Darmstadts Dominik Stroh-Engel ist einer der bemerkenswertesten Spieler der bisherigen Zweitligasaison. Im Gastspiel am Millerntor kommt es zum Hünenduell mit Lasse Sobiech.

Hamburg. Es kommt nicht häufig vor, dass es St. Paulis Innenverteidiger Lasse Sobiech mit einem Gegner auf Augenhöhe zu tun bekommt – rein von der Körpergröße her. 1,96 Meter misst der vom HSV ausgeliehene Profi, im Zweitliga-Heimspiel am Sonntag (13.30 Uhr) gegen den starken Aufsteiger SV Darmstadt 98 wird er es mit dem sogar noch einen Zentimeter längeren Dominik Stroh-Engel zu tun bekommen.

Doch nicht nur wegen seiner Körpermaße ist Stroh-Engel einer der bemerkenswertesten Spieler dieser Spielzeit in der Zweiten Liga. Er hat bereits acht Treffer erzielt und drei vorbereitet. Damit war er an mehr als der Hälfte aller Darmstädter Saisontore unmittelbar beteiligt. Dies ist allein deshalb ungewöhnlich, weil der im November schon 29 Jahre alte gewordene Stroh-Engel sich jetzt erst im deutschen Profifußball etabliert. Zuvor hatte er als 20-Jähriger lediglich drei Erstliga-Kurzeinsätze als „Joker“ für Eintracht Frankfurt gehabt und in der Saison 2008/2009 16 Mal in der zweiten Liga für den SV Wehen-Wiesbaden gespielt, wobei ihm allerdings insgesamt nur zwei Treffer gelangen.

Danach ging es mit Wehen-Wiesbaden wieder zurück in Liga drei, es folgte ein zweijähriges Gastspiel beim Liga-Konkurrenten SV Babelsberg 03 und die Rückkehr zu Wehen-Wiesbaden. Hier war Stroh-Engel zwar Stammspieler, nach 34 absolvierten Spielen standen aber nur drei Treffer zu Buche. Beim Wechsel im Sommer 2013 zu Darmstadt 98 muss mit Dominik Stroh-Engel, der bei den Fans nur „Dodo“ genannt wird, etwas sehr Spezielles geschehen sein. Mit insgesamt 27 Toren trug er maßgeblich dazu bei, dass die Südhessen hinter dem 1. FC Heidenheim und RB Leipzig Platz drei der Dritten Liga belegten. In den dramatischen Relegationsspielen gegen Arminia Bielefeld schoss er das wichtige 1:0 im Rückspiel in Ostwestfalen.

„Ich konnte einfach machen, was ich wollte. Der Ball war immer drin, fast zumindest“, sagte Dominik Stroh-Engel zu seiner beeindruckenden Erfolgsquote in der vergangenen Spielzeit. Eine Aussage, die die aktuellen St.-Pauli-Stürmer nur neidisch zur Kenntnis nehmen können. Es versteht sich fast von selbst, dass der Sturmtank Torschützenkönig der Dritten Liga wurde – mit acht Treffern Vorsprung vor Daniel Frahn vom Mitaufsteiger RB Leipzig. Die Marke bedeutete sogar Rekord für die seit 2008 existierende, eingleisige Dritte Liga.

Stroh-Engel belehrt seine Kritiker

Trotz dieser Bilanz gab es in Darmstadt vor der aktuellen Saison durchaus Zweifel, ob Stroh-Engel auch in der Zweiten Liga bestehen könne. Trainer Dirk Schuster aber hielt an ihm fest und wurde bestätigt. Der Spätentwickler als Fußballprofi traf gleich in den ersten fünf Saisonspielen jeweils einmal und trug so entscheidend dazu bei, dass die „Lilien“ in diesen Partien ungeschlagen blieben und für einen Aufsteiger optimal in die neue Spielklasse starteten. Bis heute hat Darmstadt kein Spiel verloren, wenn Stroh-Engel ein Tor erzielte. Dies war eine der Grundlagen dafür, dass das Team mit 26 Punkten, also doppelt so vielen wie der FC St. Pauli derzeit auf dem Konto hat, Tabellenvierter ist. In Darmstadt ist der Stürmer längst eine Kultfigur. Auch die Merchandising-Abteilung des Vereins hat inzwischen reagiert und für das Weihnachtsgeschäft eine Engelsfigur mit Flügeln aus Stroh, eben einen „Stroh-Engel“, auf den Markt gebracht.

In den jüngsten drei Spielen aber – und das ist ein Hoffnungsschimmer für den FC St. Pauli – hatte Stroh-Engel eine Pause in seiner Torproduktion eingelegt. Prompt blieb auch sein Team ohne Treffer, erreichte aber immerhin jeweils ein 0:0 und damit insgesamt drei Punkte. „Es ist ein Wahnsinn, was unsere Abwehr in den vergangenen Wochen alles abgeräumt hat“, lobte der sonst so oft umjubelte Stroh-Engel seinerseits die Kollegen aus der Defensive.