Hamburg/Leipzig. Das Topspiel zwischen St. Pauli und RB Leipzig birgt Brisanz. Kiezkicker mit Sondertrikot. Für einen ist das Spiel ein “Highlight“.

Der FC St. Pauli kann für das Top-Spiel der Zweiten Fußball-Bundesliga am Freitagabend gegen Tabellenführer RB Leipzig (18.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) wieder mit Jan-Philipp Kalla planen. Der Defensiv-Allrounder war am Dienstag nach überstandenem Außenbandanriss wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. „Das gibt uns mehr personelle Möglichkeiten. Wir müssen allerdings abwarten, wie weit er ist“, sagte Trainer Ewald Lienen am Mittwoch.

Weiterhin ausfallen werden dagegen Innenverteidiger Sören Gonther (Außenbandteilriss), Mittelfeldmann Sebastian Maier (Muskelfaserriss) und Außenspieler Ryō Miyaichi (Folgen eines Kreuzbandrisses). Leipzig steht mit 44 Punkten auf dem Spitzenplatz der 2. Liga, St. Pauli (33) ist mit drei Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz guter Vierter.

Lienen erwartet ein schwieriges Heimspiel: „Leipzig ist motiviert, körperlich stark, aggressiv und mit einem unglaublichen Pressing aus der Winterpause gekommen. Das wird eine große Herausforderung für die Jungs. Man muss schnell handeln und mit viel Kontakten spielen.“ In der Hinrunde siegten die Hamburger 1:0 in Leipzig. Allerdings habe sich der Gegner seitherm weiterentwickelt: „Damals ließen sie sich durch Härte aus dem Konzept bringen. Nun haben sie den Kampf angenommen.“

Halstenberg darf am Millerntor nicht ran

Nicht mitwirken auf Leipziger Seite wird aller Voraussicht nach Marcel Halstenberg. RB-Trainer Ralf Rangnick hält einen Einsatz des Linksverteidigers an dessen einstiger Wirkungsstätte für verfrüht. „Wir werden das noch diskutieren, aber ich bin da eher skeptisch. Es macht nur Sinn, wenn er uns wirklich helfen kann und eine Verstärkung ist“, sagte der 57-Jährige am Mittwoch. Halstenberg war wegen einer Muskelverletzung am Hüftbeuger zum Jahresauftakt gegen Eintracht Braunschweig (2:0) ausgefallen.

Wenn Yussuf Poulsen (Rückenbeschwerden) und Diego Demme (leichte Hüftbeugerprobleme) ihre Blessuren aus der Auftaktpartie auskuriert haben, dürfte am Millerntor fast die gleiche Mannschaft wie gegen die Niedersachsen auflaufen. Lediglich im Tor wird der ungarische Auswahlspieler Petér Gulácsi den verletzten Fabio Coltorti vertreten. „Da machen wir uns überhaupt keine Sorgen. Wir haben ihn nicht geholt, damit er nur auf der Bank sitzt“, sagte Rangnick.

RB will sich in Hamburg für die Hinspielniederlage revanchieren und den Abstand von momentan elf Punkten auf Nichtaufstiegsplatz vier, den aktuell Pauli belegt, vergrößern. „Da können wir einen großen Schritt machen“, sagte Mittelfeldspieler Stefan Ilsanker. „Für mich gibt es ein paar Highlights dieses Jahr. Dieses Spiel gehört bestimmt dazu. Darauf freue ich mich riesig.“

St. Pauli läuft mit Sondertrikot auf

Das sehen wohl auch die Fans so: Das Millerntor-Stadion ist mit 29.546 Besuchern ausverkauft. Auch das Gästekontingent ist ausgeschöpft. St. Paulis Profis werden auf dem Trikot die Botschaft „Kein Fußball den Faschisten“ tragen.

Dass die Hamburger nicht die finanziellen Möglichkeiten der Leipziger haben, weckt bei Lienen laut eigener Aussage kein Neid: „Wenn die Alternative wäre, den Fußball den Faschisten und dem Kommerz zu überlassen, verzichte ich gerne auf diese Möglichkeit“.

Eine rätselhafte Aussage, von der nicht ganz klar ist, ob sie als weitere Spitze gegen den ungeliebten Kontrahenten aus Sachsen gewertet werden kann. Es wäre ein heikles Unterfangen - für Nazi-Vergleiche und Beleidigungen seiner Anhänger gegen Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz war Erzgebirge Aue Anfang vergangenen Jahres zu einer Geldstrafe in Höhe von 35.000 Euro und einem Teilausschluss der Fans auf Bewährung verurteilt worden.