Bochum. Der ehemalige FC-St.-Pauli-Profi René Schnitzler muss sich vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Er soll in Wettbetrügereien verwickelt gewesen sein.
Der ehemalige FC-St.Pauli-Fußballprofi René Schnitzler muss sich vor dem Landgericht Bochum verantworten. In dem neuerlichen Wettskandal-Prozess schweigt der 30 Jahre alte ehemalige Spieler zu den Vorwürfen. Er soll in Wettbetrügereien von 2008 verwickelt gewesen sein.
Laut Anklage hat Schnitzler von der Wettmafia rund 100.000 Euro erhalten, um Zweitligaspiele zu manipulieren. Im Prozess geht es um Partien seines früheren Vereins gegen Alemannia Aachen, den FSV Mainz 05 und Hansa Rostock. Mitangeklagt sind ein weiterer früherer Spieler des FC St. Pauli und der mutmaßliche Wettpate Paulus R. aus den Niederlanden. Der 56 Jahre alte R. erklärte am Dienstag vor Gericht: „Im Großen und Ganzen stimmt die Anklage.“
Demnach hat es 2008 in den Niederlanden ein erstes Treffen zwischen Schnitzler und Paulus R. gegeben. Dabei sei vereinbart worden, den Spielausgang einzelner St. Pauli-Zweitligaspiele zu manipulieren. „Schnitzler hatte Wettschulden bei mir“, sagte Paulus R. den Richtern. „Da hat er mir vorgeschlagen, dass man ja mal etwas machen könne.“ Details über die mutmaßlichen Manipulationsabsprachen sollen erst an einem der kommenden Verhandlungstage erörtert werden.
„Das hat mich sehr belastet“
Konkret geht es vor Gericht um die Partien gegen Alemannia Aachen vom 11. Mai 2008, gegen Hansa Rostock vom 26. September 2008 sowie gegen Mainz 05 am 18. Mai 2008 und am 23. November 2008. Laut Anklage sollte St. Pauli alle Spiele verlieren, einmal sogar mit mindestens zwei Toren Unterschied. Bis auf die letzte Partie sind die angeblich vereinbarten Spielausgänge auch eingetreten.
Schnitzler war vom DFB nach Bekanntwerden des Wettskandals im Jahr 2010 für zweieinhalb Jahre gesperrt worden. Damit war seine Profikarriere, die bei Borussia Mönchengladbach begonnen hatte, beendet. „Das hat mich sehr belastet“, sagte der 30-Jährige den Richtern. Er habe sein ganzes Leben darum gekämpft, Profi-Fußballer zu werden. „Durch meine Spielsucht habe ich das alles weggeworfen.“
„Nicht zu spielen ist jeden Tag ein Kampf für mich“
Schnitzler will seit seinem 18. Lebensjahr täglich gespielt haben. „Ich habe oft bis morgens gezockt und dann versucht, vor dem Training noch ein bis zwei Stunden zu schlafen.“ Später habe er sich fast nur noch in illegalen Spielkasinos aufgehalten. „Was mich fasziniert hat, war der Nervenkitzel, wenn es um hohe Einsätze ging.“ Auch heute sei er noch nicht ganz von seiner Spielsucht geheilt. „Nicht zu spielen ist jeden Tag ein Kampf für mich“, bekannte Schnitzler.
Neben ihm und Paulus R. ist in Björn B. noch ein weiterer früherer Spieler von St. Pauli angeklagt. Ein vierter Angeklagter soll vor allem Wetten platziert haben. Mit den Urteilen ist möglicherweise schon Ende April zu rechnen. (dpa)