich ungemütlich“, sagt Hain, der betont, dass dies bei St. Pauli noch nicht eingetreten ist.

Ungemütlich im positiven Sinne wird es auf dem Trainingsplatz nur, wenn sich die Keeper und Hain im Lattenschießen duellieren. Wenn ein Teilnehmer mit seinem schwachen Fuß die Latte trifft, müssen alle anderen 20 Liegestütze machen, gelingt das Kunststück mit dem starken Fuß, sind zehn fällig. „Ich schieße nur mit dem schwachen Fuß. Die Keeper liegen nur auf der Erde und haben einen breiten Brustkorb nach dem Training“, flachst Hain, der keine Ambitionen hegt, Cheftrainer eines Profiteams zu werden. „Ich bin glücklich, dass ich eigenverantwortlich arbeiten kann. Ich werde aber auch von Ewald Lienen immer mit einbezogen. Sei es bei taktischen Dingen oder Fragen zu Spielern. Das ist nicht selbstverständlich, freut mich aber umso mehr“, sagt Hain.