Der FC St. Pauli bezwingt den SV Sandhausen in den letzten Minuten mit 2:1 und feiert den ersten Heimsieg seit März. Der Treffer in der Nachspielzeit nimmt Druck von Trainer Vrabec.
Hamburg. Als die Nachspielzeit schon angezeigt worden war und die ersten Zuschauer schon die Haupttribüne verlassen hatten, gab es doch noch das Happy End. Nach einem Gewühl im Strafraum, bei dem mehrere Torschussversuche abgeblockt wurden, sprang der Ball zu Lasse Sobiech, der traf den Pfosten, von dort prallte der Ball einem Verteidiger an den Rücken und fand den Weg ins Tor. Der umjubelte Siegtreffer zum 2:1 für den FC St. Pauli gegen den SV Sandhausen. Der Bann war gebrochen, der erste Heimsieg in der Zweiten Liga seit dem 3. März (2:1 gegen Union Berlin) perfekt. Das Wie interessierte in diesem Moment niemand mehr.
„In der 92. Minute das Tor gemacht – diese Siege sind die schönsten“, sagte Sören Gonther, „ein solches Erfolgserlebnis zu Hause haben wir gebraucht.“ Es war ein typisches Millerntor-Drama, es war auch ein Erfolg für Trainer Roland Vrabec, dessen Ablösung im Falle einer Niederlage gedroht hätte. Entsprechend groß wirkte seine Erleichterung: „Wir haben nicht so gespielt, wie wir gern wollten. Aber am Ende zählen die drei Punkte, egal wie.“
Im Vergleich zum Pokalsieg bei Optik Rathenow hatte Vrabec nur eine personelle Veränderung vorgenommen. Innenverteidiger Sobiech, der seine Adduktorenprobleme überwunden hatte, rückte anstelle von Philipp Ziereis wieder in die erste Elf. Im Angriff durfte der vor knapp zwei Wochen verpflichtete Ante Budimir seine Millerntor-Premiere als Teil der Startformation geben.
Überraschend nicht einmal auf der Reservebank waren Stürmer Lennart Thy und Defensiv-Routinier Bernd Nehrig. Womöglich deutet sich hier ein bevorstehender Wechsel noch in der Sommer-Transferperiode an. Thy verfolgte das Spiel, mit St.-Pauli-Sweatshirt gekleidet, auf der Haupttribüne.
Er sah einen perfekten Start seiner Mannschaft, eingeleitet durch Budimir. Der Kroate eroberte, allerdings aus Abseitsposition, bei einem Rückpass der Sandhausener den Ball und passte diesen ideal auf den Sturmkollegen Christopher Nöthe, der ohne Probleme das 1:0 (5. Minute) erzielen konnte.
Doch das Selbstvertrauen nach diesem Treffer bröckelte zusehends. Schon in der zwölften Minute hätte Sandhausens Alexander Bieler den Ausgleich erzielen können. Seinen Schuss aus rund zehn Metern konnte St. Paulis Schlussmann Philipp Tschauner mit einem Reflex noch über das Tor lenken.
Elf Minuten später war auch er machtlos. Nach einem umstrittenen Freistoß gab es erneut eine Fehlerkette in St. Paulis Defensive, sodass letztlich Sandhausens Marc Pfertzel den Ball von der Grundlinie in die Mitte spielen konnte, wo der heranstürmende René Gartler den Ball ins Netz beförderte.
Bis zur Halbzeitpause gelang es St. Pauli danach kaum noch, mit einem geordneten Spielaufbau Angriffe einzuleiten. Dagegen wirkte Sandhausen ballsicherer und kam zu weiteren Torchancen. Dabei bewahrte Tschauner sein Team etliche Male vor dem Rückstand.
Unmittelbar nach Wiederbeginn zeigte erneut Tschauner seine Klasse. Zweimal parierte er gegen den frei vor ihm auftauchenden Gartler (49. und 52.), beim zweiten Mal mit einer Blitzreaktion mit der rechten Hand. Insgesamt aber erhöhte das St.-Pauli-Team nach rund einer Stunde Spielzeit den Druck. Marc Rzatkowski beförderte per Seitfallzieher den Ball aber ebenso über das Tor wie Kapitän Sören Gonther mit seinem Kopfball. Und bei Jan-Philipp Kallas Distanzschuss nach einer Freistoßvariante von Christopher Buchtmann war Sandhausens Torwart Manuel Riemann zur Stelle.
13 Minuten vor dem Ende zögerte Rzatkowski im Strafraum einen Moment zu lange mit dem Torschuss, nachdem er vom überzeugenden und unermüdlichen Budimir angespielt worden war. Der Wille, dieses Heimspiel unbedingt gewinnen zu wollen, war bei den St. Paulianern in der Schlussphase mehr und mehr zu spüren. Der Lohn kam spät, aber er kam.
„Daraus sollten wir Kraft schöpfen“, sagte Sportchef Rachid Azzouzi und richtete den Blick nach vorn: „Es ist super, dass wir jetzt mit Fürth und 1860 München zwei Gegner vor der Brust haben, wo nicht jeder denkt, die hauen wir aus dem Stadion.“