Hamburg. Der Mittelfeldspieler entwickelte sich in zwei Monaten beim FC St. Pauli vom Wechselkandidaten zum Leistungsträger und Torschützen.

Es ist noch nicht lange her, da fiel Marc Rzatkowski beim FC St. Pauli in erster Linie durch sein modisches Erscheinungsbild auf. Bunte Schuhe, angesagte Klamotten und eine Frisur, die an Dortmunds Nationalspieler Marco Reus erinnert. Jetzt, im Spätsommer 2015, scheint der 25-Jährige auch fußballerisch beim Kiezclub angekommen zu sein.

Die vergangene Woche war die des Marc Rzatkowski, es waren sieben Tage, die der Linksfuß so schnell nicht vergessen wird. Ein Traumtor beim 1:4 im DFB-Pokal gegen den Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach am vergangenen Montag, und sechs Tage später avancierte der defensive Mittelfeldspieler beim 3:2 gegen Greuther Fürth zum umjubelten Helden. „Dass mir zwei Treffer gelingen, ist natürlich super. Darüber freue ich mich auch, aber es ist mir vollkommen egal, wer die Tore schießt, wenn wir am Ende gewinnen“, wiegelte „Ratsche“, wie ihn die Kollegen nennen, bescheiden jegliche Lobeshymnen ab.

St. Pauli siegt gegen Fürth

Die Spieler des Tages:  Hamburgs Torschützen Marc Rzatkowski (l) und Marcel Halstenberg
Die Spieler des Tages: Hamburgs Torschützen Marc Rzatkowski (l) und Marcel Halstenberg © dpa | Daniel Bockwoldt
Schlussjubel der Spieler mit den Fans
Schlussjubel der Spieler mit den Fans © WITTERS | ValeriaWitters
Der FC St. Pauli gewinnt gegen Greuther Fürth mit 3:2
Der FC St. Pauli gewinnt gegen Greuther Fürth mit 3:2 © WITTERS | ValeriaWitters
Sören Gonther nach dem Spiel auf dem Platz. Der Kapitän verletzte sich beim Warmmachen
Sören Gonther nach dem Spiel auf dem Platz. Der Kapitän verletzte sich beim Warmmachen © WITTERS | ValeriaWitters
John Verhoek im Zweikampf mit  Marco Caligiuri
John Verhoek im Zweikampf mit Marco Caligiuri © WITTERS | ValeriaWitters
John Verhoek, Torwart Sebastian Mielitz und Marco Caligiuri im Strafraum der Gäste
John Verhoek, Torwart Sebastian Mielitz und Marco Caligiuri im Strafraum der Gäste © WITTERS | ValeriaWitters
Robert Zulj mit dem Freistoß
Robert Zulj mit dem Freistoß © WITTERS | ValeriaWitters
Kyoung Rok Choi kam in der Schlussphase
Kyoung Rok Choi kam in der Schlussphase © WITTERS | ValeriaWitters
Jubel über das zwischenzeitliche 3:1 von Marc Rzatkowski
Jubel über das zwischenzeitliche 3:1 von Marc Rzatkowski © dpa | Henrik Josef Boerger
Torwart Robin Himmelmann kann die Führung festhalten
Torwart Robin Himmelmann kann die Führung festhalten © WITTERS | ValeriaWitters
Jubel von Philipp Ziereis und Marc Rzatkowski
Jubel von Philipp Ziereis und Marc Rzatkowski © WITTERS | ValeriaWitters
John Verhoek wird von Stefan Thesker gefoult
John Verhoek wird von Stefan Thesker gefoult © WITTERS | ValeriaWitters
Andreas Hofmann niedergeschlagen am Boden
Andreas Hofmann niedergeschlagen am Boden © WITTERS | ValeriaWitters
Bernd Nehrig gratuliert dem Torschützem Marc Rzatkowski
Bernd Nehrig gratuliert dem Torschützem Marc Rzatkowski © WITTERS | ValeriaWitters
Stefan Thesker am Ball
Stefan Thesker am Ball © WITTERS | ValeriaWitters
Yannick Deichmann, Torschütze Marc Rzatkowski und Bernd Nehrig jubeln
Yannick Deichmann, Torschütze Marc Rzatkowski und Bernd Nehrig jubeln © WITTERS | ValeriaWitters
ROAR! Ewald Lienen an der Seitenlinie
ROAR! Ewald Lienen an der Seitenlinie © dpa | Daniel Bockwoldt
Hamburgs Philipp Ziereis hätte in der ersten Minute fast ein Eigentor fabriziert
Hamburgs Philipp Ziereis hätte in der ersten Minute fast ein Eigentor fabriziert © dpa | Daniel Bockwoldt
Fürths Sebastian Freis (liegend) erzielt das Tor zum 2:1-Anschluss
Fürths Sebastian Freis (liegend) erzielt das Tor zum 2:1-Anschluss © dpa | Daniel Bockwoldt
Torschütze Marc Rzatkowski hatte den ersten Treffer der Partie erzielt
Torschütze Marc Rzatkowski hatte den ersten Treffer der Partie erzielt © WITTERS | ValeriaWitters
Das 2:0 erzielte dann Marcel Halstenberg mit dem rechten Bein
Das 2:0 erzielte dann Marcel Halstenberg mit dem rechten Bein © WITTERS | ValeriaWitters
Wieder eine Marke
Wieder eine Marke "Tor des Monats" © WITTERS | ValeriaWitters
Jubel beim Torschützen Marcel Halstenberg
Jubel beim Torschützen Marcel Halstenberg © WITTERS | ValeriaWitters
Fürths Marco Caligiuri (hinten) und Hamburgs Lennart Thy kämpfen um den Ball
Fürths Marco Caligiuri (hinten) und Hamburgs Lennart Thy kämpfen um den Ball © dpa | Daniel Bockwoldt
Marcel Halstenberg zeigte eine tolle Partie
Marcel Halstenberg zeigte eine tolle Partie © WITTERS | ValeriaWitters
Der Jubel zum 1:0
Der Jubel zum 1:0 © WITTERS | ValeriaWitters
Fürths Marco Stiepermann im Zweikampf mit Marc Rzatkowski
Fürths Marco Stiepermann im Zweikampf mit Marc Rzatkowski © dpa | Daniel Bockwoldt
Sören Gonther verletzte sich beim Warmmachen
Sören Gonther verletzte sich beim Warmmachen © WITTERS | ValeriaWitters
"Vermutlich ein Muskelfaserriss", so der Kapitän während der Pause © WITTERS | ValeriaWitters
Trainer Ewald Lienen begrüßt die Fans
Trainer Ewald Lienen begrüßt die Fans © Witters
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Dabei wären diese nach den zuletzt gezeigten Leistungen durchaus berechtigt. Innerhalb von zwei Monaten mutierte der gebürtige Bochumer von einem möglichen Wechselkandidaten zum unumstrittenen Leistungsträger. Im Sommer wurde der gelernte offensive Flügelspieler umgeschult. Trainer Ewald Lienen und Sportdirektor Thomas Meggle sind während der Saisonanalyse zu dem Entschluss gekommen, dass der technisch versierte Profi auf der „Sechs“ am besten zur Geltung kommt. Es war eine goldrichtige Einschätzung.

