Kalla erzielte die Führung, doch Bochum glich postwendend aus. Sobiech verschoss einen Elfmeter, Himmelmann zeigte sein ganzes Können.
Bochum. Erschöpft ließen sich die Spieler beider Teams auf den Rasen fallen, als Schiedsrichter Felix Zwayer nach mehr als fünf Minuten Nachspielzeit das intensive und sehr ansehnliche Spiel abgepfiffen hatte. Mit dem 1:1 (1:1) beim VfL Bochum verpasste es der FC St. Pauli am Freitagabend allerdings, wenigstens für knapp zwei Tage die Tabellenspitze der Zweiten Liga zu übernehmen und den Abstand auf Bochum zu vergrößern. Am Sonntag könnte St. Pauli jetzt von Eintracht Braunschweig vom dritten Rang verdrängt werden, aber nur wenn die Niedersachsen bei Spitzenreiter Freiburg gewinnen.
„Es ging gut los, aber leider haben wir es nicht hinbekommen, die Führung über einen längeren Zeitraum zu halten“, sagte St. Paulis Trainer Ewald Lienen, der mit dem Punkt dennoch zufrieden war. „Das war Fußball pur. Beide Mannschaften haben alles in die Waagschale geworfen.“
Lienen hatte in Bochum dieselbe Startelf wie beim 1:0 gegen den SC Freiburg auf das Feld geschickt. Er verzichtete damit zunächst auf den offensiven Mittelfeldspieler Sebastian Maier, der seine Oberschenkel-Probleme überwunden und in den Tagen zuvor wieder voll am Training teilgenommen hatte. Im Kader war Maier, der später eingewechselt wurde, aber ebenso dabei wie Abwehrspieler Joel Keller. Dagegen fehlte wie erwartet der verletzte Stürmer John Verhoek.
Kalla köpft St. Pauli in Führung
Kaum hatte das Spiel begonnen, setzte St. Paulis dienstältester Spieler, Jan-Philipp-Kalla, seinen schon gegen Freiburg gezeigten Tordrang fort. Dabei war sein Versuch, Bochums weit vor dem Tor stehenden Keeper Andreas Luthe mit einem Fernschuss zu überraschen, noch nicht von Erfolg gekrönt. Vier Minuten später aber nutzte Kalla eine sehenswerte Kombination per Kopf zur 1:0-Führung (10.). Einen weit und hoch nach vorn geschlagenen Ball leitete Stürmer Lennart Thy mit dem Kopf weiter in den Lauf von Marc Rzatkowski. Die Flanke des defensiven Mittelfeldspielers in den Strafraum hatte das perfekte Timing für den in den Strafraum stürmenden Kalla. Per Aufsetzer überwand er Torwart Luthe.
Die Freude über die Führung und die damit ideale Situation, auf Konter setzen zu können, hielt aber nur zwei Minuten. Ausgangspunkt zum 1:1-Ausgleich (12.) war eine von Linksverteidiger Daniel Buballa völlig unnötig verursachte Ecke für die Bochumer. Der Ball konnte nicht geklärt werden, St. Paulis Torwart Robin Himmelmann konnte den Schuss von Janik Haberer zwar noch parieren, doch gegen den Nachschuss aus spitzem Winkel und kurzer Distanz von Bochums Torjäger Simon Terodde war er machtlos. Es war ein Treffer, der schon im Ansatz vermeidbar gewesen wäre.
So aber hatte Bochum unverhofft wieder Auftrieb und das Momentum auf seiner Seite. Doch die St. Paulianer überstanden bis zu Halbzeitpause die Druckphasen des VfL. Dabei zeigte Torwart Himmelmann bei einem Schrägschuss von Marco Terrazzino (42.) einmal mehr sein Können.
Auf der Gegenseite kam St. Pauli erst gegen Ende der ersten Halbzeit wieder zu ansatzweise aussichtsreichen Offensivaktionen. Dabei strich Waldemar Sobotas 22-Meter-Schuss nur knapp über das Tor.
Sobiech verschießt Elfmeter
In der zweiten Halbzeit ließen beide Teams keinen Zweifel daran, dass ihnen ein Unentschieden zu wenig ist. So setzte sich das insgesamt attraktive Spiel fort. Dabei bot sich dem FC St. Pauli die größte Chance zur erneuten Führung, als Dudziak nach einer Drehung im Strafraum von Janik Haberer gefoult wurde. Schiedsrichter Felix Zwayer entschied zu Recht auf Strafstoß. Wie zuletzt gegen den MSV Duisburg nahm sich wieder der als Kapitän fungierende Lasse Sobiech den Ball, um den Elfmeter zu schießen. Wieder schoss er mit voller Wucht, doch diesmal flog der Ball rund einen halben Meter über das Bochumer Tor (68.).
Die Chance zur erneuten Führung war dahin. Zudem erhielt der zuvor etwas schwächer wirkende VfL wieder Auftrieb und kam zu Großchancen. Jan Simunek traf mit einem fulminanten Linksschuss die Latte des St.-Pauli-Tores (75.), vier Minuten später musste Himmelmann sein ganzes Können aufbieten, um den Kopfball von Tim Hoogland zu entschärfen.
Die Stimmung auf den Rängen hätte nicht bessert sein können, beide Fanlager hatten Grund, auf den späten Siegtreffer ihres Teams zu hoffen. So offen wurde das Spiel bis zum Ende geführt. Doch zu einem weiteren Treffer reichte es auf keiner Seite. Dennoch blieb kein Zweifel, dass die Partie eines Spitzenspiels der Zweiten Liga würdig war und ein insgesamt gerechtes Ergebnis gefunden hatte. Für St. Pauli ist dieses 1:1 schon das vierte Unentschieden in dieser Saison auf fremdem Platz – bei zwei Siegen und nur einer Niederlage.
Das Schema
Bochum: Luthe - Celozzi, Fabian, Bastians, Perthel - Simunek, Hoogland - Haberer (82. Tobias Weis), Eisfeld (46. Bulut), Terrazzino (65. Mlapa) - Terodde. - Trainer: Verbeek
St. Pauli: Himmelmann - Hornschuh, Sobiech, Ziereis, Buballa - Rzatkowski, Buchtmann (87. Nehrig) - Kalla, Sobota (77. Maier), Dudziak - Thy (90.+5 Gonther). - Trainer: Lienen
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Tore: 0:1 Kalla (10.), 1:1 Terodde (12.)
Zuschauer: 25.914
Gelbe Karten: Eisfeld, Fabian (4), Simunek - Kalla (3), Buballa
Besonderes Vorkommnis: Sobiech schießt Foulelfmeter über das Tor (68.)
Torschüsse: 21:14
Besonderes Vorkommnis: Sobiech schießt Foulelfmeter über das Tor (68.)
