Auf den ersten Blick war es ein Allerwelts-Foul, das der Ingolstädter Almog Cohen Ende September vergangenen Jahres nach nicht einmal drei Minuten an Fabian Boll beging. Doch der Innenbandriss im rechten Knie, den sich der Kapitän des FC St. Pauli dabei zuzog, sollte weitreichende Folgen haben. Boll entschied sich im Winter, am Saisonende seine aktive Karriere zu beschließen – zwölf Jahre nach seinem Debüt beim Kiezclub. Richtig fit ist der 34-Jährige seit jener Szene in Ingolstadt nicht wieder geworden. Am Sonntag darf er beim letzten Saisonspiel gegen Aue noch einmal sein Team ins Millerntor-Stadion führen. Dies hat sich „Boller“, der in den vergangenen Jahren die große Identifikationsfigur des FC St. Pauli war, auch mehr als verdient.
Auf der Tribüne werden seine Frau Alexandra und die zehn Monate alte Tochter zuschauen. Es war immer Bolls großer Traum, dass ihn zumindest sein erstes von zwei oder drei gewünschten Kindern als Fußballprofi live spielen sehen kann. Dabei hat er sich selbst nie nur als Fußballer definiert, er arbeitete in Teilzeit auch immer als Polizist – einzigartig in der heutigen Profiszene. Boll hat sich damit arrangiert, dass dieselben Fans, die ihn als bodenständigen, authentischen Kiezkicker verehren, eine überkritische Haltung zur Polizei pflegen. „Wenn ich Fußball spiele, bin ich kein Polizist – und umgekehrt“, sagte er einmal im Abendblatt. Klare Worte – typisch Fabian Boll eben.