Gemeinsam mit dem erfahrenen Enis Alushi bildet Rzatkowski ein funktionierendes Duo vor der Abwehr. Immer wieder schaltet sich einer der beiden defensiven Mittelfeldspieler ins Angriffsspiel ein, der andere sichert ab. Zwischen den beiden Kreativspielern herrscht blindes Verständnis.

Sobota: Ratsche kann Torschützenkönig werden

Inzwischen hat der ehemalige Bochumer, der in seiner bisherigen Zweitliga-Karriere wahrlich nicht als Zweikampfmaschine gefürchtet war, gelernt, auch in der Rückwärtsbewegung griffig und präsent zu sein. Es scheint, als hätte Rzatkowski endlich seine ideale Position gefunden.

Dass Rzatkowski das Toreschießen entdeckt hat, ist seinen Mitspielern nicht ganz geheuer. Teamkollege Waldemar Sobota sieht den 1,71 Meter großen Wirbelwind gar als einen möglichen Kandidaten für die Torjägerkanone in der Zweiten Liga. „Wenn er so weitermacht, kann ,Ratsche‘ das sicher schaffen. Er hat wirklich einen guten Lauf im Moment“, flachste der Pole mit einem Augenzwinkern.

Rzatkowski kann über den Humor der Mitspieler lachen. Der Blondschopf weiß sich selbst realistisch einzuschätzen. Trotz der starken Leistungen zum Saisonstart drängt er nicht ins Rampenlicht. So nüchtern und sachlich er auf der „Sechs“ spielt, so spricht er auch über seine neue und vor allem größere Rolle im Team. „Der Trainer fordert von uns Mittelfeldspielern, dass wir Torgefahr ausstrahlen. Ich habe mir wenige Situationen ausgesucht, bei denen ich mit nach vorne gelaufen bin. Das hat gegen Fürth ganz gut geklappt“, sagte Rzatkowski, dessen Bestmarke in Sachen Torausbeute in der Vorsaison aufgestellt wurde. In der Spielzeit 2014/15 steuerte der Mittelfeldspieler drei Treffer zum Klassenerhalt des FC St. Pauli bei.

Im Sommer 2017 läuft der Vertrag von Rzatkowski aus. Im Moment ist der 25-Jährige dabei, Woche für Woche Argumente für eine noch längere Zusammenarbeit zu sammeln.