Auch der Panamaer Armando Cooper erhält im Spielsystem eine wichtige Rolle. Lienen sieht den dritten Winterzugang in seiner 4-2-3-1-Formation als einen der beiden Spieler im „Herz der Mannschaft“.

Hamburg. Als Ewald Lienen zu Beginn seiner Amtszeit als Trainer des FC St. Pauli vom Abendblatt gefragt wurde, welches Spielsystem er bevorzuge, gab er eine ebenso pragmatische wie plausible Antwort. „Ich muss sehen, welches System für die vorhandenen Spieler das geeignete ist. Wir sind hier nicht in der Situation, dass wir ein System vorgeben können und uns danach, wie aus einem Regal im Kaufhaus, die Spieler aussuchen können. Das kann in Deutschland wahrscheinlich ohnehin nur Bayern München.“

Nach rund eineinhalb Monaten bei St. Pauli hat Lienen nun das System gefunden, mit dem er die letzten 15 Spiele in der Zweiten Liga angehen will. Es handelt sich dabei um eine 4-2-3-1-Formation, nachdem er zuvor zeitweise auch ein „flaches 4-4-2“ oder ein „4-4-2 mit Raute“ getestet hat. Konkret bedeutet das jetzt favorisierte Spielsystem, dass vor der aus jeweils zwei Außen- und Innenverteidigern bestehenden Vierer-Abwehrkette zwei grundsätzlich defensiv ausgerichtete, zentrale Mittelfeldspieler, die sogenannten Sechser, agieren. Diese beiden Positionen bezeichnet Lienen gern als „Herz der Mannschaft“.

Daher ist es auch kein Zufall, dass für diese beiden Posten jetzt zwei Spieler erste Wahl sein dürften, die der FC St. Pauli auf Empfehlung von Lienen in der Winterpause verpflichtet hat – Julian Koch und Armando Cooper. Während der 27 Jahre alte Cooper erst am Montag vom argentinischen Erstligisten Godoy Cruz verpflichtet werden konnte, hat sich der 24 Jahre alte Koch schon in den jüngsten Testspielen als die erhoffte Verstärkung profilieren können. Die Präsenz und Ballsicherheit des bei Borussia Dortmund ausgebildeten Akteurs ist auffällig. Dazu kommt seine Kopfballstärke, die dafür sorgt, dass hohe Bälle, die in St. Paulis Hälfte geschlagen werden, nicht mehr von einem Akteur der Vierer-Abwehrkette per Kopf verteidigt werden müssen.

Sobota und Thy verdrängen Rzatkowski

Trainer Lienen allerdings betraut seine beiden „Sechser“ nicht allein mit defensiven Aufgaben. „Soweit ich weiß, hat Julian heute ein Tor geschossen“, sagte Lienen nach dem jüngsten Test am vergangenen Sonnabend gegen Silkeborg (3:0) ein wenig süffisant, um die von ihm auch erwartete Variabilität zu unterstreichen. Tatsächlich hatte Koch sogar das erste und dritte Tor erzielt.

In der offensiven Dreier-Mittelfeldreihe sieht Lienen derweil Marc Rzatkowski in der mittleren Position besser aufgehoben als außen, wo er zuvor meistens gespielt hatte. Gegen Silkeborg spielten stattdessen rechts Zugang Waldemar Sobota sowie links Lennart Thy. Nominell einziger Stürmer war John Verhoek, der im Laufe des Spiels von Ante Budimir abgelöst wurde. „Für mich ist Thy aber auch als zweiter Stürmer zu betrachten. Er soll ja nicht stur auf der linken Seite kleben bleiben, sondern auch in die Spitze gehen“, sagte Trainer Lienen. Auch hier erwartet er eben Variabilität von seinen Akteuren.

Der FC St. Pauli steht offenbar vor einem erneuten Ausrüsterwechsel. Nachdem Hummel erst seit dem vergangenen Sommer die komplette Team-Ausstattung inklusive der Trikots übernommen hat, soll von Juli 2016 an der US-amerikanische Konzern Under Armour Ausrüster des Millerntorclubs werden. Dies berichtet das Fachmagazin „Sponsors“. Der FC St. Pauli sowie die beiden Sportausrüsterfirmen nahmen dazu auf Anfrage keine Stellung.