Der neue Coach des FC St. Pauli will gegen 1860 München mit „Emotion und Leidenschaft“ bestehen. Für die tägliche Trainingsarbeit schaute sich Meggle einige Tricks von Holger Stanislawski ab.

Weltpokalsiegerbesieger, Mitglied der Jahr100Elf des FC St. Pauli, aber eben auch ein waschechtes Münchner Kindl – dass Thomas Meggle sein Debüt als Cheftrainer des FC St. Pauli nun gerade gegen seinen Ex-Klub München 1860 gibt, stürzt ihn dennoch nicht in Gewissenskonflikte. „Ich bin halt ein Münchner, der in Hamburg seine zweite Heimat gefunden hat“, sagte der 39-Jährige vor dem Gastspiel der „Löwen“ am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) am Millerntor.

Mit einer Mischung aus modernster Trainingsmethodik und klassischem Stallgeruch nach insgesamt 13 Jahren als Spieler und Trainer soll der einstige Mittelfeldspieler den Kultklub wieder in sportlich ruhigeres Fahrwasser führen. Nur vier Punkte aus den ersten vier Spielen raubten dem Präsidium den Schlaf – und kosteten Meggles Vorgänger Roland Vrabec in der vergangenen Woche den Job.

„Es ist nicht meine Art, viele Blicke in die Vergangenheit zu werfen. Klar ist aber, dass wir alte St.-Pauli-Tugenden wieder aufleben lassen müssen“, sagte Meggle. Auf die bedingungslose Unterstützung der Fans darf der 39-Jährige auf jeden Fall bauen. Nach der Trennung von Urgestein Holger Stanislawski und dem kürzlichen Laufbahnende des langjährigen Kapitäns Fabian Boll ist der Familienvater die letzte große Identifikationsfigur für die ganz spezielle Anhängerschaft der Kiezkicker.

Für die Trainingsleitung hat sich Meggle dabei einiges von anderen Cheftrainern abgeguckt. Vor allem die Methoden der früheren St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski, André Schubert und Michael Frontzeck flössen nun in seine eigene Arbeit ein. Ständig versuche er außerdem, sich in andere Trainer hineinzuversetzen, sagte Meggle der „Bild“. „Das beste Beispiel ist Jens Keller, der bei Schalke die beste Rückrunde aller Zeiten gespielt hat, aber trotzdem permanent angeschossen wird. Da frage ich mich: Wie würde ich das Thema lösen“, sagte Meggle.

Test gegen Bayer macht Mut

Seine Schützlinge jedenfalls haben im Training und auch in einem Testspiel beim Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen (2:2) dokumentiert, dass sie ihrem neuen Coach folgen wollen. Meggle: „Die Jungs ziehen gut mit, man merkt einfach, dass sie den Willen haben, erfolgreicheren Fußball zu spielen.“

Sollten sie dies schon am Sonntag umsetzen, könnten die 90 Fußball-Minuten in der Hansestadt schon die letzten seines Kollegen Ricardo Moniz als Chefcoach der Gäste gewesen sein. Denn der einstige Europapokalfinalist ist noch schlechter gestartet als die Norddeutschen und wird an der Isar immer kritischer beäugt.

Vielleicht zu vollmundig hatte Moniz vor Saisonbeginn vom Aufstieg gesprochen, nach vier Partien ohne Sieg gehen dem Niederländer nun langsam die Argumente aus. Doch noch scheint der Fußball-Lehrer seinen Vetrauensvorschuss bei Präsident Gerhard Mayrhofer zumindest nicht vollständig aufgebraucht zu sein: „Wir müssen die Arschbacken locker lassen und auf dem Gas bleiben.“