Vor der Pokalpartie kritisieren sich die Dortmunder Spieler untereinander. Trainer Jürgen Klopp hat einen psychischen Knick in seinem Team ausgemacht. St. Pauli fühlt sich als Außenseiter sehr wohl.

Hamburg. Die 0:4-Niederlage am Wochenende gegen den Karlsruher SC schmerzt zwar noch immer gewaltig - die Profis des FC St. Pauli dürften dennoch ein wenig froh sein, derzeit nicht beim kommenden Gegner Borussia Dortmund aus dem Fußball-Oberhaus zu spielen. Vor dem Pokalduell beider Vereine am Millerntor (Dienstag, 20.30 Uhr, Liveticker bei Abendblatt.de) trübt die sportliche Krise endgültig auch das interne Klima beim Champions-League-Teilnehmer aus Dortmund. Erstmals griffen sich Spieler der ehemaligen Erfolgsmannschaft gegenseitig verbal an.

"Der Ball ist sehr lange geflogen, ich war sehr überrascht, dass er ins Tor geflogen ist", sagte Kapitän Mats Hummels über das Gegentor bei der jüngsten 0:1-Niederlage gegen Hannover. Ein klarer Seitenhieb auf Torwart Roman Weidenfeller, den Hummels somit verantwortlich für die erneute Niederlage in der Bundesliga machte. Der so gescholtene Torwart verschwand nach der Partie wortlos, sichtlich verärgert über die Äußerungen des Teamkollegen. Das Mannschaftsklima sei in Takt, betont Trainer Jürgen Klopp.

Der Coach hat andere Mängel in seinem Team ausgemacht. „Die Angst vor dem Nicht-Gewinnen ist bei uns sicher da“, sagte BVB-Coach Jürgen Klopp vor der Partie am Dienstag. „Unsere Aufgabe ist es nun, ein positives Selbstbild zu bewahren.“ In der Liga steht Dortmund auf Platz 15 – die größte sportliche Krise seit Klopps Amtsantritt.

St. Pauli freut sich auf Außenseiter-Rolle

Beim FC St. Pauli ist die Stimmungslage nur unwesentlich besser. Er könne „immer noch kotzen“, sagte Verteidiger Lasse Sobiech nach der deutlichen Heimniederlage am Sonnabend. Ausgerechnet vor dem großen Pokalspiel fingen sich die Hamburger nach starkem Aufwärtstrend zuletzt zwei Niederlagen in Folge ein. Doch genau darin sieht Kapitän Sören Gonther den großen Vorteil für den Kiez-Club, dessen Millerntor-Stadion mit 29 063 Besuchern ausverkauft sein wird„Wir können mit unseren Zuschauern einen ganz besonderen Geist entstehen lassen. Und die Underdog-Rolle liegt uns“, betonte der Mannschaftsführer.

Trotz der zuletzt zwei Punktspiel-Pleiten glaubt Coach Thomas Meggle, das der Pokal-Hit zu rechten Zeit kommt. „In der 2. Liga lief es für uns zuletzt nicht gut, aber das ist ein ganz anderer Wettbewerb.“ Er erinnerte an die Cup-Saison 2005/06, als die damals drittklassigen Hamburger Wacker Burghausen, den VfL Bochum, Hertha BSC Berlin und Werder Bremen aus dem Wettbewerb warfen. Meggle: „Ich hoffe, dass es eine Nacht wird, die in die Geschichte des Clubs eingehen wird.“

Eine Überraschung scheint möglich, weil der BVB in der Bundesliga zuletzt sogar viermal in Serie verloren hat und sich nur auf Rang 15 wiederfindet. Meggle will sich davon aber nicht blenden lassen. „Wir haben Respekt vor Dortmund. Wir müssen uns in dem Spiel in jeden Zweikampf werfen, vor jeden Schuss noch ein Bein bekommen und einfach eklig sein“, fordert der Ex-Profi.